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Münster: Was Totholz noch lebendig macht

Münster

Was Totholz noch lebendig macht

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    Übergabe einer Informationstafel zum Thema Totholz: Münsters Bürgermeister Jürgen Raab und Forstdirektor Peter Birkholz mit Förster und Gemeinderäten.
    Übergabe einer Informationstafel zum Thema Totholz: Münsters Bürgermeister Jürgen Raab und Forstdirektor Peter Birkholz mit Förster und Gemeinderäten. Foto: Adalbert Riehl

    „Totholz lebt!“ Diese zwei Worte sind eigentlich ein Widerspruch in sich. Forstdirektor Peter Birkholz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Nördlingen untermauerte den Slogan aber bei der Übergabe von Informationstafeln an die Gemeinde Münster mit zwei Zahlen.

    Die vier bis fünf Meter hohen Stümpfe von mittelstarken bis starken Baumstämmen, die in jüngerer Zeit im Auwald belassen werden, bieten nahezu 2000 Pilz- und 1700 Insektenarten sowie Vögeln und Fledermäusen eine Heimat. Die für das Ökosystem wichtige Entfaltungsmöglichkeit wird im „aufgeräumten“ Wirtschaftswald nicht abgebildet.

    Informationstafeln zu Totholz an Wanderstrecken am Lech

    Die scherzhaft auch „Marterpfahl“ genannten Baumstümpfe erhalten die Artenvielfalt der Vogel- und Insektenfauna im Wald. Durch die beginnenden Zersetzungsprozesse seien sie idealer Ausgangspunkt für die Entwicklung wertvoller Waldhabitate, so die naturschutzfachliche Begründung.

    Thomas Lutz, Forstbetreuer der Kommunen am unteren Lech, hat die Informationstafeln zu den Themen „Totholz“ und „Eschentriebsterben“ gestaltet und in Absprache mit den Gemeinden Münster und Niederschönenfeld sowie der Stadt Rain an zehn stark frequentierten Wanderstrecken nahe dem Fluss aufgestellt. Vor allem im Rahmen regulärer Hiebmaßnahmen würden Harvester, Hubsteiger und Baumsteiger eingesetzt, die die Bäume „kappen“, so Förster Lutz. Überwiegend sind es die durch einen Pilz geschädigten Eschen, teilweise auch Pappeln, die dafür verwendet werden. Dazu kommen Notwendigkeiten im Zuge der Verkehrssicherungspflicht an beliebten Wanderwegen.

    Ungeduld oder Nachhaltigkeit?

    Forstdirektor Birkholz stellte einige Spannungsfelder für die Waldwirtschaft heraus. Einerseits gelte das Augenmerk einem gesunden, vielfältigen Nutzwald und der Inlandsproduktion von Holz, denn die Europäische Union sei durch hohe Importe für die Abholzung des Tropenwaldes mitverantwortlich. Andererseits sei es unverzichtbar, dass der Wald seinen Beitrag zum Naturschutz leiste.

    Die „Ungeduld“ bei der Entwicklung des Waldes müsse hinter der Nachhaltigkeit zurücktreten. Die Auswahl an Baumarten sei durch Klimaveränderung und Schädlinge (Esche und Ulme) relativ gering, so Birkholz. Immerhin 14 Arten, so Gemeinderat Paul Halbmeir, der sich im großen Münsterer Gemeindewald seit Jahren aktiv einbringt, habe man bei der jüngsten Pflanzung berücksichtigt.

    Der künftige Weg des Ausgleichs zwischen Ökonomie und Ökologie, zwischen Nutzwald und Naturschutz, wurde anschließend zwischen der beratenden Forstbehörde und der Gemeinde erörtert. Bürgermeister Jürgen Raab hatte dazu vier Referenten des Gemeinderates hinzugezogen: Paul Halbmeir, Bernd Knauer (beide Land- und Forstwirtschaft), Armin Bischofberger und Christian Oßwald (beide Natur- und Umweltschutz). Münster wie den anderen Lech-Anrainern ist es ernst bei der Sorge um einen starken Auwald.

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