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Nach Fahrrad-Boom: Volle Lager, keine Kunden?

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Einst leere Lager, jetzt Ladenhüter? Das sagen Fahrradhändler aus der Region

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    Die gute Nachricht: Wer sich ein neues Rad kaufen will, hat bei Händlern in der Region wieder die volle Auswahl. Auch bei E-motion in Donauwörth-Nordheim ist die Nachfrage weiter hoch.
    Die gute Nachricht: Wer sich ein neues Rad kaufen will, hat bei Händlern in der Region wieder die volle Auswahl. Auch bei E-motion in Donauwörth-Nordheim ist die Nachfrage weiter hoch. Foto: Helmut Bissinger

    2021 und auch 2022 bescherte den Fahrradhändlern Rekordumsätze. Das Radl war für viele Menschen das ideale Fahrzeug, um dem Trübsinn der Pandemie und auch dem Virus selbst zu entfliehen. Die Nachfrage zog enorm an. "Unsere Lager sind leergefegt", hieß es damals auch bei den Händlern der Region. Und heute? Ist der Kauf eines E-Bikes für mehrere tausend Euro für die Kunden überhaupt noch Thema? Und hat der Kunde wieder eine Auswahl an verschiedenen Modellen?

    "So wie in der Pandemie wird es natürlich nicht mehr werden", sagt Tobias Haberl vom Fachgeschäft Moto-Inn in Münster. Damals war auch bei ihm die Nachfrage so hoch, dass sein Fahrradladen regelrecht leergekauft war. Dennoch brumme es derzeit, denn gerade die Werkstatt sei dieser Tage stark ausgelastet. Die Räder werden fit gemacht für die neue Saison. 

    Händler rund um Donauwörth blicken optimistisch ins neue Fahrradjahr

    "Im Januar ist die Nachfrage in der Tat etwas ruhiger", räumen die Händler in Nordschwaben auf Nachfrage dieser Redaktion ein. Das sei zu dieser Jahreszeit noch normal. Bei Zweirad Uhl in Donauwörth herrscht aber weiter gute Stimmung und Zuversicht für das neue Jahr: Denn es habe sich nach und nach ein neuer Markt aufgetan, der ein mögliches Umsatzloch stopfen könnte: das Jobrad. 

    Nahezu alle Händler in Nordschwaben bieten diese Form der Finanzierung für kostspielige Räder an. Dahinter steckt ein Geschäftsmodell, das Firmen, deren Mitarbeitende und Fahrradhändler zusammenbringt. Ein Arbeitgeber schließt mit der Leasingfirma einen Vertrag und mietet im weiteren Verlauf jenes

    "Das Geschäft hat sich dadurch etwas verändert", berichtet Toni Uhl. Die Arbeitnehmer hätten erkannt, dass man dadurch Steuern sparen kann und günstig zu einem Fahrrad kommt, ohne auf einmal 3000, 4000 oder 5000 Euro ausgeben zu müssen, die ein aktuelles E-Bike kosten kann. 36 Monate lang laufe der Leasingvertrag. Anschließend, so Uhl, könne der Arbeitnehmer das Rad ganz abkaufen. Im Regelfall spare er so zwischen 20 und 30 Prozent des Kaufpreises bei der Anschaffung seines neuen Rades. 

    Endlich steht in den Fahrradläden in Donauwörth wieder ein breites Sortiment

    Joachim Lindenberg von der "E-Bike-Welt Donauwörth" weiß, dass seine Leasing-Kunden ihr Rad nach Belieben nutzen können. Mancher Arbeitnehmer fahren mit dem "Jobrad" tatsächlich zum Arbeitsplatz, meistens kämen die Räder aber in der Freizeit zum Einsatz. "Endlich", sagt Lindenberg, könne er wieder ein breites Sortiment an Fahrrädern anbieten, weil die Lieferengpässe des vergangenen Sommers weitgehend überwunden und der Ausstellungsraum "voll" sei. 

    Tschüss Dienstwagen: Unternehmen wie Jobrad wollen mehr Menschen weg vom Auto hin zum Dienstfahrrad bringen – per Leasing.
    Tschüss Dienstwagen: Unternehmen wie Jobrad wollen mehr Menschen weg vom Auto hin zum Dienstfahrrad bringen – per Leasing. Foto: Felix Kästle, dpa (Symbolbild)

    In allen Fahrradfachgeschäften hat man einen Trend festgestellt, dem die Händler mit entsprechenden Angeboten entgegenkommen wollen. "Die Kunden suchen hochwertige E-Bikes", berichtetet Irmgard Schindel von der Bike- und Motorwelt in Monheim. Gefragt seien leistungsstarke Elektromotoren und große Akkus. Mit einem Vorurteil räumt sie auf: "E-Bikes sprechen alle Altersstufen an." So gut wie jede Altersgruppe hat den Spaß am E-Bike-Fahren für sich entdeckt. Dass dies "hauptsächlich etwas für Omas und Opas" ist, sei längst passé. 

    Fahrradhändler erwarten keinen wirklichen Einbruch beim Geschäft mit E-Bikes

    Einen wirklichen Einbruch an der Nachfrage der dann doch kostspieligen Zweiräder erwarten die Händler nicht, weil sie nun durch gefüllte Lager wieder aus dem Vollen schöpfen könnten. Und die Kunden würden die Vorteile der Elektro-Räder einfach schätzen: "Der größere Radius ermöglicht auch weniger trainierten Radlern große Routen anzugehen", heißt es. E-Bikes - oder eigentlich korrekter Pedelecs - helfen, so manche gefürchtete Steigung leichter zu meistern und vor allem auch den Rückweg bedenkenlos zu schaffen. 

    Eine große Nachfrage nach E-Bikes quer durch alle Altersgruppen hat auch Harald Spyrka von Top-Bike Brachem vor Weihnachten verzeichnet. Entsprechend zuversichtlich ist er, dass das Interesse an seinen Rädern bis zum Frühjahr ähnlich hoch sein werde. Die Kunden wählen oft Tiefeinsteiger - also Modelle, bei denen beim Aufstieg weniger Beweglichkeit notwendig ist. "Das ist am bequemsten und am meisten gefragt", sagt Spyrka. Er empfehle seinen Kunden immer, sich auf das E-Bike neu einzustellen. Man müsse vorausschauender fahren und dürfe angesichts der höheren Geschwindigkeit auch den Bremsweg nicht unterschätzen. 

    Noch eher selten zu sehen, aber immer mehr auf dem Vormarsch: Das Elektro-Lastenrad.
    Noch eher selten zu sehen, aber immer mehr auf dem Vormarsch: Das Elektro-Lastenrad. Foto: Arne Dedert, dpa (Symbolbild)

    Händler Tobias Haberl aus Münster weist darauf hin, dass die Auswahl an Bikes derzeit sehr groß sei und noch die Kaufpreise aus dem Jahr 2022 gelten würden. Wenn dann im Sommer die neuen Modelle auf den Markt kämen, sei mit deutlichen Preiserhöhungen zu rechnen. Haberl selbst ist übrigens von Lastenrädern mit Elektromotor begeistert, die ein großes Potenzial vor allem in den Städten hätten, in denen Parkplätze knapp sind. 

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