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Zweiter Weltkrieg: Ein Kreuz aus einer Panzergranate

Zweiter Weltkrieg

Ein Kreuz aus einer Panzergranate

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    Die Entstehung einer Lourdes-Grotte, südlich von Baierfeld gelegen, weckt auch die Erinnerung an ein Kriegsereignis, das sich vor 75 Jahren in Baierfeld zugetragen hat und für die Familie Koch beinahe in einer Tragödie hätte enden können.
    Die Entstehung einer Lourdes-Grotte, südlich von Baierfeld gelegen, weckt auch die Erinnerung an ein Kriegsereignis, das sich vor 75 Jahren in Baierfeld zugetragen hat und für die Familie Koch beinahe in einer Tragödie hätte enden können.

    Eine Lourdes-Grotte, idyllisch an einer Waldecke südlich von Baierfeld gelegen, weckt Erinnerungen an ein Kriegsereignis, das sich vor 75 Jahren in Baierfeld zugetragen hat und für die Familie Koch beinahe in einer Tragödie hätte enden können.

    Amerikaner verdächtigen Familie aus Baierfeld

    Als nämlich am 25. April 1945 amerikanische Truppen in Baierfeld einmarschierten, wurden sie von zurückweichenden deutschen Soldaten noch vom Gleißenberg her mit Gewehrfeuer beschossen. Die vorrückenden US-Soldaten vermuteten die Feuerstellung im Anwesen der Familie Koch. Ein Trupp mit vier Mann drang in den Hof ein, holte die ganze Familie aus dem Haus und stellte sie mit vorgehaltenen Maschinenpistolen an die Wand der Scheune. Die Amerikaner verdächtigten offenbar die Kochs, die deutschen Kämpfer unterstützt zu haben.

    „Wir dachten, jetzt schlägt unsere letzte Stunde“, erinnert sich Anton Koch, der damals 16 Jahre alt war, heute noch an diese schrecklichen Augenblicke. Doch da näherte sich ein amerikanischer Offizier, gebot den Soldaten Einhalt und nahm den Vater mit in den Gefechtsstand im Dorf zu einem Verhör. Mithilfe eines Dolmetschers konnte die Unschuld der Familie geklärt werden, und Anton Koch und seine Angehörigen entgingen unversehrt der lebensbedrohlichen Situation.

    Lourdes-Grotte zu Ehren der Muttergottes

    24 Jahre später, so erzählt Koch, habe sein Vater an einer Waldecke am Gleißenberg südlich oberhalb des Ortes eine Lourdes-Grotte zu Ehren der Muttergottes errichtet. Die Baierfelder Rechtlergemeinschaft überließ ihm, der 30 Jahre lang Dienst als Waldaufseher im Gemeindewald geleistet hatte, den Platz für sein Vorhaben. Zwei Jahre lang hatte er zuvor mit seinem Sohn in der Röglinger und Mündlinger Gegend die passenden Feldsteine dafür gesammelt, bevor er damit in mühevoller Kleinarbeit kunstvoll die Gnadenstätte im südfranzösischen Wallfahrtsort nachbildete.

    Auf die Frage, warum sein Vater diese Gebetsstätte zu Ehren der Muttergottes erbaute, antwortet Anton Koch zunächst etwas verlegen, dass der Vater sich nie genau über seine Beweggründe geäußert habe. Dann aber spricht der heute 91-Jährige doch über seine eigenen Erinnerungen und erzählt, dass Vater Koch schon bald nach Kriegsende eine Wallfahrt nach Lourdes unternommen habe. In den folgenden Jahren pilgerte er noch siebenmal zu dem südfranzösischen Gnadenort. Dabei reifte in ihm offenbar der Entschluss, in seiner Heimat eine Lourdes-Grotte zu errichten.

    Sohn des Grotten-Erbauers entzündet jeden Sonntag eine Kerze

    Vermutlich wollte er damit seinen Dank an die Muttergottes für die Rettung seiner Familie in Todesnot zum Ausdruck bringen. Denn wie leicht hätte damals ein unbesonnenes Vorgehen der amerikanischen Soldaten ein Blutbad anrichten können. Ein sichtbares Zeichen für diese Beweggründe des Erbauers ist wohl auch ein Kreuz über der Grotte, das aus der Kartusche einer amerikanischen Panzergranate gefertigt ist.

    Über 50 Jahre ist es jetzt her, seit es die Baierfelder Mariengrotte gibt. Und jeden Sonntagvormittag nach dem Gottesdienst macht sich jahraus, jahrein der 91-jährige Sohn des Erbauers mit einer Wachskerze auf den Weg zu dem kleinen Feldheiligtum und entzündet dort das Kerzenlicht zu Füßen der Marienstatue. Damit pflegt er weiterhin eine Tradition, die sein 1987 gestorbener Vater begann.

    Heute lädt die von der Familie Koch liebevoll gepflegte Baierfelder Lourdes-Grotte den Wanderer zum Verweilen und zum stillen Gebet ein. Und wenn sich Gläubige aus Baierfeld und Buchdorf jedes Jahr im Mai zu einer feierlichen Maiandacht dort einfinden, dann stimmen sie damit auch in den Dank des Stifters an die Gottesmutter mit ein.

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