Im Vergleich zu Donauwörth ist das Angebot in Nördlingen, mit dem Bus von A nach B zu kommen, eher überschaubar. Es gibt zwei Rundkurse und eine Linie nach Baldingen. Das Angebot ist „eher einfach ausgebaut und wird einem heutigen Mobilitätsgedanken nicht mehr gerecht“, beurteilt Jürgen Kunofsky, im Landratsamt für den öffentlichen Nahverkehr zuständig, die Situation. Auch wurde immer mehr Kritik laut, dass die Altstadt von Nördlingen schlecht angebunden ist. Das soll sich jetzt aber ändern.
Denn die Donau-Rieser Kreisräte haben nun das Konzept von „NÖ-Mobil“ auf den Weg gebracht. Der etwas ungewöhnliche Titel dieses Regionalbusangebots mit Verkehrsknoten Nördlingen war eigentlich nur ein Arbeitstitel, doch er ist geblieben.
Die Lücke im öffentlichen Nahverkehr füllen
Was also steckt in NÖ-Mobil? Es soll eine Lücke im öffentlichen Nahverkehr füllen, die aktuell zwischen der Großen Kreisstadt Nördlingen und den Gemeinden Deiningen, Ederheim, Möttingen und Reimlingen klafft. Bewusst will man im Landratsamt keine Konkurrenz zu bestehenden Stadt-, Regional- oder Rufbusangeboten sein, sondern eine Ergänzung. Sollte das Konzept gut angenommen werden, könnte es in anderen Regionen des Landkreises umgesetzt werden – beispielsweise mit dem Verkehrsknoten Oettingen oder Wemding. „Es ist eine Blaupause, deren Erfolg wir jetzt testen“, sagte Landrat Stefan Rößle vor dem Beschluss im Kreistag.
Von den Gemeinden soll im Halbstundentakt ein – wenn möglich elektrisch betriebener – Kleinbus in die Stadt und wieder zurück fahren. Kleinbus deshalb, damit er auch durch die engen Straßen der Altstadt kommt. Per App, Anruf oder Internet können Fahrgäste anmelden, dass sie mit dem Bus fahren wollen. Dadurch ergeben sich flexible Fahrtrouten in die Stadt – das System nennt man Pooling. Die Fläche soll also bedient werden, auch wenn die gefahrene Strecke jedes Mal eine andere sein kann.
Start im neuen Jahr
Gefahren wird montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, am Samstag von 8 bis 13 Uhr. Allerdings wird eine zeitliche Ausweitung am Samstag bereits diskutiert. Auch die Gemeinden Wechingen und Alerheim haben bereits angemeldet, sie möchten ebenfalls bei NÖ-Mobil angefahren werden.
Das Konzept soll zum neuen Jahr starten. Die Kosten pro Jahr werden auf rund 200.000 Euro geschätzt, wobei die Regierung von Schwaben bereits eine Förderung in Aussicht gestellt hat. Zusätzlich soll es ebenfalls finanzielle Mittel der ÖPNV-Zuweisungen geben. Damit bleibt für den Landkreis und die beteiligten Kommunen – die Finanzierung läuft über einen gemeinsamen Zweckverband – eine jährliche Belastung von etwa 45.000 Euro im ersten und rund 90.000 Euro im letzten Jahr. Die Gemeinden beteiligen sich prozentual abhängig von der Einwohnerzahl. Das Pilotprojekt ist auf sechs Jahre angelegt.
Kreisräte stimmen dem Projekt zu
Unter den Kreisräten fand das Projekt durchgehend Zustimmung. Allerdings kritisierte Gerhard Martin (SPD), dass die beteiligten Gemeinden zusätzlich zur Kreisumlage zur Kasse gebeten werden und damit die Finanzierung der verschiedenen Stadtbus-Systeme unterschiedlich strukturiert sei. Eva Münsinger von den Grünen monierte, dass der ÖPNV im Landkreis in den Städten zwar funktioniere, es aber auf dem Land kein Angebot gebe. „Wir dürfen das Land nicht vergessen“, appellierte sie an ihre Kreistagskollegen.
Ulrich Singer von der AfD äußerte seine Bedenken, ob der NÖ-Mobil-Bus angenommen werde. Eine Fahrt von Wallerstein nach Nördlingen koste einfach 3,20 Euro. „Da werden doch viele lieber das Auto nehmen, das flexibler und schneller ist.“
Der Preis berechnet sich je nach Distanz, die der Fahrgast mit dem Bus überwindet. Innerhalb des Stadtgebietes Nördlingen kostet eine Fahrt beispielsweise zwei Euro für Erwachsene, eine Überlandfahrt von Birkhausen nach Kleinsorheim kostet den Maximalpreis von 4,90 Euro. Eine Sechserkarte kostet für Erwachsene zwischen zehn und 24,50 Euro – je nach Wegstrecke.
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