Eine nicht einmal sechs Kilometer lange Straße, zwei betroffene Kommunen und zwei Landkreise, dazu ein Überschwemmungsgebiet und ein sensibles Areal – das ist der Stoff für unterschiedliche Meinungen, wie es sie seit mehr als zehn Jahren gibt. Die Menschen im Donauried sind sich uneinig: Wie soll die Ortsverbindungsstraße zwischen Rettingen und Pfaffenhofen, die – wie sich alle einig sind – in einem maroden Zustand ist, ausgebaut werden?
Fast hatte es den Anschein, dass die Planung für das seit Jahren umstrittene Projekt, auf der Zielgerade ist. Nur noch die wasserrechtliche Genehmigung, so die Botschaft aus den Rathäusern, fehle, um die Arbeiten ausschreiben lassen zu können. Doch nun will eine Initiative um den Bund Naturschutz das Blatt doch noch wenden.
Die Kreisgruppen Donau-Ries und Dillingen des Bund Naturschutzes wollen mögliche Alternativen aufzeigen
„Wir wollen eine alternative Trasse ins Gespräch bringen“, machte Achim Raab, der Tapfheimer Vorsitzende des Bund Naturschutzes, bei einer Informationsveranstaltung im brechend voll besetzten Saal des Gasthauses Zur Grenz in Erlingshofen klar. Er bedauerte, dass die betroffenen Bürgermeister Karl Malz (Tapfheim) und Hans Kaltner (Buttenwiesen) nicht teilnahmen. Dass sich außerdem die Tapfheimer Gemeinderäte, die eigens angeschrieben worden waren, nicht äußern wollten, sei zudem nicht nachvollziehbar. Als Begründung werde immer genannt, dass es zum Ausbau der Straße „demokratische Beschlüsse“ der zuständigen Gemeinderäte gäbe. Aber noch sei kein Auftrag vergeben. „Auch wir wollen, dass der schlechte Zustand der Straße verbessert wird“, erklärte Raab. Aber dies dürfe nicht auf Kosten einer der größten unbebauten Flächen Deutschlands, dem Donauried, geschehen. Deshalb wollten die Kreisgruppen Donau-Ries und Dillingen des Verbands mögliche Alternativen aufzeigen.
Buttenwiesens Gemeinderat Gernot Hartwig sprach vom Donauried als einem Edelstein. Nur noch die Lüneburger Heide sei hinsichtlich der Artenvielfalt vergleichbar. „Wir treten für eine Sanierung ein“, pflichtete Hartwig seinem Kollegen Raab bei, „aber naturverträglich“. Seit 2006, so Hartwig, kämpfe er gegen einen Ausbau der Straße, wie er nun geplant sei. Die viel zu breit geplante Trasse sei in einem so hochwertigen, naturnahen Gebiet nicht zeitgemäß. Er wie Alexander Helber wies auf die zu erwartende Barriere für die Tier- und Pflanzenwelt, die Kosten und auf die Einschnitte hin: Hartwig: „Aus einer jetzt sechs Meter breiten Straße wird mit Böschungen, Entwässerungsmulden und Radweg eine circa 25 Meter breite Barriere.“
„Millionen für Naturerhalt fließen ins Donauried“, und dann fördere die gleiche Regierung von Schwaben gleichzeitig wieder mit Millionen die Naturzerstörung. Kiebitze, Feldlerchen, Schafstelzen und Erdkröten würden sich zurückziehen, so Alexander Helber. Er stellte eine „sanfte Variante“ vor: mit dem Ausbau der Straße wie sie jetzt bestehe und einem eigenen „wesentlich attraktiveren Radweg“, nicht angebunden an den Straßenverlauf (von der Stoffelhasen- bis zur Ludwigsschwaige). Damit würde man verhindern, dass die Straße für den Lastkraftwagenverkehr attraktiv sei.
Redner befürchten massive Auswirkungen bei Hochwasser
Die Redner wiesen darauf hin, dass die aktuell geplante Trasse „massive Auswirkungen“ bei Hochwassersituationen hätte. Es würde eine Wasserstau-Lage entstehen, „die niemand wollen kann“. Beim von den Kommunen und der Regierung geplanten Ausbau würden fünf Hektar Fläche beansprucht, bei der „sanften Variante“ sei der Landverbrauch dagegen gering. Die Kosten für die „große Trasse“ bezifferte Hartwig auf 5,8 Millionen Euro. Die „sanfte“ Ausführung würde dagegen 2,5 Millionen Euro kosten. Hartwig prangerte eine „falsche Förderpraxis“ an, die dazu führe, dass die Straße lieber breit ausgebaut werde, weil es dafür staatliche Zuschüsse gibt. Wenn die beiden Gemeinden hingegen die Straße in ihrem jetzigen Bestand saniere, müssten dies die Kommunen zu großen Teilen selbst bezahlen.
Landtagsabgeordnete und Grüne-Landesvorsitzende Eva Lettenbauer unterstützte die Aktion gegen den „Straßenwahnsinn“ (so der Titel der Veranstaltung) und sprach sich für Resolutionen gegen Flächenfraß der Kreistage in Dillingen und Donau-Ries aus. Ein anderer Hebel, um den Großausbau zu verhindern, so Lettenbauer, liege darin, dass dafür die notwendigen Flächen von den Grundstücksbesitzern noch nicht zur Verfügung gestellt worden seien.
„Wenn die Bevölkerung jetzt aufsteht und sagt, so wollen wir es nicht, dann gibt es noch die Hoffnung auf eine Neuplanung“, sagte Gernot Hartwig. Tapfheims Gemeinderat Josef Hiltner (Unabhängige Bürgergemeinschaft) zeigte sich von den Hochwasser-Argumenten überrascht. Dass dies in einem Gutachten des Wasserwirtschaftsamtes stünde, sei ihm und wohl auch den anderen Mitgliedern des Tapfheimer Gemeinderats nicht bekannt. Dazu Gernot Hartwig: „Da müssen sie schon zu ihrem Bürgermeister gehen.“
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