Wenig erinnert auf dem Schellenberg noch daran, dass hier einst schwere Armeefahrzeuge rollten, Tausende junge Menschen als Soldaten Dienst taten und elektronische Kampfführung für den Ernstfall geübt wurde. Genauer gesagt zeugen von der Bundeswehrzeit nur noch die Panzerstraße Richtung Stadtwald, ein Zaun rund um das Kasernengelände sowie ein gusseisernes Tor. Das, was danach kommen sollte, es nimmt dieser Tage Gestalt an. Die Erschließung des ersten Bauabschnittes im künftigen Alfred-Delp-Quartier kommt gut voran. Wann gehen die nächsten Grundstücke auf den Immobilienmarkt?
Es ist zweifelsohne ein Mammutprojekt für eine 20.000-Einwohner-Stadt. Die Umwandlung des Donauwörther Kasernengeländes in eine zusammenhängende Siedlung ist eine der größten Konversionen in Schwaben. Gut 2000 Menschen könnten in den nächsten zehn bis 15 Jahren hinzuziehen, wenn sämtliche Bauabschnitte abgeschlossen auf 30 Hektar neuem Siedlungsland in der Parkstadt sind. Sprich: Die Einwohnerzahl der Großen Kreisstadt wäre dann um zehn Prozent angewachsen.
Die erste Straße ist asphaltiert im Donauwörther Alfred-Delp-Quartier
Der, der mit dem Donauwörther Herzensprojekt maßgeblich betraut ist im Rathaus am unteren Ende der Reichsstraße, hat einen großen Lageplan in seinem Büro hängen. In geometrischen Formen ist hier dargestellt, was alles kommen soll, wo welches Häuschen stehen wird und wo welcher Wohnblock. Große und kleine Kästchen reihen sich sauber aneinander. Robert Strasser zeigt sich unaufgeregt. Der Grund lässt sich leicht erkennen, wenn man die Baustelle hinter dem neuen Trinkwasser-Hochbehälter abschreitet. Ein längerer Straßenzug ist bereits asphaltiert, ein ziemlich zentraler im künftigen Alfred-Delp-Quartier: der Dr.-Alfred-Böswald-Ring, benannt nach Donauwörths langjährigem Oberbürgermeister. Gehsteige sind gebaut, die aus dem Boden wie Blumen sprießenden bunten Leitungen auf den Grundstücken entlang jener Straße zeugen von erfolgreichen Erschließungsarbeiten.
39 Grundstücke würden in den kommenden Wochen an den Mann oder die Frau gebracht, sagt Strasser; die Bewerberlisten sind, wie berichtet, nach wie vor recht lang – trotz Inflation und Zinserhöhungen. "Wir sind mittendrin in der Vergabe", sagt Strasser, der in Donauwörth das Liegenschaftsamt leitet. Er geht davon aus, dass ab Oktober dann tatsächlich die ersten Häuser im Quartier gebaut werden könnten. Dabei handelt es sich zunächst um Einfamilienhäuser.
Nächstes Jahr geht es dann nahtlos weiter – freilich unter der Prämisse, dass der Verkauf letzten Endes weiter gut voranschreitet, wie Strasser anfügt. Im Anschluss würden die ersten Blöcke des Geschosswohnungsbaus folgen. Dafür allerdings müsste eine Konzeptvergabe im Vorfeld abgeschlossen sein. Die Bauträger – es könnten Private sein oder Genossenschaften –, sie bekämen einen Kriterienkatalog, der erfüllt werden müsste. Klein werden diese Gebäude nicht: Sieben Blöcke à 30 Wohnungen seien im südlichen Bereich der vormaligen Kaserne angedacht. Vermutlich ab kommendem Sommer, sofern die Vorarbeiten ab Ende des Jahres reibungslos laufen, könnte mit der Umsetzung dieses wichtigen Schrittes begonnen werden.
Wann gehen die Donauwörther Filetgrundstücke an den Markt?
Bislang noch unklar sei, so Strasser, wann die sogenannten "Filetgrundstücke" mit Blick bis in die Alpen (bei entsprechenden Wetterverhältnissen) am Südhang gänzlich erschlossen sind. Der Amtsleiter wagt hierzu eine vorsichtige Prognose: "Es könnte im nächsten Jahr so weit sein."
Für Interessenten des nächsten Bauabschnittes dürfte unterdessen auch interessant sein: Der neue Abschnitt könnte bis Ende des kommenden Jahres fertig sein. Hier sind dann "Stadthäuser" geplant: 20 Reihen- und 20 Einfamilienhäuser.
Auch im Raum Donauwörth sind die Wartelisten für Wohnungen lang
Ein dicker Brocken wird daraufhin im Norden des weitläufigen Areals angepackt. Dort sollen überwiegend Sozialwohnungen errichtet werden – und zudem in der Mitte des Geländes, unweit des nach wie vor existenten gusseisernen Tores an der alten Hauptwache, das "Generationenquartier" mit dem neuen Bürgerspital-Seniorenheim und einer weiteren Kindertagesstätte.
Wohnraum-Schaffung, vor allem mit leistbaren Mieten, wäre indes deutschlandweit notwendig. Wie der Sozialverband VdK zuletzt vorrechnete, fehlen hierzulande aktuell bis zu fünf Millionen Sozialwohnungen. Auch im Landkreis Donau-Ries sind die Wartelisten bei den kostengünstigeren Wohnungen mitunter recht lang, wie die beiden Donauwörther Genossenschaften GBD und Wohnbau-Selbsthilfewerk jüngst berichteten. Es gibt Hunderte Bewerber.