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Schlosskonzerte: Suchtpotenzial für Liebhaber

Schlosskonzerte

Suchtpotenzial für Liebhaber

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    Sie boten ein Konzert mit Suchtpotenzial für Musikliebhaber: Wilhelm Bruns mit seinem alten Kruspe-Naturhorn, Sopranistin Katarzyna Jagiello und am historischen Hammerflügel Franz Raml.
    Sie boten ein Konzert mit Suchtpotenzial für Musikliebhaber: Wilhelm Bruns mit seinem alten Kruspe-Naturhorn, Sopranistin Katarzyna Jagiello und am historischen Hammerflügel Franz Raml. Foto: Reiner Pfaffendorf

    Leitheim Stürmisch wurden Wilhelm Bruns (Naturhorn), die polnische Sopranistin Katarzyna Jagiello und Franz Raml (Hammerflügel) von ihrem Konzertpublikum auf Schloss

    Der jüngste Kammermusikabend auf Schloss Leitheim zeigte, dass die Weiterentwicklung des Naturhorns zum Ventilhorn und des Hammerflügels zum Konzertflügel unter klanglichem Aspekt durchaus auch Verlust bedeuten kann. Die kristallklare Ansprache von Ramls Wiener Hammerflügel aus dem Jahr 1824 in Verbindung mit der Vielfalt der Klangfarben der freien und gestopften Töne aus dem alten Kruspe-Naturhorn von Bruns, überhöht noch durch den wunderbaren Sopran Jagiellos, ergaben eine unerhört farbige Musik mit erheblichem Suchtpotenzial für Musikliebhaber.

    In das Programm starteten Bruns und Raml mit der Sonate für Klavier und Horn F-Dur von Ludwig van Beethoven, die jener im Jahre 1799 für den damals berühmtesten Hornvirtuosen Giovanni Punto schrieb und sie gemeinsam mit ihm auch aufführte. Bruns beherrscht die alten virtuosen Spieltechniken auf dem Naturhorn perfekt und so entspann sich zwischen Hammerflügel und Naturhorn ein faszinierend farbiger Dialog, der zu einem musikalischen Hochgenuss wurde und ahnen ließ, warum das Horn in Klassik und Romantik so beliebt war.

    Metternichs Sonate wurde zum musikalischen Schmankerl

    Grüße aus Wien überbrachten Bruns und Raml dann auch mit der Hornsonate in E-Dur von Nicolaus Freiherr von Krufft, der eher bekannt als Mitarbeiter Metternichs ist denn als Komponist. Diese Sonate fristet in der Hornliteratur ein absolutes Randdasein; gespielt auf den historischen Instrumenten der beiden Musiker aber wurde sie zu einem musikalischen Schmankerl erster Güte.

    Mit drei Liedern von Franz Schubert stellte sich dann Katarzyna Jagiello vor. Ausdrucksstark interpre-tierte sie das „Gretchen am Spinnrade“ aus Goethes Faust, das „Lied der Mignon“ aus Goethes „Wil-helm Meister“ und die wunderbare Vertonung des Stollberg-Gedichts „Auf dem Wasser zu singen“, bei dem die Klavierbegleitung den Schimmer der spiegelnden Wellen malt. Eine echte Überraschung waren dann drei Lieder („Was ein junges Mädchen liebt“, Litauisches Lied, „Mein Geliebter“) von Frédéric Chopin, anmutig und wiederum sehr ausdrucksstark gesungen in der originalen Fassung auf Polnisch.

    Absolute Programmhöhepunkte aber waren die Werke „Frauenliebe und -leben“ von Franz Lachner nach einem Gedicht von Adelbert von Chamisso und das „Auf dem Strom“ von Franz Schubert, beide jeweils in der Besetzung für Sopran, Naturhorn und Hammerklavier. Beide Werke sind in dieser Besetzung eine echte Rarität.

    Horn, Gesang und Klavier mischen sich vollendet

    „Auf dem Strom“ schrieb Schubert in seinem Todesjahr. Es enthält schöne, warme Kantilenen des Horns, die sich mit der Gesangsstimme und der perlenden Klavierbegleitung vollendet mischen und tief empfunden den Abschied des Geliebten beschreiben, der mit dem Schiff in die Ferne treibt. Lachners „Frauenliebe“ dagegen schildert die Liebe einer Frau zu ihrem Mann von der Heirat bis zum Tod. Beide Werke wurden in der Interpretation von Jagiello, Bruns und Raml zu einem unvergesslichen Erlebnis.

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