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Donauwörth: Aiwanger erntet trotz "Flugblatt-Affäre" in Donauwörth Applaus

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Aiwanger erntet trotz "Flugblatt-Affäre" in Donauwörth Applaus

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    Hubert Aiwanger besuchte am Mittwoch den ersten Tag der Donauries-Ausstellung in Donauwörth. Der Medienrummel war groß im Stauferpark.
    Hubert Aiwanger besuchte am Mittwoch den ersten Tag der Donauries-Ausstellung in Donauwörth. Der Medienrummel war groß im Stauferpark. Foto: Thomas Hilgendorf

    Der Himmel über Donauwörth sagt einiges aus am Mittwochnachmittag. Einerseits waren da schwere, tief hängende Wolken im Westen, andererseits ist es heiter bis leicht wolkig im Osten. Ähnlich sieht es mit der Polarisierung rund um die Person Hubert Aiwanger aus dieser Tage. Doch auf der Donauries-Austellung im Donauwörther Stauferpark kann der massiv unter politischem und medialem Beschuss stehende stellvertretende bayerische Ministerpräsident und Wirtschaftsminister aufatmen. 

    So viel Medienrummel gab es zuletzt vielleicht beim Startschuss für das umstrittene und inzwischen geschlossene Ankerzentrum für Asylbewerber vor einigen Jahren in Donauwörth. Kameraleute drängen sich an der Haupteinfahrt zur just an diesem Mittwoch eröffneten Regionalmesse. Auch viele Schaulustige sind gekommen. Die Kameras klicken als Aiwanger dann mit gut 20 Minuten Verspätung um 15.30 Uhr in einer weißen Elektro-Limousine vorfährt.

    Zuspruch für Aiwanger von den Ausstellungsbesuchern in Donauwörth

    Doch erst einmal eine gute Stunde zurückgedreht. Am Stand von Aiwangers Partei, den Freien Wählern (FW), in der Neudegger Halle bleiben immer wieder Menschen stehen. Hauptsächlich, um den Wahlkämpfern rund um die Kreisvorsitzenden Florian Riehl und Michael Bosse Mut zuzusprechen. Man merkt schnell, wenn man die Menschen in der Halle fragt - Aiwanger hat hier gute Karten. Fast ein Heimspiel irgendwie. 

    Hubert Aiwanger am Mittwoch auf der Donauries-Ausstellung - hier unter anderem mit Florian Riehl und  OB Jürgen Sorré.
    Hubert Aiwanger am Mittwoch auf der Donauries-Ausstellung - hier unter anderem mit Florian Riehl und OB Jürgen Sorré. Foto: Thomas Hilgendorf

    Ein Mann aus Treuchtlingen im Rentenalter sagt: "Diese Sache war vor 35 Jahren. Wenn man 16, 17 Jahre alt ist, da macht man auch Schmarrn." Ein 66-Jähriger aus Ehingen am Ries spricht von einer "gezielten Kampagne": "Warum wurde das Flugblatt denn nicht vor drei Jahren rausgekramt?" Beide Männer betonen, dass die momentane Debatte sie nicht in ihrer Wahlentscheidung beeinflussen werde. Einer weiß, dass er sein Kreuz bei den FW machen wird, der andere sagt, er überlege noch und pendle gedanklich zwischen CSU oder FW. Am Schluss sagt der Mann aus

    Man merkt dem FW-Chef Aiwanger die Anspannung an im Stauferpark

    Aiwanger indes merkt man die Anspannung an, als er aus der Limousine steigt. Bayerns Vize-Ministerpräsident steht aktuell massiv in der Diskussion. Hintergrund ist ein Bericht der Süddeutschen Zeitung über ein antisemitisches Flugblatt. Der Chef der Freien Wähler hat mittlerweile eingeräumt, dass sich dieses Flugblatt vor 35 Jahren in seinem Ranzen befand, Verfasser soll aber sein Bruder sein.

    Entgegen der Erwartung vieler der hier Versammelten aus Politik und Meiden nimmt Aiwanger sofort Stellung zur sogenannten Flugblatt-Affäre: Er sei "kein Menschenfeind, sondern ein Menschenfreund", ein Antisemit sei er zudem nicht. Die ganze "Kampagne" sei "verstörend". Auch die Menschen verstünden sie nicht. Gut 150 Besucherinnen und Besucher der Ausstellung haben sich am Haupteingang versammelt, um den FW-Chef zu empfangen. Er bekommt Applaus, immer wieder klatschen die Menschen am Wegesrand. "Machen Sie weiter" und "Nicht aufgeben", rufen ihm zwei Besucher zu.

    Aiwanger: "Soll politisch und persönlich zerstört werden"

    Später, kurz bevor der seit einigen Wochen geplante Messerundgang ihn in die Stauferhalle führt, sagt Aiwanger noch: "Ich soll politisch und persönlich zerstört werden." Eine Minute später steht der Niederbayer mit dem Donau-Rieser Kreisbrandrat Rudolf Mieling am Stand der Feuerwehr. Lässt sich darüber aufklären, dass über 7000 Menschen hier bei den Freiwilligen

    Bosse: "Wir haben mit Rechtsradikalismus nichts am Hut"

    Tatsächlich bekommt Aiwanger in den Hallen der Landkreis-Ausstellung keinen Gegenwind, eher freundliche Worte sowie mitunter Zuspruch. Aiwanger lächelt, und dennoch wirkt er angespannt, mitgenommen. Martin Stegmair ist Freier Wähler und Gemeinderat aus Niederschönenfeld. Er sagt: "Was soll diese Kampagne? Auch wenn er es gar nicht war - jeder hat doch mal etwas angestellt. Man findet bei jedem was." Die Bevölkerung habe ein gutes Gespür dafür derzeit. Aiwanger werde "für die Fehler seines Bruders vor 35 Jahren bestraft". Das gehe nicht. Das Land habe außerdem "ganz andere Probleme". Der Riedlinger FW-Mann und Landtagskandidat Bosse äußert unterdessen, er sei "schockiert" darüber, wie die Freien Wähler nun in eine Schmuddelecke gestellt würden - "dabei haben wir mit Rechtsradikalismus nichts am Hut". 

    "Die Menschen verstehen überwiegend, dass das eine Kampagne ist", sagt Aiwanger dann noch zwischen Landkreis- und Handwerkerhalle gegenüber unserer Redaktion. Mit Kritik wird er an diesem Tag in Donauwörth in den übrigen Hallen nicht mehr konfrontiert. Doch um 17 Uhr geht es wieder in Richtung München. 

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