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Vortrag: Es menschelt in der Kirche

Vortrag

Es menschelt in der Kirche

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    Notker Wolf ist als Theologe, Redner und Buchautor ein gefragter Mann in ganz Deutschland. Wolf ist zudem Abtprimas der Benediktiner.
    Notker Wolf ist als Theologe, Redner und Buchautor ein gefragter Mann in ganz Deutschland. Wolf ist zudem Abtprimas der Benediktiner. Foto: Fotos (2): Utz

    Donauwörth Immer weniger Pfarrer, das Image und die Erscheinung eines „Versicherungsvereins“ und vor allem die Missbrauchsfälle lassen viele von einer vermeintlichen Krise der katholischen Kirche sprechen. Abtprimas Notker Wolf ist da anderer Meinung: „Die Kirche hat schon viele

    Als weitaus ernsteres Problem der Kirche erachtete Notker Wolf die verstaubten Strukturen darin, wie er bei einem Vortrag zum Thema „Mehr Pfeffer? Was ist mit unserer Kirche los?“ in Donauwörth anführte. Die Menschen könnten nicht mit der großen Autorität und der „Ich mache und du tust“-Mentalität leben. Da würde kein Vertrauen entstehen. Die Kirche scheine vielmehr das Gegenteil von dem zu sein, was sie sein sollte.

    Das Oberhaupt der Benediktiner prangerte auch die oftmals altmodischen Predigten an: „Wir müssen uns nach den wirklichen Problemen der Menschen richten. Da haben Traditionalisten, die alles Neue als teuflisch erachten, keinen Platz.“

    Trotz der Kritik versuchte der Abtprimas auch verteidigende Worte zu finden. Gerade was die Missbrauchsfälle angeht: „Die Kirche sind wir Menschen mit unseren Schwächen, und so ist sie auch selbst Sünder. Aber wir haben trotzdem die Aufgabe, die Sünden der Welt aufzudecken.“ Wegen Schwächen anderer aus der Kirche auszutreten, wie jetzt nach den Missbrauchsfällen häufig der Fall, sei nur ein Beweis dafür, dass der Glaube dieser Menschen wohl nicht sehr tief gehen könne. Zudem gebe es auch viele gute Dinge in der Kirche. Das Bild von ihr sei nur verzerrt, durch den Glauben, sie bräuchte perfekte Strukturen. „Es menschelt in der Kirche, und das ist gut“, erklärte Notker Wolf.

    Der Dialog mit den Menschen als erstes Ziel der Kirche

    Erstes Ziel der Kirche müsse sein, den Dialog mit den Menschen zu suchen und deren Probleme ernst zu nehmen. Hinhören und nicht nur vorsagen, laute die Devise. Dennoch wären mehr Pfarrer keine Lösung des Problems: „Eine Mutter kann den Glauben meist besser an ihre Kinder weitergeben als ein Pfarrer.“ Man brauche Menschen, die glauben und nicht nur aus dem Religionsunterricht auswendig Gelerntes herunterleiern. Dann würde der Glaube zum Lebenselixier, „das stimuliert, Gutes zu tun und schenkt uns Freiheit“.

    Der Benediktiner ging auch auf aktuelle Probleme ein. Mit Bau von Atomkraftwerken seien wir an unsere Grenzen gestoßen. Er warnte eindringlich vor menschlichem Größenwahn. Trotzdem sollten die Menschen Risiken eingehen, die dem Leben die nötige Würze verleihen. „Dies liegt allein an uns“, so Wolf.

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