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Chaos im Ersatzverkehr: Ausfall Donauwörth-Augsburg sorgt für Ärger

Bahnverkehr

Oberleitungsschaden führt zu Chaos um Ersatzbusse im Raum Augsburg

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    Ein Riss in der Oberleitung bei Meitingen hat den gesamten Bahnverkehr zwischen Augsburg und Donauwörth lahmgelegt.
    Ein Riss in der Oberleitung bei Meitingen hat den gesamten Bahnverkehr zwischen Augsburg und Donauwörth lahmgelegt. Foto: Marcus Merk

    Streiks, Gleisarbeiten, ausfallende Züge - das Drama um die Bahnverbindung zwischen Donauwörth und Augsburg scheint kein Ende nehmen zu wollen - trotz der Einweihung des ersten digitalen Stellwerks in Donauwörth vor zwei Wochen. Der neueste Aufreger: Eine gerissene Oberleitung am Bahnhof Meitingen bringt seit vergangenem Donnerstagabend den gesamten Zugverkehr auf der Strecke zum Erliegen. Ersatzbusse sollen den Transport gewährleisten. Was in der Theorie nach einem guten Plan klingt, ist in der Praxis jedoch nur eins: Chaos.

    Der Bahnhof in Donauwörth ist kurz nach 11 Uhr eher verwaist. Ein Fahrgast im Warteraum, der von Dresden nach Augsburg fährt, erzählt, dass es immer wieder zu Verspätungen komme und man den Anschlusszug verpasse, aber dies zumeist „verkraftbar“ sei. Er selbst hat Glück und wird von Bekannten gefahren. In Bezug auf den Ersatzverkehr sagt er: „Man hat nicht das Gefühl, dass es sonderlich gut organisiert ist. Im Zug Richtung Treuchtlingen hieß es, dass zwei Ersatzbusse fahren: ein Expressbus um 11.10 Uhr, der direkt nach Augsburg fährt, und einer um 11 Uhr, der alle Haltestellen anfährt. Gefahren ist allerdings nur der Bus um 11.10 Uhr. Erst um 12 Uhr kommt der Bus, der alle Halte anfährt.“

    Ersatzbusse zwischen Donauwörth und Augsburg: „Niemand scheint Bescheid zu wissen“

    Eine Frau, die in Richtung Augsburg unterwegs ist und mit mehreren Fahrgästen am Busbahnhof auf die Ersatzbusse wartet, bestätigt das. „Es ist von den beiden Bussen nur einer gekommen, um 11.10 Uhr. Leider haben nicht alle Fahrgäste hineingepasst.“ Sie selbst habe sich schon wegen der bestehenden Situation das halbe Wochenende Sorgen gemacht. „Niemand scheint gut Bescheid zu wissen. Die Dame am Reisepunkt bei Arverio konnte mir auch nicht mehr sagen, als ich bereits weiß.“

    Um 20 vor 12 biegt der langersehnte Bus RE80 nach Augsburg Hauptbahnhof endlich ein, der alle Haltestellen anfahren wird. Die Fahrgäste verlieren keine Zeit und strömen in den Bus. Innerhalb kürzester Zeit ist jeder Sitzplatz besetzt. Eine Frau, die keinen Sitzplatz ergattern konnte und die Strecke stehend hinter sich bringen muss, ist sichtlich aufgebracht. Sie fahre gewöhnlich die Strecke von Bäumenheim nach Mertingen. Sie sei schon seit 9 Uhr unterwegs. Ihre Schicht beginne eigentlich um 10 Uhr. Nun, um kurz vor 12 Uhr, sind ihre Nerven merklich angegriffen. „Immer das Gleiche mit der Deutschen Bahn!“, schimpft sie. „Ich muss doch zur Arbeit. Normalerweise hätte ich die Schicht um 5 Uhr gearbeitet, konnte aber zum Glück tauschen.“

    Chaos im Ersatzverkehr: Arverio weiß, dass Busse nicht reichen

    Doch auch hinter dem Steuer ist die Lage nicht leichter. Ein Busfahrer, der ursprünglich aus dem Schwarzwald kommt, erzählt, dass seiner Kenntnis nach einige Busfahrer ebenso wie er selbst von außerhalb als Ersatzfahrer im Einsatz seien. Man kenne sich als Ortsfremder nicht aus. Es gäbe einige Baustellen, die umfahren werden müssten. Und mit seinem Bus, der etwa 3,80 Meter in der Höhe messe, könne er unter manchen Unterführungen nicht durchfahren und müsse den Weg dann wieder zurückfahren.

    Winfried Karg kann all den Ärger nachvollziehen. Er ist Pressesprecher bei Arverio und weiß, dass die Situation chaotisch ist. „Wir versuchen, so viele Busse zu kriegen, wie zur Verfügung stehen, und telefonieren alle Unternehmen ab“, sagt er. Doch weil es sich um so eine kurzfristige Anfrage handle und obendrein auch noch Urlaubszeit sei, sei das schwierig. Grob 60 Züge von Arverio würden tagtäglich zwischen Donauwörth und Augsburg pendeln. Als Ersatz habe man „alles genommen, was wir kriegen können“. Eine genaue Zahl gebe es nicht. Für manche Züge sei ein Gelenkbus im Einsatz, für andere würden zwei normale Busse hintereinander herfahren. In anderen Fällen dagegen würde nur ein Bus für einen ganzen Zug eingesetzt. „Uns ist bewusst, dass das nicht ausreichen kann“, betont Karg. Die Busse könnten „bei Weitem“ nicht die gleiche Anzahl an Fahrgästen transportieren wie die Züge.

    Deutsche Bahn weiß noch nicht, wie Oberleitung beschädigt wurde

    Er bittet Berufspendler, wenn möglich in dieser Woche im Homeoffice zu bleiben. Auch Ausflüge sollten am besten verlegt werden. „Wichtige Termine wie ein Arztbesuch können unter Umständen nicht verschoben werden, für diese Fahrgäste sollte Platz sein.“ Aufgrund des „kurzfristigen Durcheinanders“ sei es nicht möglich gewesen, sich beim Einsatz von Ersatzbussen mit der Deutschen Bahn abzustimmen.

    So hat auch die Deutsche Bahn für ihre ausgefallenen Züge einen eigenen Ersatzverkehr eingerichtet. Wie es überhaupt zu dem Vorfall am Donnerstag in Meitingen kam, ist nach wie vor nicht geklärt. So teilte eine Sprecherin mit: „Die Ursache für den Riss der Oberleitung wird untersucht, konnte jedoch noch nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Insgesamt sind unter anderem mehrere Signalschaltkästen und 20 komplexe Kabelverbindungen beschädigt.“

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