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Rain-Bayerdilling: Starkbierfest in „Düing“: Nicht alles war umsonst

Rain-Bayerdilling

Starkbierfest in „Düing“: Nicht alles war umsonst

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    Nicht nur für die Bürgermeister Robert Ruttmann (gespielt von Wolfgang Guttmann, links) und Gerhard Pfitzmaier (Christian Modlmair) hätte das diesjährige Starkbierfest ein Abschied in würdevollem Rahmen sein sollen.
    Nicht nur für die Bürgermeister Robert Ruttmann (gespielt von Wolfgang Guttmann, links) und Gerhard Pfitzmaier (Christian Modlmair) hätte das diesjährige Starkbierfest ein Abschied in würdevollem Rahmen sein sollen.

    Eigentlich sollte die „Tillyano“ längst in See gestochen sein. Vielleicht ganz gut, dass das Schiff der Theaterfreunde Bayerdilling im Hafen geblieben ist, sonst wäre es vielleicht (wie derzeit so viele Kreuzfahrtschiffe) irgendwo im Lechgebiet gestrandet. „Wir haben vernünftig gehandelt und gut daran getan, unser Starkbierfest abzusagen“, blickt Karl Golling als Chef der Truppe wehmütig auf turbulente Wochen zurück.

    Rotzfrech wollten sich die Theaterfreunde beim Schwarzwirt auch in diesem Jahr präsentieren. Es wäre die 14. Auflage des Starkbierfests gewesen, aber in der gemütlichen Enge des Saals wäre ihr Singspiel angesichts der Corona-Pandemie zu gefährlich gewesen. Golling: „Nur unsere Vernunft kann uns sagen, was wir unterlassen sollen.“

    Seit September haben die Theaterfreunde immensen Aufwand betrieben

    Mit viel Herzblut waren die Theaterfreunde wieder ans Werk gegangen, hatten monatelang Themen gesucht, 24 Lieder- und Textschreiber aktiviert, das Bühnenbild festgelegt und alles mit Licht- und Tontechnikern abgesprochen. Dazu Foto, Maske, Kostüme – immenser Aufwand seit September.

    Dann kam die „harte Phase“: Lieder wurden umgeschrieben, Zwischentexte für einen „Roten Faden“ gefunden, der Ablauf haarklein festgelegt. Die Euphorie in Bayerdilling für das Starkbierfest, das bei seiner ersten Auflage 2003 noch ohne Kartenvorverkauf stattfand und mittlerweile an fünf Abenden über 1000 Gäste anlockt, war wieder groß. Die kreativen Köpfe rauchten, die Tickets gingen erneut weg wie warme Semmeln.

    Die Gruppe musste schon schwere Rückschläge hinnehmen

    Die Theaterfreunde hatten schon etliche Rück- und Niederschläge hinnehmen müssen – etwa als mit Sabine Fetsch ein langjähriges, aktives Mitglied völlig überraschend gestorben war. 2011 hatte man schon Ähnliches erleben müssen, als mit Wolfgang Berger einer der Hauptdarsteller und Textguru aus dem Leben schied.

    „Volle Kraft voraus“ wäre das Motto in diesem Jahr gewesen. Mit der MS „Tillyano“ wäre man in See gestochen, erzählt Golling, der exklusiv für unsere Zeitung einige geplante Details verrät – „aber nicht alles, weil man einiges vielleicht beim nächsten Starkbierfest noch verwenden kann“. Einige Publikumslieblinge der vergangenen Jahre wären natürlich im Mittelpunkt gestanden, gerade weil sie sich aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit verabschieden werden. „Dreißig Johr, mei des is wohr, Ruhestand steht mir bevor“, hätte man gerne Gerhard Martin als scheidenden Steuermann singen lassen.

    Die Zukunft der Stadt Rain wäre natürlich im Fokus gewesen

    Inhaltlich hätte die Zukunft der Stadt Rain natürlich eine große Rolle spielen sollen. Stephan Karl wäre ein Neuling auf der „Düinger“ Bühne gewesen. Er hätte den zukünftigen Bürgermeister Karl Rehm verkörpern sollen, der als Robinson Crusoe geplant war: „Viel gelang mir in ruhiger See, Ziegelmoos-Bermuda, dreht mein Schiff im Kreis, fest hielt ich das Steuer, gewohnt entspannt und leis“, so ein Refrain. Beate Kessler als Steuerfrau hätte Claudia Marb gespielt: „Vor sechs Jahren war es fürchterlich, Zweiter Bürgermeister wäre ich – kam damals ein ganz anderer hin, demokratisch gab das keinen Sinn“.

    Gedoubelt werden sollen hätten auch die üblichen Verdächtigen. Zu ihnen gehören die Rathauschefs aus Holzheim und Münster. Wolfgang Gutmann und Christian Modlmair haben sich bei den Proben in ihren Rollen als Robert Ruttmann („Rutti“) und Gerhard Pfitzmaier („Pfitzi“) pudelwohl gefühlt. Einer der geplanten Refrains des Ruttmann-Darstellers: „Muss aufhörn, fällt mir nicht leicht, hab so vieles noch nicht erreicht. Ois saniert und sauber g’richt, Gemeindezentrum, steht noch nicht.“ Und weiter: „Schmidberger, des is jetzt dei Problem, i werd jetzt dann gehn, in mei Rentnerleh’m, Schmidberger ich mach den Weg dir frei, oans sog i dir gleich, bei mir gabs Meuterei.“

    Langjährige Bürgermeister wären verabschiedet worden

    Und das Pfitzmair-Double: „Das meiste Feld liegt unter Glas und auch Vlies, die Kasse voll, am Lech draus lauert der Kies. Des regt die Ötzer auf, die macher a G’schies. Geht mich nichts mehr an!“

    Die Theaterfreunde hätten es wohl auch in diesem Jahr geschafft, ihrer Devise treu zu bleiben, nicht unter die Gürtellinie zu gehen. Aber so ein bisschen anspitzen wollte man dann schon, etwa beim gemeinsamen Abschiedslied von „Rutti“ und „Pfitzi“: „Mia zwoa ziang jetzt aus dem Rathaus aus, dahoam hom’s einen Graus: Was denner dia zuhaus? Mit anschaffen do is es jetzt vorbei, sagt dahoam mei Wei, bringt den Putzeimer glei herbei.“

    In Bayerdilling steht ein Generationswechsel an

    Karl Golling bedauert, dass man die treuen Fans nicht begrüßen habe können. Aber: „Es wird auch künftig ein Derblecken in Bayerdilling geben“, versichert er. Mit dem Wechsel der Lokalpolitiker, die ausscheiden, habe bereits ein Generationswechsel im Starkbierfest-Team stattgefunden. Mit Stephan Karl und Bettina Fischer, die sich auch gesanglich einbringen, habe man bereits junge Talente integriert.

    So bleiben ihm und seinen Mitstreitern nur Erinnerungen. Am geplanten Premierenabend ließ Golling übrigens den „Starkbierfest-Aktiven“ Bock-Bier vor die Tür stellen. „Damit sie zu Hause auf unsere Gesundheit und ein baldiges Wiedersehen anstoßen können.“

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