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Donauwörth: Bürger kämpfen erfolgreich gegen Häuserblock in Donauwörth

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Bürger kämpfen erfolgreich gegen Häuserblock in Donauwörth

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    Hier in der Neudegger Siedlung in Donauwörth sollte ein größerer Häuserblock entstehen - daraus dürfte vorerst nichts werden.
    Hier in der Neudegger Siedlung in Donauwörth sollte ein größerer Häuserblock entstehen - daraus dürfte vorerst nichts werden. Foto: Thomas Hilgendorf

    So dicht besetzt waren die Zuhörerreihen im Großen Sitzungssaal des Donauwörther Rathauses nur selten zuvor. Zahlreiche Anwohner aus der Neudegger Siedlung sammelten sich, um zu erfahren, ob ihrem Anliegen stattgegeben würde. Der Hintergrund: Bei der Siedlung zwischen Kernstadt und Riedlingen handelt es sich um eine historische gewachsene Ansammlung kleinerer, freistehender Häuser mit viel Grün. Auf einem der Grundstücke sollte nun ein Häuserblock gebaut werden. Man befürchtete einen Präzedenzfall: Kommt ein Block, folgen die nächsten. Die SPD hatte sich dem Anliegen der Bürger angenommen und einen Antrag eingebracht, um solche Blocks in der alten Siedlung zu verhindern. Die Kehrseite laut Verwaltung: Eine Entscheidung zugunsten der Anwohner könnte in anderer Hinsicht noch teuer werden für die Stadt.

    Die Neudegger Siedlung ist zweifelsohne beschaulich. 1935 wurde der erste Bauabschnitt errichtet, große Gärten samt Gemüsebeeten und Obstbäumen waren normal und gewünscht, da sich die Arbeiterfamilien, soweit möglich, selbst versorgen sollten. Die Parzellen wurden im Laufe der nächsten Jahrzehnte insofern nachverdichtet, als dass inzwischen zum Teil zwei Satteldachhäuschen statt einem auf den Grundstücken stehen. Die Art der Bebauung, kleine Einfamlienhäuser, stand indes offenbar nie groß in der Diskussion - weswegen es wohl auch keinen Anlass gab, einen Bebauungsplan für diesen ältesten Teil der Siedlung im Nachhinein aufzustellen.

    Es handelt sich um ein 800-Quadratmeter-Grundstück in der Nordstraße

    Eben das wurde nun für zahlreiche Anwohner, wie berichtet, zum Problem: Ein Investor kaufte kürzlich ein gut 800 Quadratmeter großes Grundstück in der Nordstraße. Darauf wollte er ein über elf Meter hohes und 20 Meter langes Gebäude für sechs Mietparteien errichten. Zu viel für dieses traditionell gewachsene Siedlungsgebiet, fanden die Anwohner. Zu viel, fanden auch Brigitte Kundinger-Schmidt und die Stadtratsfraktion der Sozialdemokraten. Man beschloss, einen Antrag einzureichen im Rathaus: Es brauche einen Bebauungsplan, lautete das Ziel, denn sonst sei einer Entgrenzung beim Bau Tür und Tor geöffnet. Das Ansinnen dürfte gerade angesichts des Wohnraummangels auch andernorts von Interesse sein - denn letztlich geht es hierbei um den Konflikt Nachverdichtung über Geschosswohnungsbau kontra kleinteiliger Siedlungscharakter und Bewahrung des historisch Gewachsenen.

    Anwohner in der Neudegger Siedlung wandten sich gegen das Projekt eines Häuserblocks.
    Anwohner in der Neudegger Siedlung wandten sich gegen das Projekt eines Häuserblocks. Foto: Thomas Hilgendorf

    Zu Beginn der Bauausschusssitzung am Donnerstagabend machte Stadträtin Kundinger-Schmidt klar, dass weder sie noch die Anwohner der Neudegger Siedlung per se gegen Nachverdichtung seien: „Es geht um moderate Verdichtung - die ist immer möglich“, betonte die Sozialdemokratin. Aber es gelte eben, den jeweiligen Charakter der Siedlung gleichberechtigt in den Fokus zu nehmen. Wo Geschossbau von Anfang an angedacht war, stelle sich die Frage nicht - in Straßenzügen mit klassischen Siedlerhäuschen hingegen ab sehr wohl. Ein neu zu bauendes Gebäude müsse sich einfügen „in die Eigenart der näheren Umgebung“.

    Rößle: Kein Problem, wenn zwei oder drei Generationen auf einem Grundstück sind

    Birgit Rößle (CSU) pflichtete den Ausführungen bei und mahnte an, dass die Stadt mit einem Bebauungsplan stets die Hand darauf habe, was an neuen Gebäuden in einem Viertel künftig entstehe. „Es ist ja kein Problem, wenn die nächste Generation ihr Häuschen in den Garten baut“, konkretisierte sie - ein hoher Geschossbau sollte aber dorthin, wo ein Plan jene Bauweise auch vorsehe und von Beginn an einkalkuliert habe. Auch Manfred Hofer (EBD) stieß in diese Richtung; er merkte zudem an, dass „ein Investor ohne Bebauungsplan die Baulücken ausnutzen kann“ für einen unter Umständen profitableren mehrgeschössgen Bau: „Begrenzungen müssen deswegen möglich sein.“

    Stadtbaumeister Bernd Fischer gab derweil zu Bedenken, dass die Finanzierung eines seit gut eineinhalb Jahrzehnten geplanten Projektes der Deutschen Bahn (DB) durch einen neuen Bebauungsplan in Gefahr geraten könnte: die Lärmschutzwand an den Bahngleisen im Bereich der Neudegger Siedlung. Die Maßnahme müsste unter Umständen dann wegen eines „Heranrückens der Bauleitplanung“ an die DB-Gleise von der Stadt selbst finanziert werden und nicht mehr von der Bahn - die Schallschutzmaßnahmen erfolgten nämlich „nach dem Verursacherprinzip“, die Stadt wäre somit letztlich wohl der Zahler. Eine bürokratisch-juristische Fußnote, welche die Stadt aber dann laut Bauamt Hunderttausende Euro kosten könnte.

    Lärmschutzwand könnte nun für Donauwörth teuer werden

    Als das Thema Lärmschutzwand aufkam im Gremium, musste der ein oder andere hörbar auflachen - eher aus einem gewissen Sarkasmus heraus denn aus echter Heiterkeit. Thomas Straulino (PWG-FW-BfD) etwa meinte: „Die DB hat das Projekt vor zwölf Jahren vorgestellt, zuletzt vor vier Jahren noch einmal. Ich glaube denen nichts mehr.“ Es sei in der ganzen Zeit nichts geschehen an der Trasse. Stadtbaumeister Fischer erläuterte hierzu, dass die DB zuletzt auf Nachfrage der Stadt erklärt habe, dass zwischen Mitte 2026 und Mitte 2028 gebaut werden solle.

    Am Schluss überwog das Bürgerinteresse bezüglich der Gebäudegrößen in der Siedlung gegenüber der Gefahr der entstehenden Kosten für die Stadt beim Lärmschutz. Die Aufstellung eines qualifizierten Bebauungsplans wurde einstimmig beschlossen - sodass den Bauherren klare Grenzen gesetzt sind in der Siedlung.

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