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Wemding: Warum die Wemdinger Feuerwehr im Kuhstall trainiert

Wemding

Warum die Wemdinger Feuerwehr im Kuhstall trainiert

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    Mitten im sogenannten Kriechgang: Thomas Hönle hat in Wemding für die Feuerwehr eine Atemschutz-Übungsstrecke gebaut. Die Aktiven müssen in voller Montur in der Dunkelheit den Weg durch den Parcours finden.
    Mitten im sogenannten Kriechgang: Thomas Hönle hat in Wemding für die Feuerwehr eine Atemschutz-Übungsstrecke gebaut. Die Aktiven müssen in voller Montur in der Dunkelheit den Weg durch den Parcours finden.

    Wenn es brennt, sind immer wieder Menschen in großer Gefahr, und es droht hoher Schaden. Um schnell und effektiv helfen beziehungsweise löschen zu können, ist für die Feuerwehr der sogenannte schwere Atemschutz unverzichtbar. Nur mit Schutzanzug samt Maske und Sauerstoffflasche können die Kräfte in verrauchte Bereiche gelangen. Solche Einsätze sind nicht nur anstrengend, sondern es muss auch jeder Handgriff sitzen. Schließlich müssen sich die Feuerwehrleute oft bei großer Hitze und null Sicht orientieren. Deshalb muss regelmäßig geübt werden. Einmal jährlich muss jeder der gut 1100 Atemschutzträger im Donau-Ries-Kreis als Pflichtprogramm einen offiziellen Test in der Übungsstrecke absolvieren, die im Dachgeschoss des Donauwörther Feuerwehrhauses angesiedelt ist. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Anlage aber gesperrt. Die geltenden Infektionsschutz-Vorgaben könnten dort nicht eingehalten werden, berichtet Stadtbrandinspektor Alexander Zobel, der für den Betrieb der Übungsstrecke verantwortlich zeichnet. So manche Ortsfeuerwehr macht sich deshalb Gedanken, wie dennoch weiter fleißig trainiert werden kann. In Wemding gibt es eine ganz besondere Lösung.

    Die durch Corona bedingten Einschränkungen brachten auch Thomas Hönle ins Grübeln. Er gehört seit der Jugend der Wemdinger Feuerwehr an, ist in dieser als Gruppenführer aktiv und für die 35 Atemschutzträger der Stützpunktfeuerwehr zuständig. Hönles Idee: einen eigenen Übungsparcours bauen. Der Schreiner machte sich im Oktober ans Werk – und zwar im elterlichen Anwesen in der Altstadt. Dort steht seit gut 25 Jahren ein ehemals landwirtschaftliches Gebäude leer.

    Allzu viel darf der Erbauer aus Wemding nicht verraten

    Hönle ließ sich von den Gegebenheiten inspirieren und gestaltete mit Geschick und Fantasie drei Bereiche. Unsere Redaktion bekam jetzt die Gelegenheit, einen Blick in die Anlage zu werfen. Die Details freilich sollen geheim bleiben. Die Atemschutzträger sollen Hönle zufolge ja nicht vorher wissen, was in der Dunkelheit (dafür soll jeweils das Visier der Maske abgedeckt werden) auf sie wartet.

    Eine Station in dem Gebäude: Diese „schlafende“ Puppe soll in völliger Dunkelheit gerettet werden.
    Eine Station in dem Gebäude: Diese „schlafende“ Puppe soll in völliger Dunkelheit gerettet werden. Foto: Widemann

    Verraten sei so viel: Bei der ersten Station im Erdgeschoss müssen die Absolventen ein „Schlafzimmer“ finden und in diesem eine Person in Form einer Puppe aus dem Bett retten. Kernstück der Anlage ist die zweite Station: eine insgesamt rund 25 Meter lange Kriechstrecke. Die besteht aus Holzplatten. 155 Quadratmeter davon hat der 42-Jährige verbaut, ebenso 100 Meter Vierkanthölzer.

    Auf die Absolventen warten einige „Überraschungen“

    Der „Tunnel“ ist meist 1,25 Meter hoch und breit, startet im einstigen Heustock und erstreckt sich über zwei Stockwerke. „Es schaut banal aus, aber ich habe mir viele Gedanken gemacht“, merkt Hönle an. Soll heißen: Er hat sich einige Herausforderungen einfallen lassen. Zu diesen gehören zum Beispiel Engstellen und Hindernisse. Da werde der Orientierungssinn geschärft. Die Atemschutzträger müssten sich zudem auf akustische „Überraschungen“ einstellen, die zusätzlich Stress erzeugen: „Die Anlage wird mit Geräuschen versehen.“ Wie es halt bei einem richtigen Einsatz der Fall sein könne.

    Dieses alte Fressgitter im Rinderstall ist eines der Hindernisse, das die Atemschutzträger zu überwinden haben.
    Dieses alte Fressgitter im Rinderstall ist eines der Hindernisse, das die Atemschutzträger zu überwinden haben. Foto: Widemann

    Die dritte Station befindet sich im früheren Rinderstall. Dort ist ein „Kind“ aus einem Schrank zu holen. Eine der Hürden auf dem Weg durch diesen Abschnitt ist das alte hölzerne Fressgitter. Die Führung der Wemdinger Wehr freut sich über die Übungsmöglichkeit. Kommandant Christian Brunner-Hauck erinnert daran, dass er in seiner Funktion für das Wohl der Atemschutzträger Verantwortung trage. Stellvertreter Christian Pfefferer erklärt dazu, dass die Übungsstrecke „hilft, dass die Mannschaft fit bleibt“.

    Die Stadt Wemding unterstützt die Initiative ebenfalls

    Atemschutzträger seien „unverzichtbar“, betont stellvertretender Kommandant Helmut Kopp. Dies habe sich erst jüngst wieder bei einem Kaminbrand in der Altstadt in Wemding gezeigt. Die Stadt unterstützt die Initiative ebenfalls. Sie übernimmt die Materialkosten in Höhe von rund 1500 Euro. Brunner-Hauck hält das Gebäude auch geeignet für Übungen im Bereich Höhen- und Absturzsicherung.

    Der Donauwörther Stadtbrandinspektor Zobel begrüßt das Engagement der Wehren, auch ohne die Pflicht-Übungsstrecke mit Atemschutz zu trainieren: „Wenn die Feuerwehren da was machen, ist das gut und sinnvoll.“ Die Strecke in Donauwörth werde angesichts der Pandemie wohl noch eine Weile geschlossen bleiben.

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