Fünf Wochen lang mussten rund 1000 Mitarbeiter des Agco-Werks in Asbach-Bäumenheim zu Hause bleiben. Weil der Traktorhersteller wegen der Corona-Krise von weltweit verteilten Zulieferern keine Teile mehr bekam, standen in Nordschwaben die Bänder still: 100 Prozent Kurzarbeit. Am Dienstag sind die Beschäftigten in die Fabrik zurückgekehrt – und müssen jetzt Vollgas geben. Weil der Zustrom an Bauteilen wieder funktioniert, kann die Montage wieder aufgenommen werden.
In Bäumenheim werden hauptsächlich Kabinen für Traktoren und Erntemaschinen gefertigt – vor allem für Fendt-Schlepper im Stammwerk in Marktoberdorf, aber auch für andere Marken im Agco-Konzern (Massey Ferguson, Valtra). Während der coronabedingten Auszeit hätte Agco allein rund 2000 Fendt-Traktoren fertigstellen wollen. Nun erhöhe man die Produktionskapazitäten, um den Rückstand wieder aufzuholen und die Schlepper möglichst schnell ausliefern zu können, teilt das Unternehmen mit.
Kein Zweischichtmodell in Bäumenheim
Ein – wie am Dienstag im überregionalen Teil unserer Zeitung berichtet – für den Standort Marktoberdorf beschlossenes Zweischichtmodell lasse sich im Zweigwerk in Bäumenheim nicht umsetzen, so Sepp Nuscheler, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, gegenüber unserer Zeitung: „Dort sind die Bedingungen anders.“ Dies sei intensiv besprochen worden. Das Thema Produktionsrückstand werde in der Fabrik, in der rund 1100 Menschen arbeiten, in den nächsten Tagen und Wochen ein Thema sein. Es stünden verschiedene Modelle im Raum: Entweder könnte die Tagesarbeitszeit erhöht werden, oder es könnte „am ein oder anderen Samstag gearbeitet werden“, oder die Werksferien im Sommer könnten verkürzt werden.
Grundsätzlich zeigt man sich bei Agco erfreut darüber, dass die Nachfrage nach den Traktoren trotz der Pandemie ungebrochen scheint. Grund: Die Landwirtschaft sei davon nicht betroffen. „Die Ausgangslage ist gut“, merkt Nuscheler dazu an. Um die Belegschaft durch das Coronavirus nicht zu gefährden, würden zahlreiche Schutzmaßnahmen getroffen.
Kostenlose Schutzschilder für den Rettungsdienst
In den vergangenen Wochen stellten Mitarbeiter in Bäumenheim angesichts der Bedrohung durch das Virus ein ganz neues Produkt her: Gesichtsschutzschilder. Nach Angaben der Firma geschieht dies mit 3-D-Druckern. Abnehmer sind unter anderem der Rettungsdienst des Roten Kreuzes in Nordschwaben und andere medizinische Einrichtungen. Agco beliefert diese kostenlos. Werkleiter Thorsten Miethe wird in einer Pressemitteilung mit diesen Worten zitiert: „Die bisherigen Rückmeldungen sind ausgesprochen positiv. Das medizinische Personal setzt die Masken gerne ein, weil sie leicht und angenehm zu tragen sind.“
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