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Wemding: 200 Arbeitsplätze sind bei Valeo in Wemding in Gefahr

Wemding

200 Arbeitsplätze sind bei Valeo in Wemding in Gefahr

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    Gewerkschafter und Betriebsratsmitglieder – darunter Bernd Schneid (Mitte) – machten am Montag vor dem Valeo-Werkstor in Wemding auf den drohenden Stellenabbau aufmerksam.
    Gewerkschafter und Betriebsratsmitglieder – darunter Bernd Schneid (Mitte) – machten am Montag vor dem Valeo-Werkstor in Wemding auf den drohenden Stellenabbau aufmerksam. Foto: Wolfgang Widemann

    Bei der Firma Valeo in Wemding sind rund 200 Arbeitsplätze in Gefahr. Zum Jahreswechsel hat das Management des international aufgestellten Konzerns mit Sitz in Frankreich angekündigt, die Belegschaft am Standort in Nordschwaben im genannten Ausmaß reduzieren zu wollen.

    Gewerkschaft und Betriebsrat haben deshalb am Montag einen „Aktionstag“ veranstaltet. Damit wollten sie zum einen die Öffentlichkeit informieren, zum anderen den Druck auf die Geschäftsführung des Automobilzulieferers erhöhen.

    Mit einer Aktion haben Gewerkschaft und Betriebsrat in Wemding auf den bei Valeo geplanten Stellenabbau aufmerksam gemacht.
    Mit einer Aktion haben Gewerkschaft und Betriebsrat in Wemding auf den bei Valeo geplanten Stellenabbau aufmerksam gemacht. Foto: Wolfgang Widemann

    Von den Einsparplänen ist nicht nur das Werk in Wemding betroffen. Valeo unterhält allein in Deutschland 15 Niederlassungen mit insgesamt etwa 8000 Beschäftigten. Laut Bernd Schneid, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in der Fabrik, Mitglied im europäischen Betriebsrat sowie im Aufsichtsrat von Valeo, gingen an den Standorten in der Bundesrepublik bereits im vorigen Jahr in einem schleichenden Prozess 600 Jobs verloren. Wemding sei da zwar nicht direkt betroffen gewesen, aber auch dort werde seit zwei Jahren nach und nach das Personal reduziert. 2019 seien es in der Fabrik noch gut 1700 Mitarbeiter gewesen, inzwischen nur noch 1500.

    Zahlreiche Plakate am Valeo-Werkstor in Wemding

    Bis Ende 2021 wolle Valeo nun bei 700 Stellen in Deutschland den Rotstift ansetzen, wovon 200 auf Wemding entfallen sollen. Dies wolle man nicht so einfach hinnehmen, erklärte Schneid unserer Redaktion am Rande der Kundgebung. Bei dieser hieß es auf einem Transparent: „Sichere Beschäftigung, klare Zukunftsperspektiven, stabile Einkommen.“ Am Werkstor waren zudem zahlreiche Plakate platziert mit der Aufschrift: „Valeo-Beschäftigte kämpfen deutschlandweit für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.“

    Viele solche Plakate wurden vor dem Valeo-Werkstor aufgestellt.
    Viele solche Plakate wurden vor dem Valeo-Werkstor aufgestellt. Foto: Wolfgang Widemann

    Dass es in Wemding künftig weniger Arbeitsplätze geben soll, liege an mehreren Faktoren, erläuterte der Funktionär. Zum einen sei in der Fabrik in bestimmten Bereichen die Automatisierung vorangetrieben worden. Ein weiterer Punkt: Der Konzern habe in den vergangenen Jahren in Tschechien und Frankreich neue Standorte aufgebaut, an denen die gleichen Produkte hergestellt werden wie in Wemding. Dadurch habe Valeo eine interne Konkurrenzsituation geschaffen. Diese bewirke, dass manche Produktionslinie in Nordschwaben abgebaut werde. Aktuell komme die coronabedingte Flaute hinzu. Die Stückzahlen seien am Sinken. Gleichzeitig stocke die Belieferung von Valeo mit Elektronikbauteilen.

    Gewerkschaft und Betriebsrat wollen betriebsbedingte Kündigungen verhindern

    Für die Belegschaft im Werk Wemding wurde Schneid zufolge deshalb im Februar wieder Kurzarbeit angemeldet. Diese laufe bis Januar 2022. Während dieser Zeit seien betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Diese soll es nach dem Willen der Arbeitnehmervertreter auch anschließend nicht geben: „Solche Kündigungen zu verhindern, das ist unser oberstes Ziel.“ Gleichzeitig betonte Bernd Schneid, Corona sei nicht ausschlaggebend für den geplanten Einschnitt. Die Pandemie habe höchstens beschleunigend auf verschiedene Maßnahmen gewirkt.

    Mit einer Aktion haben Gewerkschaft und Betriebsrat in Wemding auf den bei Valeo geplanten Stellenabbau aufmerksam gemacht.
    Mit einer Aktion haben Gewerkschaft und Betriebsrat in Wemding auf den bei Valeo geplanten Stellenabbau aufmerksam gemacht. Foto: Wolfgang Widemann

    Müssen sich die Valeo-Mitarbeiter in Wemding in dieser Situation grundsätzlich Sorgen um den Standort machen? Auf diese Frage antwortete Schneid mit einem klaren Nein: „Wir sind hier ein Hochtechnologie-Standort.“ Man fertige in Wemding „zukunftsträchtige Produkte“ in den Bereichen des autonomen Fahrens und der Assistenzsysteme, die das Fahren sicherer machen sollen. Dazu gehören Sensoren für Einparkhilfen sowie komplette Kamerasysteme. Ein weiterer Geschäftsbereich in Wemding sind Lenkstockschalter samt Elektronik.

    Der zweitgrößte Industriebetrieb im Donau-Ries-Kreis

    Das Werk in Wemding ist nach Airbus Helicopters der zweitgrößte industrielle Betrieb im Donau-Ries-Kreis. Die Fabrik, die sich anfangs „Wemdinger Industriewerke“ nannte, besteht seit 61 Jahren. Über Jahrzehnte hinweg firmierte sie unter ITT Automotive, bevor sie 1998 an Valeo verkauft wurde. Valeo beschäftigt in Wemding seit jeher keine Leiharbeiter.

    In Bayern ist eine Niederlassung in Gilching bei München der nächste Valeo-Standort. An diesem drohe allerdings aktuell kein Personalabbau, berichtete Schneid. Dort werden Klimaanlagen für Busse produziert. Dieser Geschäftszweig floriere derzeit.

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