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Nordschwaben: Bahnbetreiber Agilis fehlen die Lokführer für die Donautalbahn

Nordschwaben

Bahnbetreiber Agilis fehlen die Lokführer für die Donautalbahn

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    Ein krisensicherer Beruf: der Triebwagenführer. Dennoch fehlt dem Eisenbahnunternehmen Agilis auf der Donautalbahn von Ingolstadt über Donauwörth nach Ulm das Personal. Dabei geht es nicht nur darum, dass immer alle geplanten Züge fahren können. Für das Unternehmen ist es eine echte Zukunftsfrage.
    Ein krisensicherer Beruf: der Triebwagenführer. Dennoch fehlt dem Eisenbahnunternehmen Agilis auf der Donautalbahn von Ingolstadt über Donauwörth nach Ulm das Personal. Dabei geht es nicht nur darum, dass immer alle geplanten Züge fahren können. Für das Unternehmen ist es eine echte Zukunftsfrage. Foto: Patricia Lucas

    Grau und grün leuchten die Sitze im Zug. Es ist klimatisiert und hell. Mit 160 Stundenkilometern düst der Zug Richtung Ulm. Wer hier sitzt, der spürt zwar nach jedem Haltepunkt auf der Strecke der Donautalbahn den Ruck, wenn sich der Zug in Bewegung setzt. Doch wer da wirklich den Steuerknüppel betätigt, darüber macht sich der Fahrgast keine Gedanken.

    Tatsächlich aber braucht es nach wie vor einen Treibwagenführer – so die offizielle Berufsbezeichnung –, der die Regionalbahn des Betreibers Agilis auf der Donautalbahn steuert. Etwa 30 Lokführer und Lokführerinnen sind nach Angaben des Streckenbetreibers Agilis zwischen Ingolstadt und Ulm eingesetzt. Doch die Fachkräfte fehlen. Bis zu 15 Stellen muss das Unternehmen mit Sitz in Regensburg aktuell mit Leiharbeitern besetzten – also die Hälfte der Posten auf der Donautalbahn.

    Vor zwei Jahren mussten Züge nach und von Donauwörth gestrichen werden

    Immerhin ist diese Lösung mittlerweile möglich. Vor zwei Jahren gab es eine Phase, in der Züge gestrichen werden mussten, weil schlicht niemand da war, der sie steuerte. Das traf Agilis, war aber bei vielen anderen Bahnunternehmen ebenfalls ein großes Problem. Agilis-Geschäftsführer Axel Henninghausen bezeichnet diese Phase heute als den „Hallo-wach-Moment“ der Branche. Seitdem wird überall wieder mehr ausgebildet. Zeitarbeitsfirmen haben auf den Bedarf reagiert und vermitteln Lokführer aus Norddeutschland in den Süden – für Henninghausen aber nur eine Behelfslösung. „Das ist für uns ein Unsicherheitsfaktor. Wir wollen die Lokführer aus eigenem Stammpersonal stellen, um langfristig Planungssicherheit zu haben.“ Ideal sei es, wenn die Mitarbeiter auch da arbeiten, wo sie Zuhause sind.

    Deshalb startet der Streckenbetreiber mittlerweile drei Mal im Jahr Ausbildungskurse für Triebwagenführer. Zwei Kurse laufen schon, im Herbst sollen gezielt für die Donautalbahn 15 Quereinsteiger beginnen. Agilis bildet bewusst über Bedarf aus, denn die Konkurrenz wirbt ab –Personen- wie Güterverkehr braucht Personal für die Lok. Wer einmal Signalkunde und Fahrtechnik gelernt und nach gut 400 Fahrstunden die Prüfung bestanden hat, ist auf dem Arbeitsmarkt begehrt.

    Lokführer beim Eisenbahnunternehmen Agilis aus Regensburg. Das Unternehmen bedient die Stecke Inigolstadt-Ulm auf der sogenannten Donautalbahn seit 2010.
    Lokführer beim Eisenbahnunternehmen Agilis aus Regensburg. Das Unternehmen bedient die Stecke Inigolstadt-Ulm auf der sogenannten Donautalbahn seit 2010. Foto: Agilis/patricia Lucas

    Nach wie vor ist das Interesse aber gerade an den Standorten Donauwörth und Ulm wenig ausgeprägt. „Der Arbeitsmarkt dort ist hart, es gibt nur wenig Arbeitssuchende, die zudem noch ins Profil passen“, sagt der Leiter der Ausbildung bei Agilis, Matthias Mader. Er war selbst Quereinsteiger und früher Bauzeichner, bevor er auf Lokführer umsattelte.

    Wer diesen Beruf ergreifen will, so Mader, brauche neben einem Schulabschluss auch in Sachen Gesundheit und Belastbarkeit ein gutes Zeugnis. Alle Sinne werden in der Lok gebraucht, die Reaktionszeit müsse stimmen – auch dann, wenn die Fahrt lange Zeit ruhig und monoton ablief. Die Bewerber müssten in Schicht arbeiten und auch am Wochenende und an Feiertagen dazu bereit sein. „Doch es ist ein absolut krisensicherer Arbeitsplatz“, wirbt Mader. Knapp 3000 Euro brutto gibt es bei einer 38-Stunden-Woche. Selbst in der Hochphase der Corona-Zwangspause rollten 85 Prozent der Agilis-Züge. „Wir hatten zu Beginn zwar nur rund zehn Prozent der sonstigen Fahrgastzahlen, aber wir sind gefahren“, sagt Geschäftsführer Henninghausen.

    Zwei Drittel, die in Donauwörth einsteigen, fahren Richtung Ulm

    Das Eisenbahnunternehmen will auch nach 2022, wenn der aktuelle Verkehrsvertrag ausläuft, die Strecke von Ulm bis Plattling bedienen. Offizielle Fahrgastzahlen gibt es von Seiten des Unternehmens nicht. Doch soviel wird verraten: Etwa zwei Drittel der Agilis-Fahrgäste, die in Donauwörth einsteigen, sind in Richtung Ulm unterwegs, das andere Drittel Richtung Ingolstadt. Die wichtigste Verbindung ist von Donauwörth nach Ulm. Bei der Vergabe der Strecke, die nach wie vor eingleisig ist und auch vom Güterverkehr rege genutzt wird, spielt auch der Personalstand der Bewerber eine Rolle. Ziel ist es in den Abendstunden häufiger zu fahren. Und für mehr Züge braucht es mehr Lokführer.

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