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Musikkabarett: Ertrinken in Poesie

Musikkabarett

Ertrinken in Poesie

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    Das Ehepaar Silvana und Thomas Prosperi als Duo Faltsch Wagoni. Im Kaisheimer Thaddäus wurde das hintergründige und niveauvolle Sinnieren der beiden viel beklatscht und belacht. „Der Damenwal“ – so lautete das Programm.
    Das Ehepaar Silvana und Thomas Prosperi als Duo Faltsch Wagoni. Im Kaisheimer Thaddäus wurde das hintergründige und niveauvolle Sinnieren der beiden viel beklatscht und belacht. „Der Damenwal“ – so lautete das Programm. Foto: Barbara Würmseher

    Es ist eine nasse Angelegenheit, die sich da im Kaisheimer Thaddäus abspielt! Eine mitunter feuchtfröhliche Sache, was das Duo Faltsch Wagoni auf der Bühne abzieht. Da stehen die Eheleute Silvana und Thomas Prosperi und tun in ihrer vermeintlichen Leichtigkeit so, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Doch ihre tiefgründige Wortakrobatik fällt wie Steine ins Wasser und zieht dort weite Kreise ...

    Genug der Wortspiele. Wasser ist an diesem Abend einzig und allein das Thema der beiden leidenschaftlichen Wortakrobaten im Scheinwerferlicht, das sie auch weidlich auskosten. Sie baden sich geradezu darin mit ihrem aktuellen Programm „Der Damenwal“, der sich rings um das nasse Element dreht. Sie lassen inhaltlich keine denkbare Variante aus und frotzeln sich durch diverse Wortspiele („Wasserdichter“, „an blöden Ideen kann dir keiner das Wasser reichen“, „Genitiv ins Wasser, weils Dativ ist“, „Haben Haie Zungen? – Ja, Heizungen“, „Ladys first, Männer Förster“).

    Das poetisch-musikalische Paar hat dazu ein minimalistisches Equipment mit Gitarre und Cajón dabei. Maximal indes sind die Effekte, die es erzielt, wenn es seine Zuhörer singend, rezitierend, dialogisierend mit Lauten und Worten beglückt. Wenn es mit hoher Schlagzahl und großer Dichte die Pointen ausstreut.

    Es ist ein Programm, das philosophische Ansätze, Gesellschaftskritik, Umweltgedanken und so manches mehr durch humorvolle Leichtigkeit im Keim erstickt. Kein mahnender Zeigefinger erhebt sich – und dennoch haben die einzelnen Nummern Niveau. Die Songs sind ein bisschen grotesk, ein bisschen dada, haben ein wenig von Bertold Brecht, Heinz Erhard und Joachim Ringelnatz, sind auf der einen Seite bedeutungsschwanger und sinnhaft, nehmen den Themen auf der anderen Seite durch lächelnde Komik die Härte. Das ist eine großartige Rezeptur, mit der Faltsch Wagoni absolut schwindelfrei auf dem schmalen Grat zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit balanciert.

    Ob es nun um ein „Nagelstudio Hammerzeh am Ammersee“ geht oder um Umweltverschmutzung („Oh Mittelmeer, du armes Meer ... du bist ’ne lauwarme Plastik-Bouillon“), ob um Flutkatastrophen („Regen stoppt – alles gut! Nächstes Jahr – nächste Flut!“) oder um die Begegnung eines Kreuzfahrtschiffes mit einem Flüchtlingsboot („Wir sind ja so was von auf dem falschen Dampfer“) – Silvana und Thomas Prosperi verpacken alles in wahnwitzige Wortkaskaden voller Metaphern und landen damit beim Publikum. Und sie verpacken es musikalisch: Thomas als Saitenakrobat, Silvana mit glasklarer, sinnlicher Stimme.

    Reizend auch der harmlose Geschlechterkampf, den das Ehepaar austrägt. In ebenso liebe- wie genussvoller Streitkultur kosten die beiden männlich-weibliche Klischees und selbstironische Partnerzwistigkeiten aus.

    Am Ende der Show bleibt ein Satz vor allen besonders haften. Nach all den lyrischen Wortkaskaden hat man das Gefühl, in Poesie zu ertrinken. Kann es etwas Schöneres geben ...

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