Was haben sich Menschen am Donauwörther Bahnhof geärgert, die schlecht zu Fuß oder gar auf einen Rollstuhl angewiesen sind, die einen Kinderwagen vor sich herschieben, oder die auf ihrer Reise schwere Koffer schleppen müssen. Viele Stufen runter, viele Stufen rauf - der Weg zum Zug war beschwerlich, manchmal sogar gefährlich. Seit Kurzem gehören solche Probleme der Vergangenheit an. Der Bahnhof, an dem an einem normalen Werktag rund 10.000 Personen ein-, aus- oder umsteigen, ist jetzt barrierefrei. Der Weg dahin war lang und der Umbau verschlang eine Riesen-Summe.
Über das Projekt war schon seit Jahren geredet worden. Studien wurden in Auftrag gegeben, Konzepte geschmiedet, Pläne erstellt. Die Bauarbeiten starteten im Mai 2020. Seitdem wurden nach und nach die Bahnsteige und der Fußgängertunnel unter den Gleisen erneuert. Es wurde auch ein zusätzlicher Zugang direkt von der Straße her geschaffen. Die Bahnsteige erhielten neue Dächer, Sitzgelegenheiten, Mülleimer, einen neuen Bodenbelag mit Platten, an deren Rillen sich Sehbehinderte orientieren können. Neue Anzeigetafeln an den Gleisen und in der Unterführung versorgen die Fahrgäste mit Informationen. Alles wirkt freundlicher und funktionaler als vorher. Einfach zeitgemäß.
An jedem Bahnsteig in Donauwörth ist jetzt ein Aufzug in Betrieb
Kernstück des Bahnhofsumbaus waren die Personenaufzüge aus Stahl und Glas. An jedem Bahnsteig steht jetzt ein solcher Aufzug. Der an Gleis 1 ließ am längsten auf sich warten. Die Inbetriebnahme sollte - so hieß es im vergangenen Jahr - eigentlich im Frühjahr 2023 erfolgen, verzögerte sich aber. Dem Vernehmen nach fehlten Teile. Auch die Abnahme musste erfolgen. Jetzt aber ist es so weit: Der letzte Aufzug ging in Betrieb, womit die Barrierefreiheit sichergestellt ist.
Wie nötig diese Maßnahme ist, zeigt sich an einem Wochentag innerhalb weniger Minuten. Nachdem kurz vor 18 Uhr ein Zug eingetroffen ist, benutzt ein junges Paar aus Dresden die Aufzüge. Es will mit seinen schwer bepackten Fahrrädern weiter in Richtung Augsburg reisen, um dann die Alpen zu überqueren. Über die Treppen wäre der Anschlusszug nur mit großer Kraftanstrengung zu erreichen, stellen die Radler fest. Wenige Augenblicke später schiebt eine junge Mutter ihren Kinderwagen aus dem Aufzug.
Das Projekt Bahnhof in Donauwörth kostet knapp 50 Millionen Euro
Das gesamte Projekt ist der Deutschen Bahn zufolge auf knapp 50 Millionen Euro veranschlagt. Davon trägt der Freistaat Bayern den Großteil. Den Rest übernehmen die Bahn und der Bund.
Nicht nur an den Bahnsteigen wurde gearbeitet. In der Zwischenzeit ist auch der Laden im Bahnhof ("Service-Store") modernisiert worden. Bis Juni 2024 stünden noch einige Restarbeiten an, teilt die Bahn auf Anfrage mit.
Ziel der Stadt Donauwörth ist es, auch das Umfeld des Bahnhofs zu verbessern. Bei diesem Projekt hält sich die Deutsche Bahn weitgehend raus. Sprich: Die Kommune und der Staat (über Zuschüsse) müssen zahlen. Dies galt etwa auch für die Erweiterung des Parkhauses am Bahnhof. Die neuen Stellplätze würden gut angenommen, ist aus dem Rathaus zu hören.
Die Stadt errichtet am Bahnhof ein WC-Gebäude
Noch immer sind allerdings die Toiletten ein Provisorium. Aktuell steht zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem Parkhaus ein WC-Container. Dieser soll laut Plan der Kommune Anfang 2024 durch ein Betonbauwerk ersetzt werden, das auf der aktuell noch gekiesten Fläche erstellt wird. Kosten: gut 330.000 Euro. Die Stadt will außerdem die Anlage modernisieren, in der Fahrräder abgestellt werden können. Da kommen mehrere Varianten in Betracht. Welche verwirklicht wird, ist noch offen.
Seit Jahren ist bekanntlich auch die Verlängerung des Fußgängertunnels unter den Gleisen zur Industriestraße (Airbus-Werk) hin im Gespräch. Allerdings gibt es hierfür noch keinen Zeitplan.
Über die Barrierefreiheit im Donauwörther Bahnhof freut sich indes der Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler: "Wir haben immer darauf hingearbeitet." Fackler teilt auf Anfrage mit, er sei froh, dass das Vorhaben jetzt umgesetzt ist. Das Wort "Meilenstein" werde allgemein zwar inflationär verwendet, sei in diesem Fall aber angebracht.
Ebenfalls glücklich mit der neuen Situation ist die Stadt. Bürgermeister Josef Reichensberger merkt an, es habe zwar lange gedauert, nun könnten die Bahnkunden aber ohne Umstände die Bahnsteige erreichen. Er sei froh und dankbar, dass auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität "endlich den Bahnhof problemlos nutzen können".