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Donauwörth: Tanzhaus wird deutlich später fertig – drohen weitere Überraschungen?

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Tanzhaus wird deutlich später fertig – drohen weitere Überraschungen?

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    Die Sanierung des Tanzhauses in der Reichsstraße. wird mehr Zeit in Anspruch nehmen als bislang angenommen.
    Die Sanierung des Tanzhauses in der Reichsstraße. wird mehr Zeit in Anspruch nehmen als bislang angenommen. Foto: Thomas Hilgendorf

    Das Donauwörther Tanzhaus hat einen legendären Ruf. Nicht etwa, weil der im historischen Stil errichtete Betonbau aus den frühen 1970ern geschichtlich so wertvoll wäre. Das Projekt hat es jüngst sogar bis ins Programm der Kabarett-Ikone Gerhard Polt und den Well-Brüdern geschafft. Seit Jahren kann es nicht genutzt werden – und nun folgt das, was für viele in Donauwörth ohnehin feststand: Die Sanierung wird mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht. Die beauftragten Architekten nannten vor dem Bauausschuss am Montagabend die Gründe.

    Zunächst ein kleiner zeitlicher Sprung zurück. Sonntagvormittag, Aula des Gymnasiums Donauwörth. Gerhard Polt und die Well-Brüder nahmen vor 400 Besucherinnen und Besuchern und damit ausverkauftem Haus auch so manches lokale Thema aufs Korn. Und so erklärte Michael Well, dass man in Donauwörth den Kindern die Unendlichkeit mittlerweile recht anschaulich mit der Entwicklung des Tanzhauses erklären könne. Das lautstarke Lachen zeugte davon, dass hier ein heißes und heikles Thema mit einem humorigen Satz auf den Punkt gebracht wurde. Denn in der Tat scheint die Sanierung des Tanzhauses eine nicht enden wollende Geschichte zu sein.

    Ein Grund für die Verzögerung beim Tanzhaus sind die Ausschreibungen

    Kay Trint aus Köln ist ein erfahrener Architekt. Er wusste, dass die Pläne in der Stadt ehrgeizig waren, bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode fertig zu werden mit dem Umbau des zentralen Veranstaltungsgebäudes. Allein die bürokratischen Abläufe, all die einzelnen Ausschreibungen, die Gesetz sind – das schlucke inzwischen enorm viel Zeit, wie der Architekt im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte. Bei öffentlichen Projekten zudem merklich mehr als bei privaten. Doch das ist nicht der einzige Grund für die Verzögerung.

    Die ist nicht unerheblich: Ein realistisches Zieldatum ist nach den Worten Trints nun "Ende 2027". Die Sanierung eines Altbestandes hat es, das weiß jeder Besitzer eines älteren Bauwerks, meist in sich. Überraschung folgt oft auf Überraschung. Trint war es bei der Einsicht der vorhandenen Unterlagen ebenso gegangen. Ein Problem zeigte sich derweil schnell: Wichtige Baudokumente aus den frühen 1970er-Jahren seien nicht mehr vorhanden gewesen – man musste sich durch die Archive kämpfen und sich mit späteren Plänen aus den Jahren 1983 und 2018 behelfen. In detektivischer Kleinarbeit, und nach diversen Begehungen, musste und muss man herausfinden, welche Materialien überhaupt verbaut worden waren, wo welche statischen Elemente in welchen Größenordnungen vorhanden sind, wo gebohrt und durchgebrochen werden kann und wo nicht – und und und.

    Tetrisspielen im Donauwörther Tanzhaus

    Wie am Tag zuvor Polt und die Well-Brüder, nahm auch Trint am Montag vor dem Bauausschuss kein Blatt vor den Mund: "Decken wegzunehmen, das ist nicht ohne. Die Schadenssanierung wird lange dauern." Allein die Auseinandersetzung mit der Statik sei angesichts der (nicht) vorhandenen Unterlagen "beeindruckend", wie es der Architekt diplomatisch ausdrückte. Die Frage, wo wie gebohrt werden könne, werde dann wohl "ein Tetrisspiel". Mittlerweile habe er mit seinen Kollegen eine 3D-Skizze des Tanzhaus-Körpers samt der Wand- und Deckenstärken anfertigen können. Nun könnten in einem nächsten Schritt die Fachingenieure beauftragt werden. Diese müssten dann genau analysieren, was von den Plänen zur Ausgestaltung des massiven Baus in der Mitte der Reichsstraße möglich sein wird – und was eventuell auch nicht. Vorsichtig sagte Trint in Richtung Ausschussmitglieder und Oberbürgermeister: "Ich glaube, in der Bauphase werden wir noch ein paar Überraschungen erleben."

    Architekt Trint geht davon aus, dass 2025 die Ausführungsplanung abgeschlossen werde und die Jahre 2026 und 2027 eine "intensive Bauphase" bedeuten würden. 

    Entrümpelungsparty im Donauwörther Tanzhaus?

    Indes befindet sich neben so manchem Schadstoff auch noch einiges an Mobiliar in dem mächtigen Bauwerk. Gegebenenfalls könnte eine Art "Entrümpelungsparty" veranstaltet werden, stellte Oberbürgermeister Jürgen Sorré in Aussicht. Doch auch das ist wohl Zukunftsmusik, denn aufgrund des offenbar nicht ganz geringen Aufkommens an gesundheitsschädlichen Stoffen "sollten momentan diverse Räume nicht betreten werden". 

    An den inhaltlichen Planungen hat sich bis dato im Vergleich zur Präsentation beim Architektenwettbewerb nichts allzu Wesentliches verändert. Das Tanzhaus wird allem voran die Stadtbücherei und ein Café beherbergen – mit offenem, modernen Charakter, sodass auch beim Kaffeetrinken geschmökert werden kann. Zwei Aspekte sind überarbeitet worden: In dem neuen Stadtsaal des Tanzhauses soll es eine bewegliche Bühne geben. Und: In einen zusätzlichen Turm an der Seite hin zur Mangoldstraße kann ein zweiter Aufzug integriert werden. 

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