Rund 15 Stunden legte ein Stromausfall am vergangenen Wochenende Teile Harburgs und Umgebung lahm. Versorger EnBW ODR spricht von einer „Verkettung unglücklicher Umstände“, die zu dem außergewöhnlichen Ereignis führte. Nun gibt das Unternehmen weitere Details zu den Ursachen bekannt. Warum der ländliche Raum offenkundig anfälliger für solche Ereignisse ist.
Der Ausgangspunkt sei in Ebermergen gewesen. Dort kam es laut EnBW ODR zu einem Defekt an einer Mittelspannungsleitung, um 22.21 Uhram Samstag gingen plötzlich die Lichter in vielen Gebieten der Stadt sowie im Umkreis aus. Wegen der dortigen Störung versuchte das Unternehmen, die Versorgung über andere Leitungen sicherzustellen. Dies löste aber eine Art Kettenreaktion aus. Durch Spannungsschwankungen könnten in Leitungen, die zum Beispiel leichte Vorschäden aufweisen, Kurzschlüsse entstehen. An insgesamt fünf Netzabschnitten seien Betriebsmittel so beschädigt worden. „Die besondere Herausforderung war, dass wir es mit fünf Fehlerstellen an zwei Versorgungsabschnitten zu tun hatten. Zudem waren Tiefbauarbeiten erforderlich, um die beschädigten Kabelabschnitte freizulegen und zu erneuern“, erklärt Franz Stölzle, Leiter Betrieb Netze ODR, wieso manche Gebiete erst am Sonntagmittag wieder Strom hatten. Um größere Schäden zu vermeiden, seien die betroffenen Leitungsabschnitte aus Sicherheitsgründen vom Netz genommen worden.
Reparaturarbeiten am Harburger Stromnetz abgeschlossen
Doch warum gab es überhaupt so viele Kabeldefekte? Hierbei scheinen die energiepolitischen Umwälzungen eine beträchtliche Rolle zu spielen. Zumindest legt das eine Mitteilung der EnBW ODR nahe. So werde das Netz besonders im ländlichen Raum mit vielen dezentralen Erzeugungsanlagen wie Photovoltaik oder Windkraft stärker belastet als früher. Durch die schwankende Einspeisung erneuerbarer Energien müssten Kabel und Betriebsmittel heute viel höhere Belastungen aushalten als noch vor einigen Jahren. „Unsere Stromnetze wurden ursprünglich für eine zentrale Einspeisung ausgelegt. Heute fließt Strom nicht mehr nur in eine Richtung, sondern wird durch zahlreiche Erzeugungsanlagen ständig ins Netz eingespeist. Das sorgt für zusätzliche Belastungen auf Kabel und Betriebsmittel, die schneller altern und anfälliger für Defekte werden“, erläutert Stölzle.
EnBW ODR verweist darauf, dass der Energieversorger das Investitionsvolumen für Baumaßnahmen bereits im letzten Jahr deutlich erhöht habe – in den kommenden Jahren werde dieses nochmals stark steigen. Neben dem Ersatz älterer Kabelstrecken stehe der Ausbau der Netzkapazitäten im Fokus. Zusätzlich würden intelligente Steuerungssysteme eingesetzt, um die schwankende Einspeisung aus erneuerbaren Energien besser auszugleichen.
Die Folgen des Stromausfalls in Harburg hielten sich letztlich in Grenzen. So blieb zum Beispiel das Hallenbad am Sonntag geschlossen. Auch die Gastronomie hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Außerdem fielen Heizungen aus. Die Reparaturarbeiten von EnBW dauerten noch etwas länger. Diese sind laut Pressesprecherin Nicole Fritz aber seit Dienstag abgeschlossen.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden