Der Betreiber eines landwirtschaftlichen Betriebs aus dem Donau-Ries-Kreis ist wegen eines besonders krassen Falls der Tierquälerei ins Visier der Polizei geraten. Die Angelegenheit liegt bereits Monate zurück. Am 18. Mai warf augenscheinlich der Fahrer eines landwirtschaftlichen Mähgeräts ein noch lebendes Kitz, dem alle vier Läufe abgemäht worden waren, in eine Hecke an einer Wiese bei Flotzheim. Auf diese Weise wollte der Unbekannte das Tier offenbar „entsorgen“.
Ermittlungen gegen den Tierquäler laufen seit Mai
Fachkundige Beamte der zuständigen Polizeiinspektion Donauwörth ermitteln seit Mai unter anderem wegen einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz. Nun wurden in den Morgenstunden des Donnerstags in dieser Sache in einem Biogas-Betrieb drei Durchsuchungsbeschlüsse vollzogen, die das zuständige Amtsgericht Augsburg erlassen hat. Die Firma hatte die betreffenden Wiesen bei Flotzheim gepachtet, um sie abernten und das Gras für die Biogasproduktion verwenden zu können.
Im Rahmen der Durchsuchung stellten die Beamten Mitarbeiterlisten, mehrere Mobiltelefone und weitere Unterlagen sicher. Sämtliche Beschuldigte verweigern nach Auskunft der Gesetzeshüter weiterhin die Aussage.
Im Landkreis Donau-Ries zehn tote Kitze während der Erntezeit
Über die Vorgänge in besagter Flur bei Flotzheim hatten im Frühjahr der Jäger-Kreisverband Donauwörth informiert. Ein Landwirt oder dessen Mitarbeiter habe zum wiederholten Male ohne jegliche vorherige Schutzmaßnahmen mehrere Wiesen gemäht, berichtete damals der Kreisvorsitzende Robert Oberfrank. Bereits in den vergangenen Jahren seien fast zehn schwer verletzte oder totgemähte Kitze auf diesen Wiesen entdeckt worden. Mehrmaligen Aufforderungen seitens des Jagdpächters, frühzeitig den Mähzeitpunkt anzukündigen, seien die Verantwortlichen nicht nachgekommen.
Als der Jäger eines Abends bei seiner Revierfahrt an einer der besagten Wiese vorbeifuhr, sei diese zu seinem Entsetzen bereits gemäht gewesen. Der Weidmann ahnte nichts Gutes. Bei einem Kontrollgang mit seinem Jagdhund entlang einer direkt angrenzenden Hecke zeigte letzterer nach kurzer Zeit an, dass sich in der Hecke Wild aufhalten muss. Dem Hund folgend, fand der Jagdpächter gut sechs Meter in der Hecke das Kitz vor, dem alle vier Läufe abgemäht worden waren. Der Torso war jedoch unversehrt.
Auch ein Junghase war totgemäht worden
Es war dem Jagdverband zufolge eindeutig nachzuverfolgen, dass dieses Kitz anscheinend in die Hecke geworfen worden war. Es hätte aufgrund der schweren Verletzungen nicht mehr von selbst dort hingelangen können. Zudem meldete sich kurze Zeit später ein Zeuge, der diesen Ablauf bestätigt habe. Das schwerst verletzte Kitz erlöste der Jäger unverzüglich. Ohne den zufällig Fund, so Oberfank, hätte das Leiden wohl noch einige Tage angedauert. In der Folge fand der Jäger zudem einen totgemähten Junghasen in der Hecke.
Abseits der Tierquälerei-Geschichte gelang den Beamten bei der Aktion eine Art „Beifang“, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Die Fahnder stießen in den Betriebsunterlagen auf einen gravierenden Verstoß bezüglich des Güterkraftverkehrsgesetzes. Diesen bearbeitet das Gewerbeaufsichtsamt weiter.
Was die Ermittlung des Fahrers angeht, der am 18. Mai das Reh verletzt und auf die geschilderte Weise „entsorgt“ hat, wertet die Polizei die sichergestellten Daten momentan aus. (dz)
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