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Donauwörth: Eltern aus Donauwörth berichten: So läuft Homeschooling wirklich

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Eltern aus Donauwörth berichten: So läuft Homeschooling wirklich

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    Schule zu Hause – das ist seit fast einem Jahr zur Gewohnheit geworden. Die Erfahrungen der Eltern damit sind recht unterschiedlich, wie eine Befragung unserer Zeitung ergeben hat.
    Schule zu Hause – das ist seit fast einem Jahr zur Gewohnheit geworden. Die Erfahrungen der Eltern damit sind recht unterschiedlich, wie eine Befragung unserer Zeitung ergeben hat. Foto: Alexander Kaya

    Seit Weihnachten müssen Schüler zu Hause lernen. Nur die Abschlussklassen können in die Schule. Wann Homeschooling ein Ende hat, ist unklar. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) hat angekündigt, dass die Eltern erst ab Mitte oder gar Ende kommender Woche definitiv Bescheid wissen, wie es mit Distanz- oder Wechselunterricht weitergeht. Was Schule zu Hause wirklich bedeutet – das wollte die Donauwörther Zeitung von den Eltern in der Region wissen. Hier haben wir die sehr persönlichen Einblicke und bisherigen Bilanzen ungefiltert abgedruckt.

    • Kerstin Mokosch: „Ich spiele den Erklärbären“ „Ich finde es eine große Herausforderung, für drei Kinder, davon zwei in der Grundschule, den ,Erklärbären‘ zu spielen, alle Videokonferenzen zu koordinieren und am Ende dann noch alles hochzuladen. Wir haben außerdem extra noch zwei Laptops angeschafft, damit jedes Kind an den Videokonferenzen teilnehmen kann. Wir sind mit Mittagessen oft erst gegen 15 oder 16 Uhr fertig, weil jedes Kind einfach auch separat Zeit braucht, um schwierigen Unterrichtsstoff in Ruhe näher zu erklären. Dann noch ein bisschen spazieren gehen, Haushalt machen, kochen, und dann geht mein Arbeitstag quasi um 20 Uhr an, wenn meine Kids im Bett sind. Ich arbeite dann oft bis circa 1 Uhr – und dann geht’s tags drauf wieder los. Also ich muss sagen: Ich komme sehr stark an meine körperlichen und psychischen Grenzen und hoffe einfach, dass wenigstens bald Wechselunterricht losgeht. Ansonsten kann ich meine Selbstständigkeit an den Nagel hängen.“

    • L.: „Es braucht andere Lösungen“: „Wir sind alles mitgegangen – über jegliche Belastungsgrenzen hinaus. Wir zerreißen uns spätestens seit Herbst 2020, wir pauken mit den Kids, basteln, malen, machen alberne Youtube-Sportvideos und, und, und ... Wir haben uns alle mehr oder weniger mit der Situation arrangiert – wat mut, das mut. Teilweise haben wir aber auch kapituliert. Und zudem vor lauter Homeoffice, Homeschooling, Haushalt, Erziehung und Beschäftigung weder Zeit noch Kraft gefunden, uns wieder ,laut zu machen‘. Es braucht Lösungen, Pläne und Strukturen (die bisher ausschließlich WIR seit Monaten für unser Umfeld schaffen)! Mein Appell geht an die Entscheidungsträger: Die Kinder brauchen wieder Kontakt: zu Lehrern, Mitschülern, Freunden, Erziehern, Vereinsfreunden! Wir müssen raus aus der Isolation – wir brauchen Input und Austausch. Es gibt viele Schulen mit kleinen Schülerzahlen im Ries, wir haben engagierte Lehrer, wir haben freie Kapazitäten bei Reisebussen; Säle und andere größere Veranstaltungsorte stehen leer, es gibt Schnelltests. Da muss es doch für Kindergarten- und Schulkinder langsam mal andere Überlegungen geben, als alle zu Hause verkümmern zu lassen.“
    Zuhause in den Laptop schauen, statt in der Klasse alles live erleben: So sieht aktuell Schule aus.
    Zuhause in den Laptop schauen, statt in der Klasse alles live erleben: So sieht aktuell Schule aus. Foto: Marcus Merk
    • Silvia Chwalka: „Lehrerinnen sind sehr motiviert“: „Auch ich bin Mutter von drei Kindern. Sohn Klasse vier und Tochter erste Klasse. Mein Jüngster geht in den Kindergarten. Notbetreuung nehmen wir nicht in Anspruch, obwohl mein Mann und ich beide in der Pflege arbeiten. Beide Lehrerinnen sind sehr motiviert. Am Sonntag bekommen wir den Wochenplan beider Kinder. In der vierten Klasse zusätzlich eine Internettafel mit passenden Erklärvideos. Mein Sohn in der vierten Klasse hat täglich Onlineunterricht. Dort schaffen sie in der Kleingruppe etwa zwei Drittel des Tagespensums. Den Rest erledigt er selbstständig zu Hause. Meine Tochter, erste Klasse, hat zweimal die Woche mit der Lehrerin Online-Unterricht. Dort wird meist Neues erklärt, und der Austausch wird im Fokus gestellt, um die Motivation der Schüler aufrechtzuerhalten. Mein Jüngster kommt diesen September in die Schule. Wenn seine großen Geschwister Hausis machen, bekommt er Material für Vorschulübungen, Bastelanleitungen und so weiter, das er alles vom Kindergarten via Post zugeschickt bekommen hat. Sicher entstehen dadurch auch mal Reibereien, und es entsteht Stress. Aber dadurch ist die Familie noch enger zusammengerutscht.“
    • Franziska Lacher: „Bei uns klappt es ohne Probleme“ „Bei uns klappt es ohne Probleme. Mein Sohn ist im September in die Schule gekommen, aber er behält das neu Erlernte super. Unsere Arbeitsmaterialien bekommen wir superverständlich von der Lehrerin täglich per E-Mail zugeschickt, und einmal die Woche gibt es eine Videokonferenz, die auch prima funktioniert mit den Kindern und der Lehrerin. Also wir können uns nicht beklagen. Bleibt gesund!“
    Leere Klassenzimmer - so ist die Lage aktuell in Schulen im Landkreis Donau-Ries
    Leere Klassenzimmer - so ist die Lage aktuell in Schulen im Landkreis Donau-Ries Foto: Alexander Kaya (Symbolfoto)
    • Sarah Floer: „Ich bin an meiner Grenze“: „Ich bin mit meinen vier Kindern, Job, Haushalt et cetera definitiv an meiner Grenze. Mein Akku ist leer!“

    • Eduard Aufheimer: „Der digitale Unterricht funktioniert“: „Bei uns klappt es auch – zwei Kinder: Der digitale Unterricht funktioniert sehr gut. Über Teams Onlinekonferenzen und Unterricht plus Arbeitsunterlagen. Die Kleine bekommt ihr Arbeitsmaterial per Post zum Ausfüllen und zweimal die Woche online. Alles in allem geht es ganz gut. Keine Beanstandungen. Alles Gute weiterhin an alle.“

    • Stefanie Hermann: „Notbetreuung mit Tücken“: „Unser Sohn (dritte Klasse) ist in der Notbetreuung der Schule, da ich in der Pflege tätig bin und mein Mann schichtet. Unterlagen bekommen wir über Mebis jeweils sonntags. Das klappt alles super. Kontakt zur Lehrerin wäre ohne Probleme gegeben, da sie das Schultablet sogar für ihn eingerichtet hat. Teilnehmen darf/kann er trotzdem nicht, da es angeblich vormittags am Personal mangelt. Die Lehrerin versucht nach Möglichkeit, für ihn einmal die Woche eine Extrakonferenz zu machen, oder meldet sich telefonisch. Da vormittags nur eine Kraft da ist, hat er auch so gut wie keine Möglichkeit, sich bei neuen Themen helfen zu lassen. Fazit: Lehrerin top, Nachmittagsbetreuung top, Schule vormittags ein Desaster. Leider gibt es aber bei uns gerade in Mathe Probleme, und die diskutieren wir zu Hause endlos aus, und erklären lässt er sich schon gleich gar nix von mir als Mama.“

    • Claudia Kletschka: „Endlose Diskussionen“: „Der Versuch, einem Kind zu erklären, wie der Unterrichtsstoff geht, scheitert daran, dass wir keine Lehrer sind, sondern Eltern – und es mit eigenen Worten erklären. Das Homeschooling endet in Endlosdiskussionen. Zum Glück klappt die Notbetreuung zweimal in der Woche. Alles reibungslos. Es sind genügend Lehrkräfte da. Die Klassenlehrerin ist auch immer erreichbar, ebenso die meisten Fachlehrer. Aber es ersetzt nicht den regelmäßigen Unterricht!! Wer das glaubt, macht sich was vor! Meine Befürchtung und die vieler anderer Eltern aus unserer Schule: dass die schwächeren Kinder den Anschluss verlieren und Klassen wiederholen müssen. Und die besseren Schüler auch ihre Motivation verlieren und zu schwächeren Schülern werden. Kurz und knapp: Die schulische und berufliche Zukunft unserer Kinder wird mit jedem Tag im Distanzunterricht schwärzer! Es muss sich dringend was ändern!“

    • Mutter, die anonym bleiben will: „Horror pur“: „Drei Kinder Homeschooling. Fünfte Klasse Mittelschule: Horror pur. Dritte Klasse: Lehrerin klasse, Hausaufgaben für eine Woche freitags. Große, achte Klasse, Realschule: Online klappt gut. Ich muss in der dritten und fünften Klasse helfen, kochen, Haushalt, einkaufen ... Bin am Ende und die Kinder auch. ,So viel zu schreiben‘, jammern sie – und die unnötigen Nebenfächer.“

    Lesen Sie zu diesem Thema zwei verschiedenen Meinungen von Barbara Wild und Thomas HIlgendorf:

    • Pro Homescholling: Schule zu Hause schützt uns alle
    • Contra Homeschooling: Nehmt den Druck von Eltern und Kindern!
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