Rainer Kirchturm fordert finanziellen Kraftakt
Der Turm der Rainer Stadtpfarrkirche wird saniert. Dabei ergeben sich Herausforderungen – unter anderem finanziell.
Es ist fast ein „Eingriff am offenen Herzen“, was derzeit am Kirchturm der Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer passiert. Anders als vor 21 Jahren, als es bis zum Turmkreuz mit Wetterfahne in über 60 Metern Höhe ging, endet das Gerüst heuer nach rund 45 Metern, am Ansatz des Turmhelms. Dafür fällt dem Betrachter auf, dass den oberen Abschluss des Gerüstes ein auskragender Kranz bildet. Der ist nötig, um die Sanierung der neuralgischen Stellen fachgerecht durchführen zu können. Die Spengler mussten erst das Kupferdach öffnen und ein Provisorium als Regenschutz anbringen, bevor der Fachzimmermann ans Werk gehen konnte.
Das höchste Bauwerk der Rainer Altstadt
Die Probleme in der Statik des höchsten Bauwerks der Altstadt liegen im Oktogon – dem achteckigen Bereich oberhalb der einstigen Wohnung des Stadttürmers. „Die vom statischen Gutachten genannten Schäden liegen auf jeden Fall in dem Umfang vor. Dies hat sich bereits in den ersten Arbeitswochen gezeigt“, so Kirchenpfleger Walter Lenk.
Im südlichen Seitenschiff der Kirche sind bereits einige völlig verrottete Balkenteile ausgestellt. Der Zimmermann ersetzt derzeit Stück um Stück die schadhaften Sparrenköpfe am Fuß des Turmhelmes. Um dabei keine weiteren Schäden zu verursachen, muss das Gebälk mit entsprechendem Werkzeug gesichert werden.
Neben dieser schwierigsten „Operation“ des Balkenaustausches sind Mauerlatten zu ersetzen und zu ergänzen, die Ringankerwirkung herzustellen, fehlende Deckenscheiben zu ergänzen und die Turmaussteifung zu verbessern. Zur Stabilisierung sind ferner Spannanker herzustellen und die Risse im Mauerwerk fachkundig zu verschließen. „Nebenbei“ werden die bisherigen Stahljoche (Aufhängung der Glocken) durch Joche aus Eichenholz ersetzt – das verringert die Schwingungen und ist besser für den Turm. Aber nicht nur wegen dieser Arbeiten „schweigen“ die fünf Kirchenglocken für einige Zeit, sondern um die Arbeiten der statischen Instandsetzung in den darüberliegenden Stockwerken nicht zu beeinträchtigen.
Firmen aus der Umgebung rund um Rain gewonnen
Bei den öffentlichen Ausschreibungen gewann man für Gerüst und die diffizilen Arbeiten am Gebälk erfahrene Unternehmen. Kirchenpfleger Lenk freut sich, dass örtliche Firmen bei vier weiteren Gewerken das günstigste Angebot abgegeben haben.
Für die Stadt ist die Gelegenheit durch das Gerüst günstig, die Zifferblätter und Zeiger der Turmuhr – dafür sind üblicherweise die Kommunen verantwortlich – instand zu setzen. Die östliche Anzeige war bereits seit über einem Jahr defekt. Die Zifferblätter sind bereits abgenommen.
Für Lenk und Pfarrer Jörg Biercher mit Kirchenverwaltung ist die Sanierungsmaßnahme an diesem Wahrzeichen der Stadt eine große Herausforderung. Es gilt, über eine Million an Kosten zu finanzieren. Der größte Brocken sind 655.000 Euro von der Bischöflichen Finanzkammer aus Kirchensteuermitteln, dazu kommen zugesagte und erhoffte Förderungen durch Stadt, Landkreis, Bezirk, Landesstiftung und Staat (Denkmalschutz). Rund 187.000 Euro gilt es, seitens der Pfarrei aufzubringen.
Mit Spenden soll das Ziel erreicht werden
Hier ist man auf einem guten Weg, zumal man ursprünglich schon für die Arbeiten im Jahr 2020 eisern gespart hat. 141.000 Euro zeigt das Spendenthermometer bei den Infotafeln in der Kirche. Pfarrer Biercher ist zuversichtlich, dass nun – da die Bauarbeiten am Laufen sind – mit weiteren Spenden das Ziel erreicht wird. Und man hofft natürlich im Pfarrbüro, dass der Kostenrahmen eingehalten wird. Ein Kraftakt ist die dringend notwendige statische Instandsetzung des um 1558 fertiggestellten Turmes auf jeden Fall. Die Pfarrei hat mit der Renovierung und Neuverblechung des Turmes (1999/2000), der Dachstuhl- und Außeninstandsetzung mit Neueindeckung (2012) sowie der Reinigung und Überarbeitung der Raumschale (2013) der Kirche seit der Jahrtausendwende Beachtliches geleistet.
Mit den Arbeiten am Turmschaft wird der Zimmerer Mitte September sein „Projekt“ abschließen. Die Restarbeiten und der Anstrich folgen.
Ende Oktober soll das Gerüst abgebaut sein, äußerlich wird er sich unverändert präsentieren.
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