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Donauwörth: Ein rundum offenes Tanzhaus für die Donauwörther

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Ein rundum offenes Tanzhaus für die Donauwörther

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    Die maßgebliche Änderung am Tanzhaus von außen ist aus Richtung Süden zu sehen: Der Stahlbeton an der Seite soll aufgeschnitten werden, große Fenster erhellen dann Café und Bibliothek.
    Die maßgebliche Änderung am Tanzhaus von außen ist aus Richtung Süden zu sehen: Der Stahlbeton an der Seite soll aufgeschnitten werden, große Fenster erhellen dann Café und Bibliothek. Foto: Trint + Kreuder Architekten

    Das Tanzhaus, würde es fühlen und denken können, - es wäre gänzlich rot geworden am Donnerstagmittag. Die Architekten und Architekturprofessoren, die den besten Entwurf zur Sanierung gemeinsam mit Oberbürgermeister Jürgen Sorré im Rathaus prämierten, sie überschlugen sich schier mit Lob für das Gebäude. "Ein Juwel" sei es, etwas unbedingt Bewahrenswertes, ein Kulturgut, das Zentrum der Reichsstraße. Nur: Es schläft halt seinen Dornröschenschlaf. Nicht mehr lange allerdings, geht es nach den Planern.

    Künftig Café und Bibliothek miteinander verwoben in Donauwörth

    16 Büros waren im Rennen gewesen beim Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des zentralen Donauwörther Veranstaltungsgebäudes. Letztlich blieben drei übrig. Wie berichtet, ging der erste Platz (mit 40.000 Euro dotiert) schon vor 14 Tagen an das Kölner Büro Trint + Kreuder. Ihr Entwurf hatte das Ziel, wie im Protokoll der Juroren, das der Redaktion vorliegt, festgehalten ist, "das Tanzhaus für die Öffentlichkeit zu öffnen". Jetzt also die Prämierung - und eine detaillierte Beschreibung im Rathaus.

    Die Stadtbibliothek und das neue Café im Erdgeschoss sollen offen miteinander verschmelzen.
    Die Stadtbibliothek und das neue Café im Erdgeschoss sollen offen miteinander verschmelzen. Foto: Trint + Kreuder/Stadt Donauwörth

    Von einem künftig gemeinsamen Foyer aus würden Bibliothek und Café erschlossen - beide Einrichtungen teilen sich das gesamte Erdgeschoss. Das Café "treppt" sich entlang des Merkusplatzes ab, wie es die Fachleute beschreiben. An den Seiten des Gebäudes wird der Stahlbeton aufgebrochen und durch große Fensterfassaden Licht auch in die Untergeschosse gebracht. Kleiner Kritikpunkt der Jury: Das Café ist nicht komplett barrierefrei erreichbar. 

    Der Tanzhaussaal am bisherigen Platz als Vorteil

    Ein Vorteil war indes beim Siegerentwurf, wie Fachpreisrichter Professor Thomas Jocher und Verfahrensbetreuer Martin Köstlbacher vortrugen, dass der Tanzhaussaal seinen Standort beibehalten sollte - was wiederum unter "einem Teil" der Jury, der maßgeblich auch Stadträte und -Rätinnen angehörten, umstritten war. Letztlich aber überzeugten die Kölner Architekten um Kay Trint und Helen Gräser. Die wollen, wie sie bei der kleinen Feierstunde im Rathaus ausführten, vor allem "die Topografie nutzen" bei den Umgestaltungsplänen - also jenes abfallendes Gelände an den Seiten des Tanzhauses, die fortan geöffnet werden müssten. Am Schluss ergäben sich so bis zu vier Meter hohe Arkaden als großzügige Lichteinfallspunkte. 

    Auch beim Stadtsaal sollen sich die Eingriffe in Grenzen halten. Allerdings werden unten als auch oben Wände herausgenommen - mehr Offenheit ist auch hier das Thema.
    Auch beim Stadtsaal sollen sich die Eingriffe in Grenzen halten. Allerdings werden unten als auch oben Wände herausgenommen - mehr Offenheit ist auch hier das Thema. Foto: Trint + Kreuder/Stadt Donauwörth

    An der Reichsstraßen-Seite soll der Eingang nicht mehr versteckt ins zweite Glied gerückt verbleiben (wie es früher modern war), sondern vorne an den bestehenden Arkaden verglast sein. Vorrücken statt zurückweichen. Und eben auch hier die Devise: offen statt verschlossen. "Damit kann das Tanzhaus ein offener Baustein der Stadt sein", erklärte Architekt Trint. Einige Unklarheiten gibt es indessen noch in Sachen Dachgeschoss, wie Fachpreisrichter Jocher anmerkte. Und trotzdem, so resümierte der Architekturprofessor: "Mit den Ergebnissen bekommt die Stadt das Beste."

    Jocher: Umbau im Bestand wird eine große Rolle spielen, nicht nur in Donauwörth

    Jocher unterstrich derweil, dass der Umbau im Bestand in Deutschland in den kommenden Jahren eine gewichtigere Rolle spielen werde, Stichwort: Flächenverbrauch. Das Tanzhaus hat also durchaus so etwas wie einen Vorbildcharakter im öffentlichen Bau. Ziel sei es grundsätzlich gewesen, dass das Tanzhaus "sein Gesicht bewahrt". Dies sei der offensichtliche Wunsch der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger gewesen, welcher über den Bürgerentscheid ja letztlich auch seinen Ausdruck fand. An diese Argumentation schloss sich auch Verfahrensbetreuer Köstlbacher an: "Wir wollten das Tanzhaus vorsichtig behandelt wissen, gerade wegen der Umstrittenheit im Vorfeld."

    So soll das Tanzhaus in Donauwörth von der Reichsstraße aus künftig aussehen. Die Änderungen sind moderat - die Arkaden sollen in Zukunft verglast sein, das Gebäude durch mehr Licht einen offeneren Charakter vorweisen.
    So soll das Tanzhaus in Donauwörth von der Reichsstraße aus künftig aussehen. Die Änderungen sind moderat - die Arkaden sollen in Zukunft verglast sein, das Gebäude durch mehr Licht einen offeneren Charakter vorweisen. Foto: Trint + Kreuder/ Stadt Donauwörth

    Doch wie geht es jetzt konkret weiter in Sachen Tanzhaus? Die Gewinnerbüros mit den Plätzen eins bis drei gehen allesamt in das Vergabeverfahren, auch wenn es im Zuge der Prämierung so gut wie feststeht, dass die Erstplatzierten ihre Ideen umsetzen werden. Die Zweit- und Drittplatzierten sind deshalb noch an Bord, weil es Alternativen geben müsse, "falls einer abspringt und sich entschließt, Weinbauer in der Toskana zu werden", wie Jocher augenzwinkernd anmerkte. Die Büros müssen ihr Vorgehen noch einmal detailliert skizzieren und ein Angebot schreiben. Im Frühjahr soll dann der Auftrag offiziell vergeben werden. OB Sorré rechnete zuletzt mit einem Baubeginn ab Mitte 2024.

    Die Entwürfe aller 16 Büros sind jetzt in einer öffentlichen Ausstellung im Donauwörther Rathaus (Obergeschoss) zu sehen.

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