Björn Matthes ist erleichtert, dass er so unverhofft die Chance auf eine Impfung bekommt. Nicht beim Hausarzt, nicht im Impfzentrum – nein, in seinem Betrieb bekommt er die ersehnte Spritze. Sein Arbeitgeber ist Bühler Motor in Monheim. „Ich habe hochbetagte Eltern, die ich gerne bedenkenlos besuchen will. Und auch für mich fühlt es sich einfach besser an geimpft zu sein“, sagt der 53-Jährige, der seit acht Jahren bei Bühler arbeitet und in Wemding wohnt.
Insgesamt 53 Mitarbeiter des Zuliefererbetriebes Bühler Motor in Monheim sind in einer Impfaktion am Donnerstag mit AstraZeneca geimpft worden. Susanne Karrer, eigentlich die Assistentin der Geschäftsführung, ist heute zur Assistenz des Impfarztes geworden. „Schwester Susi“, wird sie heute von ihren Kollegen im Scherz genannt. „Es läuft gut hier. Alle kommen pünktlich und haben ihren Impfpass dabei“, berichtet die junge Frau. Es ist ihr Eindruck, dass viele schon darauf gewartet hatten, dass sie im Betrieb eine Impfung bekommen. „Grippeschutzimpfung gibt es bei uns jedes Jahr“, sagt Karrer. Da sei es ein gangbarer Weg im betrieblichen Arztzimmer auch gegen Corona zu impfen. Für Frauen haben man allerdings eine Altersgrenze eingezogen. „Im Betrieb ist die Impfung mit AstraZeneca für alle weiblichen Mitarbeiterinnen ab 50 Jahre angeboten worden.“
Es ist wohl eine Aktion, wie sie in klassischen verarbeitenden Betrieben im Landkreis bisher einmalig ist. Denn Betriebsärzte haben in Bayern erst ab 6. Juni die Möglichkeit an Impfstoff für die Belegschaft zu kommen. Bühler hat aber einen anderen Weg gewählt und mit einer Hausarztpraxis aus der Region kooperiert. „Wir haben uns sehr früh im Jahr darum bemüht jemanden zu finden, der bei uns eine solche Impfkampagne übernehmen kann“, sagt Werkleiter Helmut Schreiber. Der Grund dafür ist auch betrieblicher Sicht mehr als einleuchtend: Gut ein Drittel der 280 Mitarbeiter bei Bühler arbeiten im Schichtbetrieb in der Fertigung. Zuhause und damit sicher vor einer möglichen Corona-Infektion zu arbeiten, ist nicht möglich. Erst eine Impfung für die Mitarbeiter kann die Infektionsgefahr am Arbeitsplatz minimieren. „Deshalb haben wir uns gekümmert“, so Schreiber.
Derzeit arbeite man mit einem ausgefeilten Schicht-System, die Mitarbeiter dürften sich nicht begegnen, denn bei einer Corona-Infektion droht umfangreiche Quarantäne für bis zu zwei Wochen. „Bisher sind wir in der Produktion noch ohne Corona durchgekommen“, berichtet Schreiber. Aber in der Verwaltung habe es Fälle gegeben, die Mitarbeiter konnten dann zwar teilweise von Zuhause weiterarbeiten, dennoch: „Es ist dann einfach alles noch komplizierter.“
Bei Bühler Motor in Monheim wurden 53 Mitarbeiter geimpft
Mit den nun 53 geimpften Mitarbeitern in der Fertigung habe man schon „eine gute Quote“ erreicht. Wer bereits auf anderem Weg geimpft war oder es vielleicht auch gar nicht will – für die Betriebsleitung ist das nicht nachvollziehbar. „Das ist die Privatsache des einzelnen Mitarbeiters. Wir können es nur anbieten, dass sie sich im Betrieb impfen lassen“, so Schreiber.
Das Unternehmen biete auch jedem Mitarbeiter zwei Mal die Woche Antigen-Schnelltests an. Man habe die entsprechenden Strukturen geschaffen. Auch hier setzt Bühler auf die Verantwortung eines jeden Mitarbeiters. „Sich testen zu lassen und die entsprechenden Konsequenzen aus dem Ergebnis zu ziehen – auch das ist die Sache jedes Einzelnen“, sagt Schreiber.
Bis 14 Uhr am Nachmittag waren alle Impflinge, die sich vorab gemeldet hatten, versorgt. Björn Matthes ist glücklich. „Ich will mal einfach wieder unter Leute – ohne, dass ich mir Sorgen machen muss, ich stecke jemanden an oder werde selber krank.“
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