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Landkreis Donau-Ries: So geht die Wirtschaft in der Region mit dem Coronavirus um

Landkreis Donau-Ries

So geht die Wirtschaft in der Region mit dem Coronavirus um

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    Hygiene ist das eine – die Einhaltung des notwendigen Abstands zum Kollegen das andere. Viele Unternehmen in der Region arbeiten dieser Tage hart daran, den Betrieb unter widrigen Bedingungen aufrechtzuerhalten.
    Hygiene ist das eine – die Einhaltung des notwendigen Abstands zum Kollegen das andere. Viele Unternehmen in der Region arbeiten dieser Tage hart daran, den Betrieb unter widrigen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Foto: Ralf Lienert

    Der Alltag läuft momentan seltsam ab, seltsam paradox. Einerseits die dringende Aufforderung, zuhause zu bleiben – andererseits muss der Laden im Sinne des Wortes am Laufen gehalten werden. Viele Unternehmen in der Region versuchen es dieser Tage wie jede Familie: Das Leben muss weitergehen, die Versorgung gewährleistet sein. Aber es gibt maßgebliche Unterschiede. Das Wirtschaftsleben in der Region läuft weiter, wenn auch meist mit einem aufwendigen, bislang nicht gekannten Spagat.

    Grenzebach: Erfahrungen aus chinesischem Werk erleichtern Situation

    Frederic Erben arbeitet in der Marketingabteilung des Maschinenbauers Grenzebach in Hamlar. Corona ist für den Konzern indessen nichts Brandneues: „Für uns ist es schon seit zwei Monaten ein Thema“, berichtet Erben. Grenzebach hat neben dem deutschen Hauptwerk auch Standorte im zuerst vom Coronavirus betroffenen China sowie in den USA. Man konnte sich aufgrund der Erfahrungen aus dem chinesischen Werk auf die nunmehr in Deutschland angekommene Situation einstellen.

    Grenzebach schichtet derzeit die Arbeitsschritte auf die verschiedenen Standorte flexibel um – „daher gibt es momentan keine großen Verschiebungen bei unseren Projekten“. Man arbeite nach wie vor mit den Kollegen in China und den USA eng zusammen, „wir helfen uns gegenseitig aus“. Das Unternehmen könne kurzfristig bei starker Betroffenheit einer Region auf eine andere ausweichen. Was die Firma allerdings merke, seien Terminverschiebungen bei einigen Kunden – beispielsweise weil krisenbedingt eine Werkhalle nicht fertig wird, in der die Grenzebach-Maschine stehen soll. Man arbeitet deswegen verstärkt an Ausweichterminen.

    Ein Drittel der Mitarbeiter im Homeoffice

    Am Hamlarer Standort sehe es aber „produktionsmäßig gut aus“, sagt Erben. Gut ein Drittel der Mitarbeiter arbeiteten momentan von zuhause aus via Homeoffice – diese Quote werde jedoch aktuell erweitert.

    Derweil wartet Frederic Erben mit einer guten Nachricht in diesen schwierigen Zeiten auf: Das chinesische Werk arbeite inzwischen wieder „komplett“. Vielleicht ein Zeichen, dass es dort wieder aufwärts geht mit der gesundheitlichen Lage.

    Maßnahmen-Paket bei Airbus in Donauwörth

    Auch beim größten Arbeitgeber im Landkreis Donau-Ries, Airbus Helicopters in Donauwörth, passt man sich der Lage an. „Wir haben ein Paket an Maßnahmen getroffen, um eine Ansteckung von Mitarbeitern im Werk zu vermeiden“, sagt Unternehmenssprecher Gregor von Kursell gegenüber unserer Zeitung. Dazu gehörten die Flexibilisierung der Schichtarbeit und die „Regulierung des Aufenthalts an besonders frequentierten Orten“ – sprich: man darf sich nicht zu nah kommen im Werk. Wer nicht zwingend anwesend sein müsse, könne zu Hause arbeiten. Ähnlich wie bei Grenzebach in Hamlar spüre der Hubschrauberbauer in Donauwörth noch keine Schwierigkeiten bei den Lieferketten: „Noch haben wir keine Engpässe, aber wir beobachten die Situation sehr aufmerksam.“

    Die Teams in den Airbus-Produktionshallen seien in verschiedenen Gruppen eingeteilt, die sich nicht mischen dürfen; sie arbeiten zeitversetzt. Zudem habe das Unternehmen „umfangreiche Hygienemaßnahmen eingeleitet“, man versuche, die Arbeitsplätze so zu gestalten, dass die Kollegen im ausreichenden Abstand voneinander arbeiten können. Kursell berichtet weiter: „In den Pausenräumen halten wir die Regeln des Gesundheitsamts hinsichtlich der maximal zulässigen Personenzahl ein. Die Kantine wird derzeit aus gleichem Grund nicht mehr betrieben.“ Die Mitarbeiter seien weiterhin dazu angehalten, sich auch in kurzen Pausen nicht zu versammeln und stets die Abstandsregelungen einzuhalten.

    Es gehe bei der Hubschrauberproduktion auch um das Gemeinwohl, so Kursell – man müsse „den Betrieb so lange wie möglich aufrechterhalten, damit wir mit unseren Hubschraubern auch weiterhin die medizinischen Einsatzkräfte und andere sicherheitsrelevante Dienste unterstützen können“. Und so hat derzeit scheinbar alles irgendwie mit dem Coronavirus zu tun.

    Kurzarbeit bei Hama in Monheim

    Bei Hama in Monheim merkt man die angespannte Lage: „Den eingeschränkten Warenfluss unserer Fertigungspartner und die europaweite Schließung des Einzelhandels spüren wir selbstverständlich in vielen Abteilungen“, so Sprecherin Susanne Uhlschmidt. Mit dem Onlinehandel und beispielsweise unserem Angebot in Drogerien und Tankstellen habe man aber weiterhin Absatzkanäle, „die wir durch unsere großen Lagerkapazitäten auch problemlos beliefern können“. Hama wolle den Betrieb daher „auf alle Fälle aufrechterhalten“.

    Gemeinsam mit dem Betriebsrat habe man jedoch beschlossen, für das gesamte Unternehmen Kurzarbeit zu beantragen.

    Schichtbetrieb, um Infektionsrisiko zu minimieren

    Bei Hama wurden ebenfalls entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet, wie Uhlschmidt erklärt: „Zum Schutz unserer Mitarbeiter organisieren wir die Arbeitsabläufe im Schichtbetrieb, wodurch auch das Infektionsrisiko minimiert wird.“

    Soweit es technisch und organisatorisch möglich sei, arbeiten Kollegen zudem mobil von zu Hause. Bei Hama ist man trotz der Widrigkeiten zuversichtlich: „Mit diesen Maßnahmen sind wir für die Krise und den möglichst schnellen Neubeginn bestens gerüstet.“

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