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Wolferstadt: Wenn es der Rettungsdienst nicht rechtzeitig schafft

Wolferstadt

Wenn es der Rettungsdienst nicht rechtzeitig schafft

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    Die Erste-Hilfe-Gruppe der Feuerwehr in Wolferstadt: (von links) Tobias Hönle, Christian Lehner, Julia Förschner, Gertrud Luderschmid, Christian Luderschmid, Gerhard Dürr, Alexander Dürr, Anton Hofmann, Klaus Auktor, Thomas Dürr und Patrick Imm.
    Die Erste-Hilfe-Gruppe der Feuerwehr in Wolferstadt: (von links) Tobias Hönle, Christian Lehner, Julia Förschner, Gertrud Luderschmid, Christian Luderschmid, Gerhard Dürr, Alexander Dürr, Anton Hofmann, Klaus Auktor, Thomas Dürr und Patrick Imm.

    Es war ein schwerer Unfall, der im Herbst 2018 nahe Wolferstadt passierte. Zwei Jugendliche verunglückten mit dem Moped und erlitten schwere Verletzungen. Schnelle Hilfe war angesagt.

    Doch der Rettungswagen, der in Monheim stationiert ist, war bereits anderweitig gebunden. Damit war klar: Das Rote Kreuz benötigt mindestens 25 Minuten, um den Unfallort zu erreichen. Deshalb alarmierte die Integrierte Leitstelle in Augsburg, welche die Rettungseinsätze koordiniert, auch die Freiwillige Feuerwehr in Wolferstadt.

    Kommandant Hubert Gehring berichtet dies: „Wir waren die ersten Kräfte vor Ort.“ Die leisteten Erste Hilfe, bis der Notarzt eintraf, der zufällig in Fünfstetten war und anschließend zu dem Unfall eilte.

    Vorgeschriebene Hilfsfrist

    Dass der Rettungsdienst die vorgeschriebene Hilfsfrist von zwölf Minuten nicht einhalten kann, kommt besonders in den etwas abgelegenen Regionen in Nordschwaben ab und zu vor. Gerade bei schweren Unglücken und wenn eine Person reanimiert werden muss, verständigt die Leitstelle bei Engpässen die jeweils am nächsten gelegene Feuerwehr, sofern in dem Ort auch ein Defibrillator vorhanden ist. „Das kommt immer wieder vor“, weiß Kreisbrandrat Rudolf Mieling.

    Die Gemeinde Wolferstadt ist eine dieser Gegenden, in der die Rettungswege von vorneherein etwas länger sind. Zwölf Kilometer sind es von der Rettungswache Monheim nach Wolferstadt. Jeweils rund 17 Kilometer sind es von Oettingen und Treuchtlingen, 19 Kilometer von Harburg, 25 von Nördlingen und 28 Kilometer von Donauwörth.

    Um für mögliche Wiederbelebungsmaßnahmen besser gerüstet zu sein, nahmen ein paar Mitglieder der Wolferstädter und Zwerchstraßer Feuerwehr vor etwa fünf Jahren am Sanitätskurs AB teil, den die Kameraden aus Wemding für alle Wehren in der Verwaltungsgemeinschaft anboten. „Zwei Wochen später hatten wir den ersten solchen Einsatz“, erinnert sich Tobias Hönle von der Wolferstädter Feuerwehr. Zwei weitere Alarmierungen mit Reanimationen habe es seitdem gegeben.

    Ein Glücksfall

    Aus dieser Situation heraus entstand in Wolferstadt die Idee, sich noch besser für solche Fälle zu rüsten. Als „Glücksfall“ bezeichnet Hönle in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass vor zweieinhalb Jahren mit Klaus Auktor ein Facharzt für Anästhesie und Notfallmedizin in den Ort zog. Auktor ist seit seiner Jugend ehrenamtlich bei der Feuerwehr aktiv und hatte bereits in seinem Heimatort Fünfstetten eine Erste-Hilfe-Gruppe angestoßen. Eine solche gibt es seit Juni 2018 nun auch in Wolferstadt.

    Auktor und Hönle leiten die Gruppe. Für sie liegen die Vorteile einer solchen Truppe auf der Hand: „Wir sind meist schneller vor Ort als der Rettungsdienst.“ Zu diesem sei man keinesfalls eine Konkurrenz: „Wir leisten nur Erste Hilfe.“ Ein Problem im Dorf ist freilich, dass tagsüber viele Aktive nicht vor Ort sind. Deshalb wollen die Verantwortlichen auch „ungenutztes Potenzial“ nutzen, dass es in Wolferstadt gibt.

    Zehn Personen „einsatztauglich“

    Gemeint sind damit Männer und vor allem Frauen, die eine medizinische Ausbildung haben und (bislang) nicht Mitglied in der Feuerwehr sind. Ziel sei, Krankenschwestern, Medizinische Fachangestellte und Betriebssanitäter zu „rekrutieren“. Ein paar solche Kräfte gehören inzwischen bereits der Erste-Hilfe-Gruppe an.

    Die habe bereits bei einigen Gelegenheiten tätig werden können. Zehn Personen seien mittlerweile „einsatztauglich“. Fünf weitere Mitglieder der Gruppe sollen über Kurse und Übungen herangeführt werden. „Das System wird getragen von Wolferstädtern für Wolferstädter“, verdeutlicht Klaus Auktor, der in diesen Tagen eine Hausarztpraxis in Treuchtlingen übernimmt. Mit eingebunden seien auch die Ortsteile.

    Unterstützung vom Bürgermeister

    Kommandant Gehring freut sich über das Engagement der Gruppe. Wenn es um Leben oder Tod gehe, sei „jede Minute kostbar“. Die Feuerwehr habe eigens einen Erste-Hilfe-Rettungsrucksack angeschafft. Bürgermeister Philipp Schlapak unterstützt die Initiative ebenfalls. Die Gemeinde wolle auch die Technik anschaffen, damit die Mitglieder der Gruppe bei entsprechenden Notfällen über eine App per Handy mitalarmiert werden.

    Kreisbrandrat Mieling bestätigt, dass die Feuerwehr in Wolferstadt und andernorts im Landkreis eine Reihe von Erste-Hilfe-Einsätzen absolviert hat: „Es ist schon vielen Menschen geholfen worden.“ Allerdings verweist Mieling auch darauf, dass solche Einsätze mit Belastungen verbunden seien – gerade, wenn man den Betroffenen persönlich kenne oder/und jede Hilfe zu spät komme: „Mancher trägt schwer daran.“ Das müsse man erst einmal wegstecken. Darüber müsse man sich im Klaren sein

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