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Rain/Neuburg: Als 15-Jährige in den Krieg ziehen sollten - und warum es anders kam

Rain/Neuburg

Als 15-Jährige in den Krieg ziehen sollten - und warum es anders kam

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    Der erste Teil der Musterungsaufforderung für den Jahrgang 1929 ist auf der Umschlag-Rückseite der Dokumentation des Stadtarchivs Rain zum Kriegsende 1945 abgedruckt.
    Der erste Teil der Musterungsaufforderung für den Jahrgang 1929 ist auf der Umschlag-Rückseite der Dokumentation des Stadtarchivs Rain zum Kriegsende 1945 abgedruckt.

    Der Krieg war längst verloren in jenen Frühlingstagen vor 75 Jahren. Die 42. Infanteriedivision der US-Armee, die am 26. April Donauwörth einnehmen sollte, hatte nach der Überquerung des Rheins erstmals in Würzburg wieder ernsthaften Widerstand und konnte es nach zähem Ringen am 6. April einnehmen und am 12. April Schweinfurt befreien. Die 45. Infanteriedivision, Befreier des Neuburger Landkreises, besetzte am 13. April Bamberg. Da verfügte am 10. April 1945 der Landrat des damaligen Landkreises Neuburg an der Donau, zu dem einige Kommunen im heutigen Donau-Ries-Kreis gehörten, die Musterung der „männlichen Angehörigen des Geburtsjahrganges 1929“ der Stadt Neuburg und aller 85 Landkreisgemeinden. Die vorausgehenden Jahre hatte man das Einberufungsalter immer weiter herab gesetzt.

    Der Jahrgang 1928 stand teilweise schon „an der Front“ oder im „Volkssturm“, nicht wenige waren schon gefallen. Nun also die Buben – die Ältesten gerade 16 Jahre geworden, die Jüngsten zählten 15 Lebensjahre und drei Monate. Dieses „letzte Aufgebot“ sollte mithelfen, die US-Armee aufzuhalten. Vereinzelt waren die 1929er schon für einige Wochen ins „Wehrertüchtigungslager“ gesteckt worden.

    Die Musterung konnte nicht mehr durchgeführt werden

    Es sollte anders kommen – die Buben wurden nicht mehr „verheizt“. Denn die angestrebten Musterungstage – 23. bis 26. April – waren nicht mehr durchzuführen, die „Kampflinie“ rückte in diesen Tagen in breiter Front zur Donau.

    Der damalige Ettinger Bürgermeister Gregor Würfl hat später festgehalten: „Unter der Gefahr der vielen Fliegerangriffe, die sich täglich fühlbar steigerten, wurden die Saatarbeiten mit banger Sorge und aufgrund der herrlichen Witterung schon sehr frühzeitig durchgeführt“. Am 24. April nun – die Ettinger wären an diesem Tag zur Musterung vorgesehen gewesen – wurde im Dorf ein Tankwagen der Wehrmacht in Brand geschossen und die Gastwirtschaft, in der die Heeresschreibstube untergebracht war, durch eine Sprengbombe völlig zerstört. Fünf Soldaten und zwei Zivilistinnen fanden den Tod, so berichtet Würfl weiter.

    1929 ist der erste sogenannte „weiße Jahrgang“

    Am 25. April begann die Besetzung des Neuburger Landkreises, beginnend im Norden mit Hütting und Bergen. In den nächsten drei Tagen folgten die restlichen Orte bis hinein ins Donaumoos.

    Die 1929 geborenen Burschen wurden so zum ersten „weißen Jahrgang“ der Nachkreisgeschichte. So werden die zwischen 1. Januar 1929 und 30. Juni 1937 Geborenen bezeichnet, die bei der Wehrmacht nicht mehr eingezogen und zur Bundeswehr noch nicht dienstverpflichtet waren.

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