Susanne und Phillip Henning sind alles andere als festlich gelaunt. Lustlos, wie jedes Jahr, sind sie den weiten Weg zu ihren Eltern gefahren, sind im Stau gestanden, nur weil ihre Mutter Weihnachten ja so furchtbar ernst nimmt. An der Haustür hatte Susanne noch gesagt, sie würde lieber in eine Kneipe gehen, wo die Post abgeht, und sich sinnlos betrinken. Komisch, dass die Eltern nicht aufmachen, wo ist der Schlüssel? In der Wohnung ist niemand und es sieht ziemlich unordentlich aus. Ganz untypisch. Gewissensbisse beschleichen die Geschwister. Haben sie ihrer Mutter vielleicht zu deutlich zu verstehen gegeben, dass ihre Begeisterung für die traditionelle Familienfeier nicht ganz so groß ist wie diese immer noch glaubt? Weiter oben im Haus spielt jemand eine Rock’n-Roll-Version von Jingle Bells auf dem Klavier. Die beiden klingeln an der Wohnung, doch zunächst macht niemand auf. „Die wissen anscheinend, wie man feiert“ meint Susanne verständnisvoll. Als sich die Tür schließlich doch noch öffnet, sehen die beiden Geschwister etwas, dass sie nicht erwartet hätten. Mama, im geblümten Hausanzug und Papa mit umgebundener Schürze tanzen, lachen und rufen „frohes Fest“. Susanne und Philipp treten verdattert ein und sehen die fröhlichen Nachbarn ihrer Eltern, Junge und Alte, die ebenfalls tanzen oder Gans essen und Punsch trinken. Weihnachtsstimmung, wie sie sein könnte und wie sie es sie nur selten gibt. Die beiden wollen sich der Party anschließen - doch plötzlich tritt der Tod unter die feiernden Menschen.
DZ-Adventskalender