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Starkbierfest: Kult: Das Derblecken in Bayerdilling

Starkbierfest

Kult: Das Derblecken in Bayerdilling

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    Er hat gut grinsen: Thomas Hartmann in der Rolle des „Fackler Wolfi“.
    Er hat gut grinsen: Thomas Hartmann in der Rolle des „Fackler Wolfi“. Foto: Würmseher

    Das Derblecken der Theaterfreunde Bayerdilling und das derzeit größte Thema in der Rainer Stadtpolitik passen gut zusammen. In beiden Fällen geht es rund. Kein Wunder also, dass der angedachte Kreisverkehr im Ziegelmoos eine große Rolle bei der diesjährigen Auflage des Starkbierfestes im Schwarzwirt spielt.

    Die Theaterfreunde warten auch heuer wieder mit vielen süffisanten und bissigen Einlagen auf, die sie in Singspiele verpackt haben. Dafür haben sie die Melodien bekannter Hits wie „Schuld war nur der Bossanova“ und „Rockin’ all over the world“ mit Ereignissen vor allem aus dem Lechtal zusammengefügt. Jeweils gut eine Stunde dauern die beiden Akte des Stückes. Im ersten Teil sind die Protagonisten auf der Suche nach der Zeitmaschine, die irgendwo in Rain versteckt sein soll und erfahren überraschende Dinge, als sie diese benutzen. Im zweiten Teil sind sie mit einem Raumschiff im Weltall unterwegs.

    Die Darsteller haben sichtlich Spaß am Derblecken. Und auch für die, die parodiert werden, ist es eigentlich eine Ehre, zeigt es doch, dass die Personen im wahren Leben mindestens kommunale Persönlichkeiten sind. Ganz vorn, direkt vor der Bühne, sitzen bei der Premiere am Freitagabend mit Rains Bürgermeister Gerhard Martin und seinem Stellvertreter Leo Meier zwei Protagonisten der Debatte um den Kreisverkehr. Ihrer Mimik nach zu deuten, ist das Thema aber wohl noch zu frisch, als sie schon wirklich darüber lachen könnten. Ihre Doubles sind Christian Fetsch (Martin) und Willi Breimair (Meier). Für den Lacher des Abends sorgt Meier, als er entschieden Behauptungen widerspricht, er habe das Auslegen von Unterschriftenlisten in Geschäften verboten. „Ich habe schon immer gesagt, dass sie in jedem Geschäft ausgelegt werden können, nur eben nicht während der Öffnungszeiten.“

    Dankend nutzt Meier auch die Zeitmaschine. Und reist in die Zukunft, weil es ihm in der Gegenwart ohnehin gerade nicht so gefällt und er noch herausfinden muss, wer wohl unter ihm im Jahr 2020 Bürgermeister sein wird. Geht es nach den Theaterfreunden, macht es Meier dann selber und sie präsentieren auch gleich einen Vorschlag, wie das funktionieren könnte: „Es ist nicht so schwer, Martin ist dein Sekretär“.

    Und die Theaterfreunde haben auch Ideen, was die beiden alternativ nach der Zeit in der Politik machen könnten. So wird Martin zum Wechsel in die Industrie geraten und falls sie sich doch lieber zur Ruhe setzen wollten, gebe es da ja auch noch die Düinger Rollergang und deren Ausflüge.

    Großartig komisch sind auch Wolfgang Gutmann, der als Oberlix verkleidet den Holzheimer Bürgermeister Robert Ruttmann spielt, und Asterix-Darsteller Christian Modlmair, der Münsters Bürgermeister Gerhard Pfitzmaier parodiert. Die beiden Gallier kämpfen „gegen jeden und alles“ und müssen auf dem Raumschiff Asyl beantragen, weil Max Aicher, Chef der Lechstahlwerke, sie ausgesetzt hat. Das werde aber nicht von Dauer sein, versichert Ruttmann. Er müsse schließlich noch zurück wegen des Gemeindezentrums, das er einweihen müsse.

    Eine steile Karriere legt der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange (gespielt von Karl Golling) hin, der Commander des Raumschiffes ist. Da er aber nicht weiß, ob das von Dauer ist, hat er vorgebaut und ein riesiges Plakat von sich aufgehangen. „Damit ihr mich nicht vergesst.“ Außerdem macht er noch auf seine herausragende Stellung in Berlin aufmerksam und betont, dass er der elfte Stellvertreter des Bundespräsidenten sei.

    Weit weniger euphorisch ist indes Landrat Stefan Rößle (Augustin Modlmair). Der Donau-Ries–Massai beklagt die fehlende Anerkennung seiner Arbeit. „In Afrika freuen sie sich, wenn ich eine Schule einweihe, da zieht keiner eine Fresse.“ Er sagte den Rainern zu, sich für den Bau des Schulzentrums stark zu machen. „Ich nehme mir da den Berliner Flughafen als Vorbild.“

    Ähnlich locker geht der Landtagsabgeordnete Wolfgang Fackler mit dem Thema Demokratie um. Er kommt als König und lässt sich die Hand küssen. Als Stadträtin Caroline Mayinger-Ludwig (Sonja Haschner) beklagt, dass seine Ansichten undemokratisch seien, schaut der so nur verständnislos an. „Demokratie in Bayern? Du bist nicht von da, oder?“

    Auch wenn das Starkbierfest eine riesige Gaudi ist, ist es den Theaterfreunden doch auch sehr wichtig, auch an einen sehr trauriges Ereignis für ihren Verein zu erinnern. Mit Sabine Fetsch ist ein langjähriges aktives Mitglied im vergangenen August völlig überraschend gestorben.

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