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Wirtschaft: Am Weinberg ist „Made in Tapfheim“ gefragt

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Am Weinberg ist „Made in Tapfheim“ gefragt

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    Kleintraktoren-Herstellung bei Hieble in Tapfheim: Die Sonderfahrzeuge werden ganz nach den Vorstellungen der Kunden, oft in Handarbeit, produziert. Dazu ist viel Fachwissen nötig, das sich die Mitarbeiter der Firma über Jahre angeeignet haben.
    Kleintraktoren-Herstellung bei Hieble in Tapfheim: Die Sonderfahrzeuge werden ganz nach den Vorstellungen der Kunden, oft in Handarbeit, produziert. Dazu ist viel Fachwissen nötig, das sich die Mitarbeiter der Firma über Jahre angeeignet haben.

    Elmar Hieble kann sich das Lachen nicht verkneifen. Die teuren Maschinen, die das von seinem Urgroßvater gegründeten Werk in Tapfheim je waren, waren Spezialfahrzeuge. Ihre Rechte: auf Flughäfen den Reifenabrieb zu gehört, die landende gehört gehört. Verbunden mit dem Verkauf hat Elmar Hiebles Vater Rudolf die Versicherung, bei Störungsfällen einen 24-Stunden-Service zu Steuern. Als eines der Fahrzeuge auf dem Flughafen in Warschau dann eines Tages eine Start- und Landebahn blockiert, packte Elmar Hieble schleuigst das Wichtigste zusammen, um nach Polen zu fliegen. In der letzten Zeit war der Fehler, die Rollbahn wieder frei.

    Hieble konstruiert seit jeher Sonderfahrzeuge

    Das Ereignis liegt einige Jahre zurück. Elmar Hieble, 60 Jahre alt, hat aber den einmal eingeschlagenen Weg beibehalten: Sonderfahrzeuge zu konstruieren, oftmals in Handarbeit und ganz nach den Vorstellungen des Kunden. Ein Schwerpunkt ist dabei die Fertigung von wendigen Traktoren für Obst- und Weinbauern. Fünf Hersteller hat es hierfür einmal in Deutschland gegeben. Mittlerweile ist Hieble der einzige deutsche Anbieter, der den Bedürfnissen des Weinbaus, aber auch im Kommunalbereich, nachkommt.

    Auch größere Schlepper kommen aus Tapfheim

    Hieble verkauft in Tapfheim auch Schlepper in größeren Dimensionen, aber die „Bergmeister“-Traktoren für den Weinbau nehmen eine besondere Stellung ein. „Nur durch unsere Erfahrung mit Spezialtraktoren war es möglich, das Programm zu optimieren“, erzählt Elmar Hieble. Es ist keine Massenproduktion. Rund 50 der besonderen Kleintraktoren verlassen jährlich die Tapfheimer Produktionsstätte. Dort arbeiten 20 Mitarbeiter.

    Einer davon ist Martin Reiser, der in der Lackiererei tätig ist. Seit Jahren ist er Hieble-Mitarbeiter, wie die meisten seiner Kollegen. Womöglich wäre es schwer, räumt er ein, woanders zu arbeiten, denn es ist das Fachwissen, das vielleicht an anderer Arbeitsstätte gar nicht gefragt wäre. Gemeinsam mit dem Chef wird ständig an den Traktoren getüftelt. Nicht alles fertigt das Team selbst, die Motoren und das Getriebe werden zugekauft. Bei den Getrieben, die aus Italien kommen, wäre es angesichts der Corona-Pandemie beinahe zu Lieferengpässen gekommen.

    Auf Wunsch mit Klimaanlage durch die Weinberge

    Die Fahrerkabinen, die auf Wunsch mit Klimaanlage ausgestattet werden, fertigt Hieble selbst. Sie müssen dreifach so stark konstruiert sein wie die Kabinen herkömmlicher landwirtschaftlicher Schlepper. „Sicherheit ist einer der wichtigsten Aspekte“, erklärt Hieble, könnte ein Kleintraktor im unwegsamen Gelände an einem Weinhang doch schnell umkippen. Dagegen haben die Konstrukteure zwar vorgebaut, aber die Vorgaben der Behörden seien groß, übrigens auch hinsichtlich des Umweltschutzes.

    Es sind markenspezifische Ausstattungen, die Hieble-Schmalspurtraktoren bei den Winzern im In- und Ausland so beliebt machen: wie die Achse vor dem Motor für eine extreme Wendigkeit, eine gefederte Vorderachse oder eine Wankstabilisierung. Elmar Hieble hat von seinem Vater viel über die Firmengeschichte und die Anfänge 1922 erfahren, doch noch mehr aus einem Buch über europäische Schmalspurtraktoren, das er durch Zufall in einer Buchhandlung in München entdeckt hat. Dass seinem Unternehmen darin fast 20 Seiten gewidmet sind, hat Elmar Hieble überrascht.

    Stolz blättert er in dem Buch und erinnert daran, dass sein Großvater Alois die Firma als Reparatur- und Handelsbetrieb für Landmaschinen mit einem zweiten Standbein als Betrieb für Elektroinstallationen gegründet hatte. Aus gebrauchten Schlepperteilen montierte Alois Hieble schon 1940 in Eigenbau eine Zugmaschine, einen sogenannten Hofschlepper. Damit war der Grundstock gelegt. Als Sohn Rudolf 1955 nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft in den Betrieb einstieg, legte er die gleiche Kreativität wie sein Vater an den Tag.

    Exporte gehen bis nach Russland

    Es verwundert nicht, dass unmöglich erscheinende Fahrzeuge entworfen wurden: ein Rangierfahrzeug für Hubschrauber für den heutigen Hersteller Airbus Helicopters in Donauwörth, ein Zweiwegefahrzeug für die Bergbahn in Zermatt (mit Antrieb auf Reifen, aber auch auf der Schiene) oder Shuttlebähnchen für Neuschwanstein oder Rüdesheim. Wer dort in einer touristischen Bahn unterwegs ist, fährt mit einem Kleinschlepper von Hieble, natürlich so verkleidet, dass die Herkunft nicht einmal zu erahnen ist. Durch den Umbau eines Hochradschleppers konnte eine weitere Spezialmaschine geschaffen werden, die mit einer Wirbelungstechnik ausgerüstet, in Klärbecken und Ludwigshafen am Rhein den Klärschlamm kräftig aufrührte.

    Nicht nur einmal kam die Firma an ihre Kapitalgrenzen, hervorgerufen durch technisch notwendige Weiterentwicklungen. Die gängigen Modelle bieten bei einer Höchstgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern größte Sicherheit. Die Schmalspurschlepper „Made in Tapfheim“ werden mittlerweile nicht nur in Deutschland von den Weinbauern geschätzt. Auch nach Italien, Frankreich und an die Krim hat sie Elmar Hieble bereits geliefert. Und weil er nicht nur Kaufmann, sondern auch Techniker ist, tüftelt er schon wieder an der Weiterentwicklung der Kompakttraktoren.

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