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Protest gegen Schweinemast: Die größte Demo seit Jahrzehnten

Protest gegen Schweinemast

Die größte Demo seit Jahrzehnten

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    Es war eine große Demonstration gegen die industrielle Massentierhaltung: Startpunkt des Protestmarsches war am Samstag der Donauwörther Bahnhof. Unter anderem war Grünen-Landtags-Fraktionschefin Margarete Bause unter den Demonstranten.
    Es war eine große Demonstration gegen die industrielle Massentierhaltung: Startpunkt des Protestmarsches war am Samstag der Donauwörther Bahnhof. Unter anderem war Grünen-Landtags-Fraktionschefin Margarete Bause unter den Demonstranten. Foto: Thomas Unflath

    Donauwörth „Es geht heute darum, ein richtig großes Zeichen zu setzen.“ Dieses Ziel äußerte Kurt Jenning, Vorstandsmitglied der Grünen im Kreis Donau-Ries, vor Beginn der Kundgebung gegen das „System Straathof“ am Samstag in

    Wie berichtet, plant die niederländische Firma Straathof auf dem zwischen Riedlingen und Oppertshofen gelegenen Reichertsweiler Hof durch einen Neubau eine massive Ausweitung der Ferkelerzeugung.

    Das im Juli gegründete Aktionsbündnis „Stoppt den Saustall!“ startete eine Petition und will laut Aussage von Grünen-Kreisvorsitzender Ursula Kneißl-Eder, die mit Heidi Terpoorten die Kundgebung organisiert hatte, noch „das Bestmögliche“ herausholen. Dazu gehören Fluchtmöglichkeiten für die Schweine im Brandfall sowie Immissionsschutz für die Anwohner.

    Prominenteste Rednerin im Ried war die Landtags-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Margarete Bause. Sie bezeichnete Großunternehmer Adriaan Straathof als „Schweinebaron“, der in seinem Heimatland nicht mehr bauen dürfe und „hier von den Regierungen den roten Teppich ausgerollt bekommt“. Sie verlangte mehr Transparenz bei den Genehmigungsverfahren, um derartige Großprojekte zukünftig im Ansatz unterbinden zu können. Bause: „Es kann nicht sein, dass die industrielle Landwirtschaft die regionalen bäuerlichen Betriebe verdrängt.“

    Mit Johanna Kleinle sprach eine direkt betroffene Bürgerin vor den Demonstranten. Sie wohnt nur etwa einen Kilometer vom Reichertsweiler Hof entfernt. Bei ihren Spaziergängen erlebe sie an manchen Tagen „einen Gestank, der einem die Luft zum Atmen nimmt“. Hinzu kämen „entsetzliche Geräusche von den Ferkeln aus dem Stall“. Biolandwirt Hubert Krimbacher von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft erinnerte an das „Leid unzähliger Tiere“. Den Norden Deutschlands hätten die „Agrarfabriken“ bereits „versaut“ – nun würden sie gen Süden drängen.

    Andreas Brucker vom Landesverband des Deutschen Tierschutzbunds äußerte sich ebenfalls ablehnend: „Was Firmen wie Straathof oder Wiesenhof machen, ist keine Landwirtschaft mehr.“ Die Tiere würden auf engstem Raum zusammengepfercht, was zu erhöhtem Krankheitsrisiko führe. „Dies wird mit Antibiotika bekämpft.“ Brucker: „Massentierhaltung braucht niemand.“

    Derzeit in Bayern unterwegs ist die Grünen-Bundestagsabgeordnete Undine Kurth (Sachsen-Anhalt), Parlamentarische Geschäftsführerin und Fraktionssprecherin für Tierschutz – sie appellierte daran, jeden Schritt auf dem Reichertsweiler Hof genau zu verfolgen: „Denn es ist keineswegs sicher, dass sich der Investor an das hält, was ihm genehmigt wurde.“ So habe Straathof bislang schon 1,85 Millionen Euro an Bußgeldern zahlen müssen.

    Wurde das ein oder andere Auge zugedrückt?

    Stephan Kreppold vom Bund Naturschutz äußerte indessen den Verdacht, dass beim erfolgreichen Genehmigungsverfahren 2008 „das ein oder andere Auge zugedrückt wurde“. Der Ingolstädter Tierarzt Rupert Ebner fand ebenfalls klare Worte: „In diesem System geht es nur ums Geld, der Tierschutzgedanke wird pervertiert.“ Musikalisch brachten sich im Ried die Münchner Tierschutzaktivistin Gabriele Sappel sowie Hubert Krimbacher ein.

    Nicht nur zahlreich, sondern auch prominent waren die Teilnehmer im Ried. Neben Bause und Kurth demonstrierten Landesvorsitzende Theresa Schopper sowie Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz. Von Grünen und Linken reisten Mitglieder aus ganz Bayern an.

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