Donauwörth-Auchsesheim Der Wunsch der Engagierten Bürger aus Donauwörth (EBD) ist gerade dabei, sich zu erfüllen. Wenn etwas zwei Mal stattfinde, sei es schon Tradition. Genau das will Andreas Kopton, der Vorsitzende des politischen Vereins, mit seinen Kameraden erreichen: „Dieser Starkbieranstich soll sich etablieren.“ Auf dem Weg zum Erfolg ist die Veranstaltung, die am Freitagabend 140 Zuschauer in Auchsesheim mit einem niveauvollen Programm unterhielt.
Sehenswert war vor allem die Fastenpredigt. Wie schaffte es Johann Englschall, so viele Informationen in seine Sätze zu packen? Dafür, dass es erst das zweite Starkbierfest war, hat Bruder Johannes jetzt schon den Titel „Meister der geschliffenen Rede“ verdient. Seine Witze platzierte er hintersinnig und mit vornehmen Worten. Auf seinen Bogen spannte er zuerst überregionale Themen. Es könne nicht sein, dass Rauschgift zum Konsum freigegeben wird und Bier wegen seines Alkoholgehalts nicht mehr als bekömmlich bezeichnet werden darf.
Obwohl sich manche Zuschauer mehr Biss gewünscht hätten, trafen seine Pointen ins Schwarze. „Neudern“ sei für ihn das regionale Synonym für „Merkeln“. Oberbürgermeister Armin Neuderts Fähigkeit, Dinge auszusitzen, gelte als Vorstufe zum Slogan „Wir schaffen das“. Wer ihn kennt, wisse was sein Spruch bedeutet: „Das müssen wir mal angehen.“ Wobei Bruder Johannes mit erhobenem Zeigefinger erklärte, dass die Betonung auf „mal“ liege. Auch Landrat Stefan Rößle bekam buchstäblich sein Fett weg. Beim Kochduell der Firma Küche- und Wohnkultur gewann er damals gegen Neudert, was auch kein Wunder sei. „Denn Rößle kocht daheim für sieben Personen und Neudert nur für drei“, bemerkte Johannes, der auch Birgit Rössle nicht verschonte. Sie bezeichnete er als politische Edel-Asylantin, worauf sich viele Zuschauer vor Lachen auf die Schenkel klopften. Beleidigt war Rössle aber wohl nicht. Sie lachte, während sie Englschall nach der Rede umarmte. Auch Stefan Rößle zeigte sich entspannt und sagte mit einem Dauerlächeln: „Ich bin gut drauf.“ Das war zweifellos mit der Verdienst von Englschall, der über sich selber sagt, er wolle die Gürtellinie nicht einmal antasten.
An diese Devise hielten sich auch die anderen Akteure, die in Sketchen das lokale Geschehen ausspielten. Wie der bayerische Innenminister, der sich im „Zweiten Donauwörther Fernsehen“ zu den Themen „Konversion und fahrradfreundliche Stadt“ äußerte. Oder der Stadtbaumeister und die Architektin, die mit einem überdimensional großen Plan am liebsten die Donau verrohren würden.
Was noch gut ankam, waren die Gstanzln von Hubert Gerstmeier – welche Leidenschaft dieser Vollblutmusiker auf der Bühne verkörpert. Zwar blieb er zu später Stunde mehrere Male am Text hängen, was er mit der fehlenden Zeit zur Vorbereitung entschuldigte. Manche Zeilen schrieb er noch vor Beginn der Veranstaltung speziell auf die prominenten Gäste zu und erläuterte: „Wir wussten ja nicht genau, wer kommt.“ Aber mit seiner Bühnenpräsenz erreichte er sein Publikum trotzdem.
Noch war nicht alles perfekt, bei diesem zweiten Derblecken. Aber wenn die EBD so weitermacht, wird der Starkbieranstich vielleicht zu dem, was sich Kopton vorstellt: „Einem Brauchtum in Auchsesheim.
Die Darsteller in den Spielszenen: Florian Britzelmeir, Michael Öhlhorn, Daniel Kopton, Gottfried Blechschmidt, Raimund Brechenmacher, Thomas Gallenberger, Jürgen Zajitschek und Renate Brechenmacher. Das erste Fass Starkbier stach Stadtrat Manfred Hofer an.