Ernst Renz ist 50 Jahre alt. Das Zirkusleben ist sein ein und alles. „Wir sind Zirkusleute und wir lieben die Freiheit“, sagt er. Doch nun gerät sein Lebenstraum ins Wanken. Seine Frau Silvia ist unterwegs, um Hilfen zu organisieren, Ernst versorgt die Tiere, darunter die Kamele Ahmet und Ivan. Ein Bauer hat Futter vorbeigebracht, denn der achtköpfigen Großfamilie Renz geht so langsam die Luft aus.
Vor zwei Monaten ist der Zirkus in Rain gestrandet
Rückblende: Vor zwei Monaten gastierte der Zirkus auf einem landwirtschaftlichen Grundstück in Rain. Kinder und Erwachsene lachten, staunten und wurden von den Artisten und Tiernummern für 90 Minuten in eine Fantasiewelt entführt. Doch dann, als der Zirkus gerade wieder weiter ziehen wollte, kam das Aus: Die Corona-Pandemie verhinderte weitere Vorstellungen und sogar die Weiterfahrt.
Zirkus hat Aufruf zur Hilfe gestartet
Die Familie wäre mit ihren 15 Tieren, darunter Pferde, Ponys, Lamas und Kamele von Rain nach Wertingen und weiter nach Stadtbergen gezogen - das ganz normale Zirkusleben eben. „Jetzt müssen wir erst einmal auf unbestimmte Zeit hier bleiben“, erzählt Direktorin Silvia Renz: „Wir haben Angst um unsere Existenz!“ Hier, bedeutet an der Feldheimer Straße (Straubinger Mühle). Rücklagen hat die Familie keine, trotzdem müssen Tier und Mensch versorgt werden. Deshalb hat der Zirkus bereits vor einiger Zeit einen Aufruf zur Hilfe gestartet.
Jede Art von Spende ist sehr herzlich willkommen, sei es Tierfutter, wie Heu, Stroh oder Kraftfutter, Geldspenden oder Nahrungsmittel“, so die Zirkusdirektorin. Und es gab bereits auch vereinzelt Unterstützer. „Der Landwirt, auf dessen Grund wir stehen dürfen ist wirklich sehr nett, die Gemeinde Rain hat uns mit Wasser ausgeholfen und es kommen immer wieder Menschen, die uns zum Beispiel Karotten für die Tiere bringen, das wissen wir zu schätzen. Wir haben wirklich nette Nachbarn und trotzdem wir es gewohnt sind zu reisen, fühlen wir uns trotz der Umstände hier in Rain sehr wohl.“
Das Zelt ist inzwischen abgebaut
Das Zirkuszelt ist inzwischen abgebaut. Die Zeit hat man genutzt, um Ausbesserungen an den Tribünenaufbauten vorzunehmen, und die vier Lastkraftwagen in Schuss zu halten. Diese müssen nun aber zum TÜV.
„Das kostet alles Geld“, blickt Ernst Renz in die Zukunft. Er betont, dass Geld nicht alles sei, aber in der jetzigen Situation überlebenswichtig. „Für unsere Tiere benötigen wir täglich Futter für mindestens 250 Euro“, rechnet Renz vor und denkt in diesen Zeiten auch an Zirkus-Großunternehmen wie Krone in München. Dort würden täglich 15 000 Euro für Futter fällig.
Tierschauen statt Zirkusvorstellungen?
Weil Vorstellungen verboten sind, hat die Familie angeregt, vielleicht Tierschauen durchzuführen. Da könnte man sehr gut den vorgeschriebenen Mindestabstand einhalten.
Das sei aber abgelehnt worden. „Aber die Unterstützung durch die Menschen in Rain ist groß“, berichtet Ernst Renz. Heu, Hafer, Kraftfutter seien für die Kamele und die vier Araber-Pferde schon gespendet worden. Ein Pizzabäcker hat die Familie einmal komplett versorgt. Und auch finanzielle Hilfe bekomme man – aber es sei immer nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
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