Kay Trint hat schon einige brach liegende Häuser wieder mit Leben gefüllt. Und auch beim Donauwörther Tanzhaus zeigt sich der Kölner Architekt ziemlich zuversichtlich, dass es seinem Team und ihm gelingen wird, dort etwas nachhaltig Vorzeigbares und allem voran Erlebbares zu schaffen für die Stadt und ihre Bürger.
In Donauwörth gehört es immer dazu, wenn es um die Zukunft der Innenstadt geht, so wie die Reichsstraße, wie die Geschäfte, das Leben, die Leute – das Tanzhaus. Es ist nicht einfach ein Klotz im Stile der Historienarchitektur. Zuletzt, in den vergangenen Jahren, ist es allerdings genau das gewesen: ein weitgehend ungenutzter Betonbau in bester Lage. "Es hat Charme", sagt Trint im Gespräch mit der Redaktion, das Tanzhaus sei eigentlich "hübsch", jedenfalls von außen betrachtet – weswegen der Entwurf seines Büros Trint + Kreuder d.n.a, das den Architektenwettbewerb zur Tanzhaus-Sanierung gewonnen hat, auch keine allzu großen Veränderungen an der Fassade vorsehe. Aber die Fassade ist eben nur ein Aspekt der Sanierung, vielleicht sogar der kleinste. Eine grundsätzliche Neuausrichtung von Innen heraus steht an.
Die Umgebung des Donauwörther Tanzhauses soll wieder erlebbar werden
Wichtig sei, sagt Trint weiter, dass das Tanzhaus und seine Umgebung für die Menschen wieder erlebbar wird. Der Architekt zeigt sich sehr zuversichtlich, dass genau das gelingen wird. Als Beispiel, bei welchem das Büro ein ähnliches Ansinnen bereits umsetzen durfte, nennt er die Bebauung des Elsbethenareals in Memmingen, wo über ein neues Theatercafé, das sogenannte neue Reformhaus und diverse Läden dafür gesorgt wurde, dass jener Hof wiederbelebt wird. Auch in Donauwörth stünden hinsichtlich der Tanzhaus-Sanierung ein neu einzurichtendes, zentrales Café sowie, damit unmittelbar verbunden, die Stadtbibliothek als künftige Magneten im Blickpunkt der Planer.
Café und Bibliothek in direkter Verbindung – was früher als krasser Widerspruch erschien, gilt heute als zukunftsweisendes Konzept, wie es allem voran Beispiele aus dem skandinavischen Raum zeigen. Die Menschen sollen in hellen, loungeartigen und leicht zugänglichen Räumen in Büchern schmökern und zugleich Café-Atmosphäre genießen können. In offenen Räumen, in fließenden Übergängen. Trint berichtet, er habe jüngst erst wieder in Island eine so gestaltete Bücherei erleben dürfen. Es sei indes kein Mangel, dass die Bibliothek mitunter bis in das Untergeschoss des Tanzhauses hinabreichen werde, da der Bau seitlich für bis zu fünf Meter hohe Arkadenfenster geöffnet werden soll. Das Licht werde so regelrecht in die Bibliothek "reingezogen", wie es Trint ausdrückt. Indessen gehe es darum, dass man Leben, Begegnung und Kommunikation im Tanzhaus haben wolle, dass die Bücherei kein stilles Kämmerlein sein dürfe wie es traditionell noch vor 30, 40 Jahren gern gesehen war.
Ein "entscheidender Punkt" sei zudem, dass sich der Stadtsaal weiter an gewohnter Stelle befinden sollte. "Am Anfang hatten wir auch noch überlegt, ob man ihn in das Dach verlegen sollte", so Trint. Tatsächlich hatten das mehrere der 15 Mitbewerber des Architektenwettbewerbs so vorgesehen – doch "sehr schnell" hätten Trint und seine Kollegen diese Pläne wieder verworfen. Der Grund: Man hätte die Stahlbeton-Konstruktion im Dach komplett abreißen müssen, ein diesbezüglicher Neubau hätte womöglich in einem "monetären Desaster" geendet, wie Trint meint.
Der anvisierte Zeitplan für die Umsetzung der Pläne – laut Oberbürgermeister Jürgen Sorré bis zum Ende der Legislatur – sei grundsätzlich machbar, prognostiziert der Architekt vorsichtig. Jedoch hänge vieles derzeit eher von der Geschwindigkeit der behördlichen Genehmigungsverfahren ab als beispielsweise von der Verfügbarkeit der Baufirmen – hierbei gebe es dieser Tage eine gewisse Entspannung auf dem Markt, auch weil zuletzt Kapazitäten aufgrund gestiegener Kreditzinsen und diverser Rückzüge privater Bauvorhaben frei geworden seien. Zusammenfassend sagt der Kölner Architekt hierzu: "Wir müssen rasch anfangen."