Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Donauwörth/Berlin: Leiche in Koffer versteckt: Zwei Brüder sind nun wegen Mordes angeklagt

Donauwörth/Berlin

Leiche in Koffer versteckt: Zwei Brüder sind nun wegen Mordes angeklagt

    • |
    In dieser Grube bei Ehekirchen-Holzkirchen wurde der Leichnam der 34-jährigen Afghanin gefunden. Jetzt müssen sich ihre Brüder wegen Mordes vor Gericht verantworten.
    In dieser Grube bei Ehekirchen-Holzkirchen wurde der Leichnam der 34-jährigen Afghanin gefunden. Jetzt müssen sich ihre Brüder wegen Mordes vor Gericht verantworten. Foto: Winfried Rein (Archivbild)

    Es ist eine unheimliche, eine makabre Reise, die am späten Dienstagnachmittag, 13. Juli 2021, in Berlin beginnt, nach Donauwörth führt und letztlich in einem Waldstück bei Ehekirchen (Landkreis Schrobenhausen) endet: Zwei Brüder (heute 23 und 27 Jahre alt) steigen am Bahnhof Südkreuz in den ICE nach München und wuchten einen schweren, ausgebeulten Koffer in den Zug. Das zeigen später die Aufnahmen der Überwachungskamera, die das Geschehen am Bahnsteig filmt. Was keiner der Mitreisenden und des Zugpersonals ahnt: In diesem Gepäckstück transportieren die Männer die Leiche ihrer 34-jährigen Schwester aus Berlin. Sie sollen die zweifache Mutter kurz zuvor, am selben Tag, in der Hauptstadt umgebracht haben.

    In diesem Waldstück im Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen sollen die mordverdächtigen Brüder ihre tote Schwester vergraben haben.
    In diesem Waldstück im Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen sollen die mordverdächtigen Brüder ihre tote Schwester vergraben haben. Foto: Winfried Rein

    Die makabre Fahrt geht quer durch Deutschland bis nach Donauwörth, wo der ältere der Brüder damals noch seinen Wohnsitz gemeldet hatte. Per Auto bringen die beiden Männer den Koffer zur dessen damaliger Wohnung. Anderntags geht die Fahrt nach Ehekirchen-Holzkirchen weiter. Dort wird der Koffer mitsamt den sterblichen Überresten der jungen Frau in einem Erdloch in einem Wäldchen verscharrt, wo sie drei Wochen später gefunden wird. Ein Hinweis aus dem Umfeld der Brüder wie auch die Auswertung der Daten eines eingeloggten Mobiltelefons führten die Ermittler nach Holzkirchen.

    Die Staatsanwaltschaft geht von gemeinschaftlichem Mord der Brüder aus

    Die Staatsanwaltschaft geht aufgrund der Ermittlungen von Mord in Mittäterschaft aus. Ihre Anklage ist jetzt zur Hauptverhandlung zugelassen. Die beiden Brüder sollen ihre Schwester, eine zweifache Mutter, gedrosselt, ihr die Kehle durchgeschnitten und sie auf diese Weise besonders grausam getötet haben. Am 18. Februar beginnt der Prozess vor der Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts. 36 Verhandlungstage sind nach jetzigem Stand terminiert, am 10. August soll dann das Urteil gesprochen werden. Je nachdem, wie sich die juristische Aufarbeitung gestaltet und wie die Beweisaufnahme läuft, kann der

    In diesem Haus in Donauwörth wohnte der 26-jährige tatverdächtige Afghane zeitweise, der zusammen mit seinem Bruder (23) die 34 Jahre alte Schwester ermordet haben soll.
    In diesem Haus in Donauwörth wohnte der 26-jährige tatverdächtige Afghane zeitweise, der zusammen mit seinem Bruder (23) die 34 Jahre alte Schwester ermordet haben soll. Foto: Barbara Würmseher

    Der ehemals in Donauwörth wohnhafte 26-jährige Angeklagte wird vom Donauwörther Rechtsanwalt Bernd Scharinger vertreten, der ihm als Pflichtverteidiger beigeordnet ist. Für ihn stellt sich hauptsächlich die Frage, welches Motiv sein Mandant gehabt haben soll. Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin spricht von einem sogenannten Ehrenmord. Die beiden afghanischen Brüder sollen offenbar mit dem Lebenswandel ihrer älteren Schwester nicht einverstanden gewesen sein, die nach hiesigem Standard gelebt habe. Laut Medienberichten soll sie sich von ihrem Mann scheiden haben lassen und sei neu verliebt gewesen. Außerdem habe sie sich in den Augen ihrer Brüder zu westlich gekleidet, habe etwa auf das Tragen eines Kopftuchs verzichtet und sich geschminkt.

    Leiche bei Holzkirchen vergraben: Verteidiger bezweifelt "Ehrenmord"

    Bernd Scharinger stellt dieses Motiv allerdings infrage. "Ich selber bezweifle einen sogenannten Ehrenmord", sagt er gegenüber unserer Redaktion. "Die Staatsanwaltschaft macht hier Kritik an der westlichen Lebensweise geltend. Daran habe ich deshalb Zweifel, weil mein Mandant ja in dieser westlichen Welt integriert war. Er hatte hier Arbeit, eine Wohnung und ich kann keine feindliche Einstellung gegenüber der westlichen Lebensweise islamischer Frauen bei ihm feststellen."

    Auch sei der Tathergang nicht geklärt, sagt Scharinger. Die Anklageschrift lässt sich nach seinen Worten nur kurz zum Tatablauf ein. Es würden Details fehlen. Damit sei nicht gesagt, dass sein Mandant mit der Tötung der Schwester zu tun habe. Scharinger räumt ein, dass der 26-Jährige wohl zumindest mit dem Verbergen der Leiche zu tun habe, dafür gebe es mehrere Indizien, unter anderem eben auch die Kamera-Aufzeichnungen vom Bahnhof in Berlin. Es könne aber auch sein, dass sein Mandant eben lediglich am Vertuschen der Tat beteiligt gewesen sei. "Den Koffertransport krieg ich nicht aus der Welt."

    An dieser Stelle bei Holzkirchen war die Leiche der 34-Jährigen vergraben. Die Gemeinde Ehekirchen hat das Loch zugeschüttet und Blumen gepflanzt.
    An dieser Stelle bei Holzkirchen war die Leiche der 34-Jährigen vergraben. Die Gemeinde Ehekirchen hat das Loch zugeschüttet und Blumen gepflanzt. Foto: Schopf

    Donauwörther Verteidiger Scharinger: Der Tathergang ist nicht geklärt

    Insgesamt aber gebe es zahlreiche Spekulationen, die man in der Hauptverhandlung überprüfen müsse, so der Jurist. "Die Beweisaufnahme wird nicht leicht sein." Wie viele Zeugen geladen werden, steht noch nicht fest. Auch liege die Beweismittelliste noch nicht vor. Am ersten Prozesstag, dem 18. Februar, werde lediglich die Anklage verlesen. (mit ands)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden