Am Dienstagmorgen liefen im Seniorenheim in Rain die Telefonleitungen heiß. Zahlreiche Angehörige meldeten sich bei der Heimleitung, warum sie aus der Zeitung erfahren müssten, dass es in der Einrichtung einen Coronafall gab. Noch dazu einen Todesfall.
Doch auch die Verantwortlichen in Rain hatten bis dahin nichts von einer Corona-Infektion gewusst. Erst auf Nachfrage erhielten sie einen Befund vom Gesundheitsamt, dass ein Bewohner positiv auf Corona getestet worden war. Der Mann war am Wochenende verstorben.
Allerdings nicht an oder mit Corona, sondern an einer anderen, schwerwiegenden Erkrankung. Er war schwer morbide. Im Seniorenheim in Rain ist man sich sehr sicher, dass der Mann nicht einmal getestet worden ist.
Wie kommt der Name des Seniors auf eine Liste mit positiv Getesteten?
Es ist ein Vorfall, der nicht nur bei den Angehörigen und den Beteiligten für Stirnrunzeln sorgt. Es stellt infrage, wie verlässlich die Angaben des Gesundheitsamtes und der Kassenärztlichen Vereinigung überhaupt sind – wenn auf einer Liste mit positiven Coronainfektionen plötzlich Namen von Personen auftauchen, die gar nicht getestet worden sind.
Auch Jürgen Busse, Vorstandsvorsitzender des gkU, ist angesichts dieses Falles ratlos und kann nicht nachvollziehen, wo der Fehler entstanden ist. Das Gesundheitsamt Donau-Ries hätte von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) einen Befund übermittelt bekommen, dass jener Patient positiv getestet worden ist. Eingangstag der Probe im Labor sei der 5. November. Allerdings sei an diesem Tag zwar ein Hausarzt bei dem Bewohner gewesen, habe aber keinen Corona-Test gemacht. Wäre das der Fall gewesen, seien die Hygienemaßnahmen im Seniorenheim bereits an diesem Tag anders eingesteuert worden.
Bewohner hatte das Krankenhaus mit negativem Test verlassen
Jürgen Busse macht klar: „Der Patient hatte am 28. Oktober unser Krankenhaus in Donauwörth mit einem negativen Testergebnis verlassen. Es gab überhaupt keinerlei Anlass ihn nochmals zu testen.“ Der Patient habe keine Symptome gezeigt und lag bereits im Sterben.
Für weitere Irritationen sorgt der Befund selbst, den sich die Heimleitung am Dienstagmorgen hatte vom Gesundheitsamt kommen lassen. „Es ist darauf kein Geburtsdatum des Patienten vermerkt, nur der Name und, dass er positiv ist“, sagt Sabine Böhm. Es gilt als wahrscheinlich, dass der Fehler bei der Kassenärztlichen Vereinigung liegt. Das ist aber bisher nicht aufgeklärt. Eine Anfrage vonseiten des gKU läuft.
Unterdessen hat im Seniorenheim in Rain eine Reihentestung auf der Station stattgefunden, auf der auch der jüngst Verstorbene gelegen hatte. Diese ist allerdings darauf zurückzuführen, dass sich eine Mitarbeiterin extern angesteckt und eine Kollegin infiziert hatte. „Wir haben deshalb die Belegschaft der ganzen Station getestet“, sagt Jürgen Busse. Bisher seien alle weiteren negativ.
Zahl der Intensivfälle im Landkreis Donau-Ries wächst
Busse versteht die Verunsicherung der Angehörigen, die ihre Verwandten oder engen Bekannten in die Obhut des Seniorenheims legen und natürlich Angst haben, sie könnten sich mit Corona infizieren und schwere Verläufe erleiden.
Dass dies aber auch junge Menschen treffen könne, habe sich erst wieder am Dienstag gezeigt. Zwei schwere Fälle seien in Donauwörth eingeliefert worden und müssten beamtet werden. „Einer davon ist wirklich noch jung“, sagt Busse. Derzeit seien noch fünf Intensivbetten frei. Für vier weitere müsste Personal aus anderen Abteilungen abgezogen werden.
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