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Wirtschaft: SPN Schwaben Präzision streicht 40 Stellen

Wirtschaft

SPN Schwaben Präzision streicht 40 Stellen

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    Der Hauptsitz von SPN am Nördlinger Stadtrand.
    Der Hauptsitz von SPN am Nördlinger Stadtrand. Foto: Philipp Wehrmann

    Zwei Mitarbeiter stehen unter einem Dachvorsprung an der Schwaben Präzision, ziehen an ihren Zigaretten. Es sind schlechte Nachrichten, die Gewerkschaft und Geschäftsführung der Belegschaft am Freitag mitgeteilt haben. Wie viele Mitarbeiter gehen müssen, dazu wolle man sich erst am Montag äußern, hieß es. Jetzt ist klar, wie groß die Einschnitte sind.

    Das Nördlinger Traditionsunternehmen hat wechselhafte Jahre hinter sich. 2014 verpflichteten sich die Mitarbeiter zu unbezahlter Mehrarbeit. Dafür sollte es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. 2016 war die Firma auf Expansionskurs, baute für mehr als fünf Millionen Euro an ihrem heutigen Hauptstandort am Stadtrand. 2018 wuchs der Umsatz um ein Fünftel, der Gewinn stieg aus den roten Zahlen auf rund 1,5 Millionen Euro.

    Noch im September vergangenen Jahres, in dem die SPN ihr 100-jähriges Bestehen feierte, sei die Auftragslage gut gewesen. Dann ging es bergab. Im Januar meldete das Unternehmen Kurzarbeit an – weit bevor das Coronavirus die Industrie lahmlegte. Im März hieß es vom Technischen Geschäftsführer Rainer Hertle, die Auftragslage habe sich erholt, besorgt war er dennoch. Auf einen Arbeitsplatzabbau angesprochen, sagte er: „Es ist unser oberstes Ziel, das zu verhindern, aber ausschließen kann ich es nicht.“

    Dieses Ziel verfehlt die SPN. Die Folgen der Pandemie hätten das Nördlinger Traditionsunternehmen SPN Schwaben Präzision erfasst, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Unternehmens und der IG Metall. Die SPN müsse drastisch Personalkosten einsparen. Deshalb sei ein Haustarifvertrag vereinbart worden. Bis Mitte 2021 baut die Firma 40 Arbeitsplätze ab.

    Angesichts einer globalen Wirtschaftskrise sei „Augen-zu-und-durch“ unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht möglich. Gewinne seien von der seit 2012 amtierenden Geschäftsführung in das Unternehmen investiert worden. Es wirke sich belastend auf das Unternehmen aus, dass die SPN erhebliche Pensionsrückstellungen vornehmen muss, resultierend aus jahrzehntealten Altverträgen, auch wenn diese durch den 2014 geschlossenen Ergänzungstarifvertrag etwas abgefedert worden seien. Anders als viele Unternehmen, die eine Altersversorgung über Versicherungen bieten, arbeitet die SPN nach Informationen unserer Redaktion mit sogenannten Zusicherungen.

    Dadurch sei eine paradoxe Situation entstanden, sagt Rainer Hertle, Technischer Geschäftsführer der SPN. „Denn trotz der unternehmerischen Erfolge, die wir in den vergangenen Jahren erzielt und mit denen wir gleichzeitig auch viele Arbeitsplätze gesichert und sogar einige neue Arbeitsplätze geschaffen haben, können wir jetzt zu Beginn dieser enormen wirtschaftlichen Krise unbekannten Ausmaßes nicht länger warten, spürbare Einsparungen umgehend umzusetzen.“ Georg Jaumann, Kaufmännischer Geschäftsführer, ergänzt: „Diese Maßnahmen betreffen leider auch die größte Stärke der SPN: unsere Mitarbeiter. Hier werden wir neben anderen Maßnahmen in diesem und dem folgenden Jahr Personalkosten im deutlich zweistelligen Prozentbereich einsparen müssen, dazu haben wir letztlich den vbm verlassen.“

    Diesen Schritt ging das Unternehmen bereits vor der Corona-Krise, wie unsere Redaktion erfuhr. Auf Nachfrage sagte Hertle, es sei ein langfristiger Schritt. Eine Rückkehr in den Flächentarifvertrag sei nicht geplant. Zwar sei die Pandemie Auslöser der Einschnitte. Kunden wie die Luftfahrt-, Autozulieferer- und Textilindustrie stünden massiv unter Druck. Grund für den Schritt seien aber auch strukturelle, langfristige Probleme.

    Ohne die Einschnitte würde laut Jaumann die Zahlungsunfähigkeit drohen, der Fortbestand des Unternehmens wäre gefährdet. Um dieses Szenario zu verhindern, schlossen die Tarifparteien einen Haustarifvertrag mit neuen Rahmenbedingungen. Diese umfassen einerseits eine befristete unentgeltliche Erhöhung der Arbeitszeit. Bisher fixe Einmalzahlungen wurden auf knapp die Hälfte reduziert, dafür aber um eine gewinnabhängige variable Komponente ergänzt. Für 2020 wurde für die Einmalzahlungen ein pauschaler, reduzierter Fixbetrag vereinbart.

    Bis Mitte 2021 werden etwa 40 der bislang 335 Stellen abgebaut werden – zum Bedauern aller Beteiligten, wie es in dem Schreiben heißt. Knapp die Hälfte davon werde abgebaut, indem Stellen nach natürlicher Fluktuation und auslaufenden Befristungen nicht besetzt würden. Die andere Hälfte werde durch betriebsbedingte Kündigungen abgebaut. Die SPN will Mitarbeiter möglichst an andere regionale Unternehmen vermitteln.

    Karl Eichberger von der IG Metall Augsburg: „In der jetzigen Situation war man darauf bedacht, eine Lösung am Verhandlungstisch zu suchen. So war es auch die Bitte der IG Metall-Mitglieder der SPN.“

    Es gebe eine gute Nachricht, sagt Hertle weiter: „Wir haben in den vergangenen Monaten mehrere Dutzend neue Kundenprojekte akquiriert, die aber erst in den kommenden beiden Jahren in Serie gehen werden.“ Dafür müsse man jetzt in Vorleistung gehen. Jaumann betonte: „Wir blicken dem Sturm ins Auge und versuchen in jeder Lage, das Beste für die Zukunft unseres Unternehmens zu tun.“

    Die Lage am Arbeitsmarkt im Kreis Donau-Ries verschlechtert sich derweil moderat. Insgesamt sind den aktuellsten Zahlen zufolge 1807 Personen arbeitslos gemeldet, was einer Quote von 2,3 Prozent entspricht. Vor einem Jahr lag sie noch bei 1,4 Prozent. Gleichzeitig gibt es 1277 offene Stellen – ein Rückgang von 584 im Vorjahresvergleich.

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