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Donau-Ries: Wie man im Lockdown im Donau-Ries-Kreis shoppen kann

Donau-Ries

Wie man im Lockdown im Donau-Ries-Kreis shoppen kann

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    Die Inhaberin Susanne Böswald vom Haus der Wäsche in Donauwörth bietet wie einige Einzelhändler im Landkreis Donau-Ries ab Montag den Service Click & Collect an. Kunden können Ware bestellen und diese direkt vor Ort abholen.
    Die Inhaberin Susanne Böswald vom Haus der Wäsche in Donauwörth bietet wie einige Einzelhändler im Landkreis Donau-Ries ab Montag den Service Click & Collect an. Kunden können Ware bestellen und diese direkt vor Ort abholen. Foto: Wolfgang Widemann

    Für viele regionale Händler ist ihr persönlicher Onlinehandel nur Schadensbegrenzung. Als möglicherweise „letzten Strohhalm“ hat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger deshalb die jüngste Entscheidung für den Einzelhandel bezeichnet: Der Abholservice ist nun auch in Bayern erlaubt. Der Service wird weithin auch als Click & Collect bezeichnet. Das bedeutet, in regionalen Geschäften sind Bestellungen online möglich, der Kunde kann die Ware dann im Laden abholen. In anderen Bundesländern war der Service bislang schon erlaubt. Der Freistaat befürchtete aber Menschenansammlungen und ließ das Angebot zunächst nicht zu.

    Kunden können Bestellungen im Wäscheladen in Donauwörth abholen

    In Donauwörth hat das etwa dazu geführt, dass Geschäfte wie das Haus der Wäsche ihre Bestellungen in den neuen Stadtladen liefern. So können Kunden dort ihre Ware abholen. Ab Montag wird das Wäsche- und Bademodengeschäft für Frauen und Männer seine Ladentüren wieder öffnen, um zumindest bestellte Ware persönlich zu übergeben. Durch diese Möglichkeit hofft die Inhaberin SusanneBöswald dringend darauf, ihren Umsatz steigern zu können.

    „Das Angebot von Click & Collect bietet eine gute Möglichkeit, dass wieder mehr bestellt wird.“ Doch sie kritisiert auch die Hygienevorschriften scharf: „Es ist unverschämt, dass FFP2-Masken für die Übergabe vorgeschrieben sind.“ In der Gastronomie sei das auch nicht angeordnet. Der Kundenkontakt beschränke sich bei ihr auf nur etwa eine Minute.

    Donauwörther Inhaberin hofft auf mehr Umsatz durch Click & Collect

    Böswald versucht alles Mögliche, um ihr Geschäft am Laufen zu halten. Zusätzlich verschickt oder liefert sie die Bestellungen auch persönlich aus. Doch als Wäschegeschäft sei es momentan schwierig. Die Stammkunden bestellten bereits bekannte Teile nach oder vielleicht in einer anderen Farbe, aber nicht Neues. So hängt im Laden in der Reichsstraße noch die Ware vom letzten Jahr auf den Bügeln. Kommende Woche trifft die Frühjahrs- und Bademode ein und für die Herbstsaison muss eigentlich auch schon eingekauft werden, schildert die 30-Jährige.

    Staatliche finanzielle Unterstützung erhält das Haus der Wäsche nicht. Der Umsatz sei noch zu hoch, die Auflagen könnten nicht erfüllt werden, erklärt Böswald. Ihre Mitarbeiterinnen sind alle in Kurzarbeit, momentan zahlt sich die Chefin selbst kein Gehalt aus. Sie fühlt sich alleingelassen: „Ich muss zusehen, wie mein Lebenstraum den Bach heruntergeht und weiß nicht, wann ich wieder öffnen kann – das ist eine Frechheit.“ Mit Click & Collect hofft sie, zumindest etwas Umsatz machen zu können. Momentan ist sie für jeden Cent dankbar.

    Modegeschäft in Wemding hat Click & Collect bereits seit Jahren

    Jahrelange Erfahrung hat hingegen schon Anja Fischer-Mayer mit ihrem Modegeschäft in Wemding mit dem Konzept des Bestell- und Abholservices. Bereits vor fünf Jahren kam die Inhaberin von Anjas’s Lust auf Mode auf die Idee, eine sogenannte Modebox ihren Kunden anzubieten. Dahinter steckt der Gedanke, dass Fischer-Mayer und ihre Mitarbeiter nach Absprache verschiedene Kleidungstücke und Accessoires in einer Box zusammenstellen, die gut miteinander kombiniert werden können. Diese kann anschließend von den Kunden abgeholt oder an sie ausgeliefert werden.

    Bei Anjas Lust auf Mode in Wemding stellt Geschäftsinhaberin Anja Fischer-Mayer eine Modeauswahl zusammen.
    Bei Anjas Lust auf Mode in Wemding stellt Geschäftsinhaberin Anja Fischer-Mayer eine Modeauswahl zusammen. Foto: Szilvia Izsó

    Ein Konzept, das der Inhaberin zugutekam, als sie zum ersten Mal ihren Laden wegen Corona zusperren musste. Zusätzlich nutzte sie Instagram, Facebook und WhatsApp, um zusammen mit ihrem Team die Modebox zu bewerben und verschiedene Outfits zu präsentieren.

    Wemdinger Einzelhändlerin: Abholservice ersetzt nicht den Umsatz

    Die Kunden freuen sich Fischer-Mayer zufolge über die Pakete und den Inhalt, doch die 49-Jährige stellt klar: „Das ist eine gute Zusatzleistung für uns, aber bringt nicht genügend Geld, um davon alleine leben zu können.“ Weniger als zehn Prozent ihres normalen Umsatzes mache sie momentan so. Neben Damen- und Herrenoberbekleidung bietet Fischer-Mayer auch Brautkleider und festliche Mode an, doch ohne Beratung sei in diesem Bereich der Verkauf zu schwierig.

    Was sich auf die wirtschaftliche Lage der Geschäftsführerin auswirkt, da sie auch keine finanzielle Unterstützung vom Staat erhält. „Wir versuchen es zu schaffen, aber irgendwann sind die Reserven aufgebraucht“, sagt Fischer-Mayer etwas resigniert. Ihr Wunsch ist, dass nun mehr Menschen die Läden vor Ort unterstützen, damit diese überleben können und das Aussterben des Einzelhandels in den Städten verhindert wird.

    Buchhändler in Nördlingen darf ab Montag Abholservice anbieten

    In Nördlingen bot die Buchhandlung Lehmann bislang nur an, die bestellten Waren in den Bioladen in der Augsburger Straße zu liefern. Dort holten die Kunden ihre bestellten Bücher ab. Jetzt wird das einfacher. Den Abholservice darf das Geschäft auch vor Ort in der Nördlinger Innenstadt anbieten. Ralf Lehmann scheint erleichtert, die Waren ohne Zwischenstation verkaufen zu können. Er verdeutlicht, wie wichtig der Austausch mit dem Kunden vor Ort ist. Auch jetzt seien viele auf Fachliteratur angewiesen oder auch Schulbücher.

    Er erklärt außerdem, dass gerade das Medium Buch vielen Menschen in dieser Zeit das Liebste sei. Seine Kunden hätten den Onlineservice angenommen, sie kennen ihn aber auch schon seit Längerem: Online einkaufen war in der Nördlinger Buchhandlung bereits lange Zeit vor der Krise möglich.

    Volle Einkaufsmärkte, geschlossener Einzelhandel: „himmelschreiend ungerecht“

    Dennoch habe er sich mit seinem Team neu erfinden müssen, immer wieder. „Wir wollen die Verbindung im gegenseitigen Interesse“, sagt er zu den Versuchen, trotz Lockdowns präsent zu sein. Er habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass sich die inhabergeführten Geschäfte seiner Branche deutlich ideenreicher zeigten als die Ketten.

    Ein anderer Zustand verstimmt ihn deutlich: Während sich in großen Einkaufsmärkten gerade am Wochenende Menschen ansammeln dürfen, müssen viele Einzelhändler in der Innenstadt ausharren. Lehmann bezeichnet den Umstand als „himmelschreiend ungerecht“.

    Click & Collect als Zukunftsmodell für den Einzelhandel im Donau-Ries-Kreis?

    Susanne Vierkorn sieht den Service Click & Collect, den sie mit: „Bestellt es lokal und holt es ab“ übersetzt, als positives Zeichen und bewertet es als „unerwartete Freiheit“. Zwar führe der lokale Onlinehandel nicht zwingend zu einer ausgeprägten Umsatzsteigerung, aber es sei ein wichtiges Zeichen für den Kunden.

    Begeistert zeigt sich die Geschäftsstellenleiterin des Stadtmarketingvereins vom Service, den einige Nördlinger Firmen bieten würden. Die Bestellungen seien deutlich schneller zu Hause als bei großen Onlinehändlern. Vierkorns Erkenntnis: „Sonst hat man immer online bestellt und gedacht, dass es schnell geht. Aber lokal geht es teilweise um einiges schneller.“ Vierkorn könne sich sogar vorstellen, dass der lokale Onlinehandel als zusätzliches Standbein bleibe, zumindest in den Geschäften, die dazu Personal einsetzen können.

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