Bisher war er unter Verschluss, nun liegt er aus: Der Bebauungsplan für ein rund 30.000 Quadratmeter großes Areal am Gut Neudegg ist nun für die Öffentlichkeit einsehbar. Wo bisher Ackerland ist, plant die Stadt ein Wohngebiet. Auch die Eigentümerfamilie von Gaisberg äußert sich.
Auf dem Bebauungsplan sichtbar sind rund 30 Gebäude. Es handelt sich dabei um Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Mehrfamilienanwesen. Darüber hinaus ist eine Ringstraße eingezeichnet, die an die derzeitige Straße Neudegg angeschlossen ist. Zu sehen sind ebenso Lärmschutzwände in Höhe von zwei Metern sowie ein sieben Meter hoher Wall. Dieser soll die Anwohner vom Lärm der direkt nebenan verlaufenden Bahnstrecke Donauwörth-Treuchtlingen schützen. Bis zu 9,75 Meter sind die Gebäude hoch. Diese fast zehn Meter hohen Bauwerke stehen aber entfernt von den derzeitigen Anwohnern. In deren unmittelbarer Nähe entstehen kleinere Gebäude. Entstehen sollen laut den Planungen der Stadt außerdem ein Spielplatz sowie ein Radweg.
Stadt sieht Notwendigkeit für Bauland
„Das Gelände fügt sich in die umliegende Bebauung ein, es ist ein normales Wohngebiet mit verkehrsberuhigten Straßen, viel Grün und größtenteils Einfamilienhäusern“, sagen die von Gaisbergs. „Es ist viel Grünfläche und Abstand zu bestehenden Häusern eingeplant.“ Die Familie sieht mögliche positive Auswirkungen für Donauwörth. „Man muss es in Relation setzen. Für Donauwörth ist das eine Chance, die hohe Nachfrage nach stadtnahem Bauland zu erfüllen; besonders für Familien: Im Grünen und mit Schulen fußläufig erreichbar.“ Sie würden von vielen Menschen angesprochen, die dort gerne wohnen würden, sagen die von Gaisbergs. Verkehrsbeeinträchtigungen gebe es derzeit eigentlich nur im Schulverkehr. „Ansonsten ist es ruhig.“
Auch die Verwaltung ist von der Maßnahme überzeugt. „Als große Kreisstadt Donauwörth ist es unsere Aufgabe, ausreichend Wohnraum und damit auch Baugrundstücke zur Verfügung zu stellen. Hierbei gilt es stets, die Nachfrage nach Baugrundstücken mit dem Ziel, den Flächenverbrauch in Grenzen zu halten, in Einklang zu bringen“, teilte sie unserer Redaktion vergangene Woche auf Anfrage mit.
Bürgerinitiative fürchtet Verschlechterung der Verkehrssituation vor Ort
Der geplante Radweg ist der Familie von Gaisberg wichtig. „Es gibt bereits viel Radverkehr im Wald, der aktuell einfach nicht mit dem bestehenden Radnetz verbunden ist. Durch das neue Baugebiet und den geplanten Radweg wird auch für die Anwohner der Zugang leichter“, teilt die Familie mit. Die Stadt sieht in dem Radweg die Möglichkeit, eine direkte Verbindung nach Wörnitzstein und Huttenbach in Richtung Stadt zu verwirklichen.
Eine kürzlich gegründete Bürgerinitiative stört sich weniger am Radweg, als vielmehr am befürchteten Verkehrslärm. Sie warnt vor massiven Folgen. Umliegende Straßen seien bereits jetzt „überlastet“, unter anderem für Süd- und Nordstraße befürchtet die Initiative weitere Verschlechterungen. „Die Verkehrsbeeinträchtigung gerade im Berufsverkehr ist sehr hoch“, sagt der Sprecher der Initiative, Thomas Mitlehner. Die Stadt sieht das anders, sie verweist auf ein Gutachten, das bezüglich des neuen Wohngebiets erstellt wurde. Dieses geht von 200 zusätzlichen Fahrten pro Tag aus. Für den Gesamtverkehr sei das Baugebiet aber unbedenklich. Der sieben Meter hohe Wall zeige laut BI, dass es sich nicht um ein „normales“ Wohngebiet handele. Derzeit liegt der Bebauungsplan aus und ist noch bis zum 14. November einsehbar. „Den Bebauungsplan prüfen wir derzeit“, sagt Mitlehner.
Zwar stimmte die Mehrheit im Stadtrat der Aufstellung des Bebauungsplanes vor rund drei Wochen zu. Die Fraktionen sind sich aber nicht einig über das Wohngebiet. Die SPD spricht sich dagegen aus. „Der Baudruck ist nicht da“, sagte Fraktionsvorsitzende Brigitte Kundinger-Schmidt unserer Redaktion. „Wir müssen erst einmal schauen, ob wir das in den letzten Jahren geschaffene Bauland überhaupt bebaut bekommen.“ Anders sieht diesen Punkt die CSU. Es gebe zu wenig Bauland in Donauwörth, meint Fraktionsvorsitzender Jonathan Schädle. Er sehe aber auch die Verkehrsproblematik. „Manche von uns finden, dass das Vorhaben zumindest geprüft werden muss.“ Die CSU stimmte im Rat daher nicht einheitlich ab. Die Freien Wähler sprechen sich für das Vorhaben aus. „Wir benötigen in Donauwörth schlicht und ergreifend Wohnungen, der Mietpreisspiegel ist sehr hoch. Wenn sich die Chance ergibt, an Bauland zu kommen, müssen wir sie nutzen“, erklärte Fraktionsvorsitzender Michael Bosse.
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