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Rain: Nach tragischem Unfall: Kerze im Klassenzimmer leuchtet für totes Kind

Rain

Nach tragischem Unfall: Kerze im Klassenzimmer leuchtet für totes Kind

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    Eine Frau und ihre drei Kinder, die in diesem Auto (links) auf der B2 unterwegs waren, sind tot. Der Familienvater erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Gegen den Verursacher, der den Kleinbus (rechts) steuerte, wird ermittelt.
    Eine Frau und ihre drei Kinder, die in diesem Auto (links) auf der B2 unterwegs waren, sind tot. Der Familienvater erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Gegen den Verursacher, der den Kleinbus (rechts) steuerte, wird ermittelt. Foto: News5/Friedrich

    „Da ist man nur noch fassungslos.“ Bürgermeister Gerhard Martin muss um Worte ringen, um seine Betroffenheit auszudrücken. Seit 1990 ist er Chef im Rathaus von Rain, doch an ein derart schlimmes und tragisches Ereignis kann er sich nicht erinnern. Eine fünfköpfige Familie, die zunächst ein paar Jahre in der Kernstadt und zuletzt gut zwei Jahre im Ortsteil Wallerdorf wohnte, ist durch einen Verkehrsunfall beinahe komplett ausgelöscht.

    Bei dem Frontalzusammenstoß mit einem Kleinbus am Sonntag auf der B2 im Landkreis Roth war die Mutter, 35, wohl sofort tot. Ihr zwölfjähriger Sohn und die neunjährige Tochter starben wenige Stunden später in der Klinik, die vierjährige Tochter dann – wie gemeldet – am Dienstagnachmittag.

    Den Zustand des lebensgefährlich verletzten Vaters, 35, konnten die Ärzte stabilisieren. Sein Zustand ist laut Polizei aber weiterhin „kritisch“.

    Auf dem Rückweg von einer Urlaubsreise

    Nach und nach verbreitete sich an Heilige Drei Könige und am Dienstag in Rain und Umgebung die Nachricht vom Schicksal der Familie. Die stammt aus Polen und befand sich auf dem Rückweg von einem Urlaub in der alten Heimat. Im Lechgebiet waren das Ehepaar und seine Kinder dem Vernehmen nach stark vernetzt – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Bürgermeister Martin zufolge in der Kommune eine größere polnische Gemeinde ansässig ist: Gut 350 Menschen aus dem Nachbarland sind in der Stadt gemeldet.

    Eine Mutter und ihre drei Kinder – alle tot. „Man kann sich gar nicht vorstellen, was das für ein Leid für die Hinterbliebenen bedeutet“, sagt Gerhard Martin. Aber auch an anderer Stelle herrscht Fassungslosigkeit. Die drei Kinder besuchten den Kindergarten bei der Klause, die Johannes-Bayer-Grundschule beziehungsweise die Gebrüder-Lachner-Mittelschule. Dort ist das Entsetzen ebenfalls besonders groß.

    Fachkräfte kümmern sich um Klassenkameraden

    Erich Hofgärtner, Rektor der Grundschule, erfuhr am Montagabend, also direkt am Ende der Weihnachtsferien, von dem Unglück – und reagierte sofort. Der Schulleiter informierte die Lehrer. Noch bevor am Dienstag der Unterricht begann, besprach das Kollegium das weitere Vorgehen: „Das ist für jede Schulfamilie eine Ausnahmesituation.“ Man müsse versuchen, damit fertig zu werden. Eine Schulsozialarbeiterin und eine Schulpsychologin hätten die Lehrer unterstützt und sich vor allem um die 3. Klasse, der die Neunjährige angehörte, gekümmert. Auf dem leeren Platz des Mädchens sei eine Kerze aufgestellt worden.

    Man stehe auch in engem Kontakt mit der Mittelschule, welche der Zwölfjährige besuchte, berichtet Hofgärtner. „Die ganze Schulfamilie ist tief betroffen“, schildert Rektorin Christina Ost. Man habe ebenfalls Fachkräfte eingesetzt und sich Zeit genommen, um mit den Kameraden der 5. Klasse über das Geschehene zu reden. Zu den vielfältigen Maßnahmen gehöre auch ein Raum, in dem ein Bild des Buben steht und in den sich trauernde Schüler zurückziehen können.

    Gedenkgottesdienste für die Opfer

    Beide Schulen wollen zeitnah jeweils in einem Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche den Opfern gedenken und sich in einem würdigen Rahmen von ihnen verabschieden. Dies geschehe wegen der großen Schülerzahl voneinander getrennt. Im städtischen Kindergarten sollen die Ereignisse in der Gruppe, welche die Vierjährige besuchte, ebenfalls aufgearbeitet werden, teilt Bürgermeister Martin mit.

    Während Angehörige, Freunde und Bekannte der Opfer trauern, ermittelt die Polizei gegen den Verursacher des Unfalls. Der 19-Jährige, der aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen stammt, muss sich nach Auskunft von Wolfgang Prehl, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken, wegen fahrlässiger Tötung verantworten.

    Ermittlungen gegen Unfallverursacher

    Warum der Kleinbus auf dem Abschnitt zwischen Untersteinbach und Wernsbach unvermittelt auf die Gegenfahrbahn geriet, ist nach wie vor völlig unklar. Der junge Mann erlitt – wie seine 17-jährige Beifahrerin – schwere Verletzungen und ist Prehl zufolge noch nicht vernehmungsfähig.

    Hinweise auf Alkoholkonsum hätten sich am Unfallort nicht ergeben. Dennoch sei – wie in solchen Fällen üblich – bei dem 19-Jährigen eine Blutprobe genommen worden. Die wird nun auf Alkohol und Drogen untersucht. Bis ein Ergebnis vorliegt, werden nach Angaben des Sprechers voraussichtlich einige Tage vergehen.

    Noch länger dürfte es dauern, bis das Gutachten eines Sachverständigen vorliegt, der im Auftrag der Staatsanwaltschaft den Unglücksort in Augenschein genommen hat.

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