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Donauwörth: Ära beim Wohnbau-Selbsthilfewerk endet: Eduard Kmoch geht in den Ruhestand

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Ära beim Wohnbau-Selbsthilfewerk endet: Eduard Kmoch geht in den Ruhestand

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    Wechsel beim Donauwörther Wohnbau-Selbsthilfewerk: Eduard Kmoch (Zweiter von rechts) geht, Mathhias Bernecker (Zweiter von links) kommt. An Bord bleiben die Vorstände Armin Eisenwinter (links) und Franz Haselmayr (rechts) sowie Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Hurle (Mitte).
    Wechsel beim Donauwörther Wohnbau-Selbsthilfewerk: Eduard Kmoch (Zweiter von rechts) geht, Mathhias Bernecker (Zweiter von links) kommt. An Bord bleiben die Vorstände Armin Eisenwinter (links) und Franz Haselmayr (rechts) sowie Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Hurle (Mitte). Foto: Thomas Hilgendorf

    Es gab Zeiten, da haben viele Mieter in Donauwörth und Bäumenheim auf die Frage nach ihrem Wohnort geantwortet: "Ich bin beim Kmoch." Unter Eduard Kmochs Vater ist das Über 700 Wohnungen unterhält die Genossenschaft aktuell. Eduard Kmoch hat die Geschäfte dann übernommen – den Bestand immer wieder auf Vordermann gebracht, neu gebaut und immer wieder diplomatisch vermittelt unter den Bewohnern. Jetzt ist Schluss. Nach beachtlichen 47 Jahren geht Kmoch in den Ruhestand. Es ist das Ende einer Ära.

    Der Nachfolger ist bereits eingearbeitet. Matthias Bernecker kennt die Objekte, all die Wohnungen, die Hunderten Menschen in Donauwörth, Bäumenheim, Monheim und Harburg ein Zuhause bieten. Er weiß, dass er in große Fußstapfen als Geschäftsführer des Wohnbau-Selbsthilfewerks tritt. Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Hurle spricht von einer Ära, die mit dem Namen Kmoch verbunden ist. Sein Vater habe das Werk als Heimatvertriebener maßgeblich mit aufgebaut. Damals in einer noch prekäreren Lage auf dem Wohnungsmarkt als heutzutage: Der Krieg war zu Ende, Tausende Flüchtlinge aus den ehemals deutschen Ostgebieten mussten in der Region untergebracht werden. Eduard Kmoch wuchs mit der Genossenschaft auf und in sie hinein. Von der Pike auf lernte er, wie man mit Mieterinnen und Mietern spricht, wie neue Projekte angepackt, wann alte Objekte saniert oder im Extremfall abgerissen werden müssen. Er habe stets versucht, ein Vermittler zu sein und vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen, sagt Kmoch. 

    Der Wohnungsmarkt war auch in früheren Zeiten angespannt

    Die Situation auf dem Wohnungsmarkt sei auch in früheren Jahren bereits angespannt gewesen, so der 67-Jährige, der seit 1981 die Geschäfte der Genossenschaft führt. Meist habe es immer dann deutliche Zäsuren in Sachen Immobilien gegeben, wenn sich die politische Weltlage änderte. So etwa in den Jahren 1989/90 im Zuge der Wiedervereinigung und des Zuzugs ehemaliger DDR-Bürger – und im Jahr 1994, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und einer einsetzenden ökonomischen Krise in den ehemaligen Ostblock-Staaten. Die Flüchtlingsunterkünfte seien damals voll gewesen, die Bewerber um Wohnungen hätten in den Fluren und im Treppenhaus der Verwaltung des Selbsthilfewerks Schlange gestanden. Er könne sich noch genau an den ersten Russlanddeutschen erinnern, der um eine Wohnung bat: ein Arzt, dessen Ausbildung hierzulande nicht anerkannt wurde und der hier neu beginnen musste. 

    Wohnungen, vor allem genossenschaftliche wie hier an der Perchtoldsdorfer Straße in der Donauwörther Parkstadt, sind derzeit heiß begehrt.falseThomas Hilgendorffalse

    Es sind auch diese persönlichen Geschichten, die Kmoch prägten. Seine Kollegen im Vorstand, Armin Eisenwinter und Franz Haselmayr, loben unisono seine soziale Ader, die man spüre. Sie passe zum Prinzip der Genossenschaft, die grundsätzlich auf ein soziales Miteinander, auf Solidarität und Beteiligung aller Mitglieder setze. "Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen, wir Genossenschaften machen unser Ding", fasst es Kmoch zusammen. Man trage Verantwortung für die Mieter, wolle kostendeckend wirtschaften aber keine horrenden Profite zulasten der Bewohner einfahren. 

    Start der Tätigkeit in einer schwierigen Lage

    Matthias Bernecker beginnt seine Tätigkeit bei der Genossenschaft in einer "schwierigen Lage", wie der 43-Jährige, der aus der Region stammt und zuletzt eine leitende Position bei der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth bekleidete, selbst sagt. Inflation, nach wie vor hohe Baukosten, das neue Gebäudeenergiegesetz, das gewichtige Fragen aufwerfe, sowie merklich gestiegene Zinsen stellten auch das stabil dastehende Wohnbau-Selbsthilfewerk vor Herausforderungen: "Waren bis vor Kurzem für eine Million Euro Kreditsumme 7000 Euro Zinsen zu zahlen, so sind es heute 38.000 Euro." Die Folge ist, wie kürzlich berichtet: Ein größeres Bauvorhaben des Werks in Bäumenheim liegt vorerst auf Eis – obwohl Wohnungen dringend gebraucht würden; ein Teufelskreis, wie es scheint.

    Dennoch will man bei der Genossenschaft zuversichtlich bleiben. Denn nach schwierigen Phasen sollten auch wieder Entspannungen anstehen. Auch das lässt sich aus der Geschichte herauslesen.

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