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Donauwörth: Nach zwölf Wochen Lockdown erwacht das Leben in der Reichsstraße

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Nach zwölf Wochen Lockdown erwacht das Leben in der Reichsstraße

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    In der Reichsstraße in Donauwörth ist wieder Betrieb auf dem Bürgersteig. .
    In der Reichsstraße in Donauwörth ist wieder Betrieb auf dem Bürgersteig. . Foto: Ulrich Wagner

    Wenn die Händler in der Donauwörther Reichsstraße sich einen Tag zum öffnen hätten aussuchen dürfen, es hätte gut dieser Montag sein können. In den Beeten vor dem Buchladen Greno blüht es gelb und violett, über der Donauwörther Altstadt verdeckt keine Wolke den Himmel. Es ist noch früh am Morgen, hier und dort sind schon die ersten Fußgänger auf dem Bürgersteig zwischen Landratsamt und Rathaus unterwegs. Eigentlich ist der Anblick bloß gewöhnlich, so wie es eben ist an einem sonnigen Märztag in der Stadt. Doch im Jahr 2021 beginnt in dieser Woche ein Frühlingserwachen im doppelten Sinne.

    Ende des Lockdown in Donauwörth: Endlich wieder bummeln, schauen, einkaufen

    Gabriele Hartmann ist gerade auf dem Weg zum Rieder Tor. Sie hat sich Schuhe gekauft, die in einer Tüte am Lenker ihres Fahrrads hängen. „Das hat doch gefehlt“, sagt die Donauwörtherin. Lange hat sie darauf gewartet, sich wieder Schuhe zu kaufen – jetzt hat sie welche gebraucht. Wobei: „Gebraucht habe ich sie eigentlich gar nicht“, sagt Hartmann. „Aber ich musste mir jetzt einreden, dass ich sie brauche.“ Es sei schön, wieder Menschen auf den Straßen zu sehen und es sei wichtig, dass das auch so bleibe. Deshalb habe sie darauf gewartet, dass die Geschäfte wieder öffnen dürfen, statt online zu bestellen. „Ich möchte den Handel vor Ort unterstützen“, sagt sie.

    Banger Blick auf die Corona-Inzidenz - sie steigt wieder

    Leere Bürgersteige, dunkle Geschäfte – das waren die Eindrücke, die spätestens seit Mitte Dezember das Bild der Donauwörther Innenstadt geprägt haben. Nun begrüßt vor der Tchibo-Filiale ein Schild die Gäste, das Modegeschäft Heinle hat seinen Eingang mit Luftballons herausgeputzt und bei Orsay und H&M brennt wieder Licht. Dass es wieder soweit kommen konnte, liegt am niedrigen Inzidenzwert im Landkreis Donau-Ries. Pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen lag dieser Wert schon um die 10. Zwischenzeitlich hatte kein Landkreis in Deutschland einen niedrigeren Wert. Inzwischen ist er wieder auf 24,7 geklettert, nähert sich damit der kritischen Marke von 50. Sollte er diese drei Tage in Folge überschreiten, müssen Geschäfte und Passanten wieder Einschränkungen hinnehmen. Laut Verordnung der bayerischen Landesregierung würden dann Termine zum Shoppen nötig werden.

    „Ich bleibe positiv, dass es nicht so weit kommt“, sagt Christine Moll, die in der Spitalstraße ein Modegeschäft betreibt. Schließlich sei mit Einschränkungen in der Stadt wieder weniger los. Zwar sei auch Einkaufen mit Termin für sie machbar, doch es tue Donauwörth gut, wenn wieder mehr Passanten unterwegs sind. Nach Monaten verschlossener Ladentüren hat Moll nun sogar am Montag geöffnet, an dem ihr Geschäft eigentlich Ruhetag hat. „Die Lust am Stöbern, zu schauen, etwas anzufassen, das ist lange einfach zu kurz gekommen.“

    Gabriele Hartmann aus Donauwörth beim Bummeln in der Reichsstraße.
    Gabriele Hartmann aus Donauwörth beim Bummeln in der Reichsstraße. Foto: Christof Paulus

    Der Morgen vergeht in der Innenstadt, die Mittagspause treibt noch den ein oder anderen zusätzlichen Passanten auf die Straße. Klaus Weber kommt gerade vom Friseur, zwei Stoppeln auf der Stirn und kurz geschorene Haare über den Ohren zeugen noch davon. „In der Sonne ein bisschen in die Schaufenster schauen, das macht doch Spaß, sagt der Harburger. Kaufen will er nichts, aber nach einer Sonnenbrille Ausschau halten. Und spazieren möchte er noch. Auch wenn wieder mehr Leben auf die Reichsstraße zurückkehrt, wirkt am Montag alles entspannt. So wie bei Nicolas Greno in seinem Buchhaus.

    Handel in Donauwörth: Kunden sind Corona-Bedingungen bereits gewohnt

    „Überfüllung ist bei uns gar kein Thema“, sagt er. Sein Geschäft sei rund 200 Quadratmeter groß, Abstände einzuhalten kein Problem. Der Andrang zur Wiedereröffnung sei „angenehm“, den Anlass empfindet er als „wunderbar“. „Wir empfangen die Leute mit einem echten Lächeln, auch wenn es unter der Maske nicht zu sehen ist“, sagt Greno. Unter Pandemiebedingungen einzukaufen seien die Kunden bereits vorm Lockdown gewohnt gewesen, deshalb verlaufe alles routiniert. Die Rückmeldungen seien positiv, Angst sich anzustecken habe niemand.

    Der erste Einkaufstag seit Wochen in der Donauwörther Reichsstraße neigt sich dem Ende zu. Bis zum Abend strahlt die Sonne vom eisblauen Himmel. Schon am Dienstag soll das Wetter drehen, bis zum Wochenende sagen die Meteorologen kühl und nass voraus. Doch noch mehr als auf das Wetter schauen Händler und Kunden in diesen Tagen ganz genau auf Inzidenz und Verordnungen.

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