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Donau-Ries: Diese Auswirkungen hat der Brexit auf Firmen im Donau-Ries-Kreis

Donau-Ries

Diese Auswirkungen hat der Brexit auf Firmen im Donau-Ries-Kreis

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    Der Brexit-Deal und das Handelspakt haben auch Auswirkungen auf die Firmen im Landkreis Donau-Ries.
    Der Brexit-Deal und das Handelspakt haben auch Auswirkungen auf die Firmen im Landkreis Donau-Ries. Foto: Jens Büttner/dpa (Symbol)

    Als die Skepsis überwog, ob zwischen der Europäischen Union und Großbritannien doch noch ein Handelsabkommen vereinbart werden könne, haben bei Fendt Caravan in Mertingen die Telefone geglüht. Ein harter Brexit hätte für den Caravanhersteller dramatische Folgen gehabt, ist der United-Kingdom-Markt für die Mertinger doch bedeutend. Das Unternehmen hat sich seinerzeit gewappnet – und kann nun gelassen auf das sehen, was da noch kommen wird.

    Fendt Caravan in Mertingen hat sich für Brexit gewappnet

    „Wir haben Lastwagen für Lastwagen nach Großbritannien geschickt“, sagt Marketingleiter Thomas Kamm. Alle Aufträge des Importeurs jenseits des Ärmelkanals seien ausgeliefert worden. Die Handelspartner hätten derzeit also genügend Caravans in verschiedenen Konfigurationen am Hof.

    „Aber wir haben natürlich bereits neue Aufträge“, berichtet Kamm. Die Fahrzeuge aus der aktuellen Produktpalette seien allerdings noch nicht vom Band gelaufen. Die Geschäftsleitung wolle jetzt erst einmal abwarten, wisse man doch nicht, wie die Waren künftig besteuert werden „und was wir für Einfuhrbestimmungen beachten müssen“.

    Hama in Monheim: "Angespannte Lage" durch Brexit spürt man

    Bei Hama in Monheim spürt man eine „angespannte Lage“. Sprecherin Susanne Uhlschmidt bezieht dies allerdings mehr auf die europaweite Schließung des Einzelhandels.

    Auch der Zubehörspezialist für Digitalkameras, Camcorder, Homekino und Notebook hat im Vorfeld über seine Tochterfirma in Belgien seine Lager in Großbritannien auffüllen lassen. Aktuelle Informationen hat Uhlschmidt nicht. Sie rechnet mit mehr Formalitäten, was für einen weltweit agierenden Konzern wie Hama allerdings „nichts Neues“ sei.

    Geda in Bäumenheim ist froh über Brexit-Handelspaket

    Einen „wichtigen Markt“ nennt Johann Sailer, geschäftsführender Gesellschafter des Aufzugherstellers Geda in Bäumenheim, die britische Insel. Dort gäbe es keinen Aufzughersteller. Entsprechend werden die Bäumenheimer bei den Ausschreibungen berücksichtigt. Er sei froh, dass es ein Abkommen gäbe, so Sailer.

    Dass es dadurch zu Zöllen komme, mache ihn nicht unruhig, weil sein Team Erfahrung damit habe, wickle man doch 70 Prozent aller Geschäfte im Export ab. Aktuell fehlten freilich die Erfahrungen, auch hinsichtlich der Speditionen. Er sei sich nicht sicher, ob sich die Briten darüber im Klaren sind, „dass durch die Zölle die Kosten für den Endverbraucher höher werden“.

    Über 40 Unternehmen sind im Donau-Ries-Kreis durch Brexit betroffen

    Von einer „guten Nachricht“ spricht Andreas Dirr, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Donau-Ries, im Hinblick auf das Handels- und Kooperationsabkommen. Obwohl die Importe und Exporte gesunken seien, bleibe die Insel auch nach dem Brexit ein wichtiger Handelspartner der heimischen Wirtschaft. Aber auch er wirft ein: „Das Abkommen kann nicht verhindern, dass der Handel für so gut wie alle Unternehmen schwieriger und teurer wird.“ Wie so oft liege der Teufel im Detail.

    Knapp 500 Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben treiben nach einer Auflistung der Industrie- und Handelskammer derzeit Handel mit dem Vereinigten Königreich, davon über 40 aus dem Donau-Ries. Bayernweit ist Großbritannien mit einem Exportvolumen von 12,5 Milliarden Euro der sechstwichtigste Handelspartner. Dirr: „Aus der Region sind es oftmals produzierende Unternehmen, die Waren aus den Bereichen Lebensmittel, Maschinen, Bau oder Fahrzeuge in das Vereinigte Königreich verkaufen. Doch auch der Groß- und Einzelhandel und der Dienstleistungssektor machen Geschäfte über den Ärmelkanal hinweg.“

    IHK-Zollexperte: Aufenthaltsregelungen werden für viele Dienstleister herausfordernd

    Das zum 1. Januar 2021 in Kraft getretene Freihandelsabkommen sorgt dafür, dass für Waren keine Mengenbeschränkungen gelten. Das Abkommen ändert allerdings nichts daran, dass das Vereinigte Königreich zum Jahreswechsel für die Mitglieder der Europäischen Union zu einem Drittland wurde. „Unternehmen, die mit Gütern und Dienstleistungen handeln, brauchen in der Regel nun eine zollrechtliche Registrierung und müssen Ex- und Importe vorher anmelden“, stellt IHK-Zollexperte Axel Sir fest.

    Weiteres Ungemach droht den Unternehmen im Personenverkehr. So geht Sir zwar davon aus, dass beispielsweise der Einbau und die Wartung verkaufter Maschinen weiterhin ohne großen Aufwand möglich sein wird, doch fehlen für etliche andere Tätigkeiten oder längere Aufenthalte von ausländischen Mitarbeitern im Vereinigten Königreich noch detaillierte Regelungen. Sir: „Die Umsetzung der neuen britischen Aufenthaltsregelungen werden für viele Dienstleister zu einer Herausforderung werden.“

    Firmen im Donau-Ries-Kreis brauchen faire Lösung für Handel mit dem Vereinigten Königreich

    Tina Poisl, Länderreferentin der IHK Schwaben für das Vereinigte Königreich, sieht weitere Herausforderungen auf die regionale Wirtschaft zukommen. „Mit dem Brexit kommt es auch zu Veränderungen im Steuerrecht oder beim Datenschutz. Möglicherweise fallen neue Steuern im Vereinigten Königreich an. Auch rechtliche Fragen, etwa zur unternehmerischen Haftung, müssen neu geklärt werden“, so Poisl.

    Andreas Dirr: „Das Donau-Ries ist ein Wirtschaftsstandort mit einer starken internationalen Verflechtung. Das haben uns die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise nochmals nachdrücklich vor Augen geführt. Umso wichtiger ist es, dass wir im Handel mit dem Vereinigten Königreich zu fairen und damit einvernehmlichen Lösungen kommen.“ Die Erfahrungen des letzten Jahres hätten gezeigt, dass der internationale Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Menschen keine Selbstverständlichkeit seien.

    Mit einem erfolgreichen Management des Brexit lasse sich ein positives Zeichen setzen, „für mehr freien Wettbewerb und weniger wirtschaftlichen Protektionismus“. Dirr plädiert dafür, „dass die noch offenen Details zeitnah und fair geklärt werden“.

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