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Zum 100. Geburtstag Max Kruses erweist das Donauwörther Käthe-Kruse-Museum dem Schriftsteller eine besondere Referenz: die allerliebste Inszenierung „Das silberne Einhorn“.

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Max Kruse: Ein Märchen im Miniatur-Theater in Donauwörth

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    Mit viel Gestik, Mimik und stimmlicher Gestaltung interpretierten Bernd Zoels (rechts) und Jürgen Lechner das Max-Kruse-Märchen „Das silberne Einhorn“.
    Mit viel Gestik, Mimik und stimmlicher Gestaltung interpretierten Bernd Zoels (rechts) und Jürgen Lechner das Max-Kruse-Märchen „Das silberne Einhorn“.

    Das ist es, was wir an Märchen so lieben: die Gewissheit, dass am Ende alles gut wird! Mögen die Herausforderungen auch noch so groß sein, die Abenteuer noch so gefährlich und die Hürden schier unüberwindlich – zu guter Letzt siegen doch das Gute und die Gerechtigkeit. Eine tröstliche, eine wunderbare Fügung!

    Nicht anders ergeht es den Helden in Max Kruses leichter und doch zugleich tiefgründiger Prosa-Dichtung „Das silberne Einhorn“. Mutig machen sich Prinzessin, Müllersbub und Einhorn auf den Weg, das Böse zu bekämpfen – Happy End inklusive. Der Donauwörther Bernd Zoels hat das Märchen in Dialogform umgeschrieben und zusammen mit Jürgen Lechner für die Bühne dramaturgisch eingerichtet.

    Nicht für irgendeine Bühne – für eine besondere. Für eine Miniaturbühne, deren Charme das Zauberhafte des Märchens erst ins rechte Licht zu rücken versteht. In Kooperation mit dem Donauwörther Museumsleiter Thomas Heitele und seinem Team hat das versierte Duo von Bernies bunter Bühne als TheaterKlein im Gedenkjahr zu Max Kruses 100. Geburtstag eine Papiertheater-Inszenierung erarbeitet, die in Entzücken versetzt.

    Nach dem Guckkasten-Prinzip agieren gemalte Figuren vor fantastischen Kulissen mit erstaunlicher Tiefenwirkung – ganz so, wie es in der Biedermeierzeit oft in bildungsbürgerlichen Haushalten üblich war. Diese Figuren sind auf Spielstäbe montiert, die Zoels und Lechner durch die Kulissengassen führen. Für die Zuschauer kommt so ein Moment der Bewegung dazu, der noch durch Drehungen gesteigert wird.

    Am Premierenabend hängen diese Zuschauer mit gebannten Blicken an der Miniaturbühne, an Prinzessin, König, Müllersbub, Zauberer, Fee, Schaustellern und all den anderen, die da zwischen Schloss, Wald, Marktplatz und verzauberter Insel agieren. Irmgard Maurer hat die Charaktere so liebevoll illustriert, dass sie allein schon durch ihre Optik in Schwärmerei verfallen lassen.

    Irmgard Maurer hat die entzückenden Figuren für die Inszenierung gezeichnet, zu denen unter anderem auch Prinzessin, König und Einhorn gehören.
    Irmgard Maurer hat die entzückenden Figuren für die Inszenierung gezeichnet, zu denen unter anderem auch Prinzessin, König und Einhorn gehören.
    Irmgard Maurer hat die entzückenden Figuren für die Inszenierung gezeichnet, zu denen unter anderem auch Prinzessin, König und Einhorn gehören.
    Irmgard Maurer hat die entzückenden Figuren für die Inszenierung gezeichnet, zu denen unter anderem auch Prinzessin, König und Einhorn gehören.

    Erst recht tun sie es ob der Geschichte, in die Max Kruse sie verstrickt. Es ist eine Geschichte voller Liebe und Weisheit, eine Geschichte voller Poesie und Lebenserfahrung. „Wer das Mögliche nicht tut, tut in Wahrheit das Schlechte“, appelliert der Schriftsteller darin etwa, bewusst zu handeln. Oder er weist darauf hin, wachsam hinzuschauen, denn „die Welt ist überreich an schönen Dingen“. Und er fordert auf: „Lerne die Gefühle der Menschen kennen und begegne ihnen in Liebe!“

    Diesem Prinzip folgen auch seine Figuren im „Silbernen Einhorn“, um den traurigen König und sein vom Fluch der bösen Fee gebanntes Reich zu erlösen. Alle Hoffnung, alles Glück scheinen dahin zu sein. Da suchen die mutige Prinzessin und der tapfere Müllersohn zusammen mit dem Einhorn die Fee, um sie milde zu stimmen und um Erlösung aus dem Zauberbann zu bitten. Auf ihrem abenteuerlichen Weg begegnen die drei Gefährten dem Riesen, Sternguckern und Magiern, Räubern und wilden Tieren.

    Und sie bekommen Antworten auf Fragen des Lebens: Ist es besser, groß oder klein zu sein? Muss man ein Zauberer sein, um etwas zu verändern? Warum macht die Fähigkeit zu staunen glücklich? Warum ist das Schöne nur in Freiheit schön? Wieso ist das Leichte dem Schweren überlegen? – Max Kruses tiefgründige Texte stecken voller Klugheit und Botschaften, die zu den wesentlichen Dingen im Leben hinführen, wenn man ihnen denn nur bewusst lauscht und sie verinnerlicht.

    Jürgen Lechner (links) und Bernd Zoels treten auch sonst miteinander als Duo auf.
    Jürgen Lechner (links) und Bernd Zoels treten auch sonst miteinander als Duo auf. Foto: Lorenz Fitzel

    Und es macht so viel Vergnügen zu lauschen, wenn Bernd Zoels und Jürgen Lechner das geschriebene Wort in gesprochene Sprache umwandeln. Den beiden Papiertheater-Routiniers bei der Arbeit zuzuschauen ist eine echte Wonne. Das Führen der Figuren, der fliegende Wechsel der Kulissen, die geschickt eingesetzten Geräusche vom Wasserrauschen bis zum Vogelgezwitscher und der musikalischen Unterlegung, die perfekte Lichtregie ... – all diese Rädchen greifen reibungslos ineinander, dass es nur so schnurrt.

    Hinzu kommt das lebhafte und lustvolle Agieren der beiden Interpreten, die sich nicht etwa hinter einem Vorhang verstecken, sondern sich ganz bewusst und gewollt zur Beobachtung „freigeben“ und auch Blicke hinter die Kulissen gewähren. Mimisch, gestisch und stimmlich laufen Bernd Zoels und Jürgen Lechner zur Höchstform auf und verzichten dabei weder auf Spannung noch auf Komik oder Romantik.

    Max Kruse mit seiner Mutter Käthe Kruse.
    Max Kruse mit seiner Mutter Käthe Kruse. Foto: Käthe-Kruse-Museum Donauwörth

    Wandlungsfähig kontrastieren sie ihre Figuren, soweit es zu zweit eben möglich ist. Dabei behelfen sie sich mit dem geschickten Schachzug, unterschiedliche Dialekte zum Einsatz zu bringen. Eine Meisterleistung an Konzentration! Vom Allgäuer Schwäbisch bis zu urigem Bayerisch, von kehligem Schweizerdeutsch bis zu Berlinerisch ist alles Mögliche dabei. Köstlich ist auch die Truppe von Schaustellern anzuhören, die in reinstem Sächsisch parliert. Und höchst drollig: das niedliche Einhorn mit französisch angehauchter Klangfarbe.

    „Alles, was lebt, zaubert. Denn es lässt etwas entstehen, das vorher nicht da war“, heißt es im Stück, und es macht Mut, sich von diesem Gedanken inspirieren zu lassen. Damit sich am Ende folgende Weisheit Max Kruses bewahrheitet: „Zauberworte verwandeln Dinge. Menschenworte verwandeln Herzen und Seelen ...“

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