„Einfach vogelwuid“, kommentierte ein Zuschauer, und seine Begleiterin animierte ihn spontan zum Schunkeln. Die Zuschauer durften sich mit den Akteuren im Faschingsumzug in Mertingen freuen: Der Nieselregen legte eine Pause ein, und so herrschte an der Schmutter für Stunden prächtige Stimmung. Viele Zuschauer hatten sich allerdings angesichts des garstigen Wetters abhalten lassen.
Dabei boten die Faschingsfreunde wieder einen bunten Mix an Faschingsgesellschaften, Maskengruppen und Narrengesellschaften, die man sonst in der Region kaum sieht. Das vor einigen Jahren eingeführte Konzept kommt an. Ob Fasching, Fasenacht oder Karneval – in Mertingen wurde auch diesmal von allem etwas geboten. Dass man die Zahl der Motivwagen auf 15 begrenzt hatte, sorgte bei den Zuschauern für Zustimmung. Bei angenehmen Temperaturen, aber lästigem Wind zogen Mäschkerle, Hästräger, Gardistinnen, gekürte Faschingshäupter und Musikanten beim Gaudiwurm durch die Straßen.
Gruppen kommen bis aus Baden-Württemberg und dem Allgäu
Es brillierten vor allem Fußgruppen: Da waren die Zünfte vertreten, die Maskengruppen sowie ein Dutzend Faschingsvereine mit ihren Regenten, Elferräten und Garden. Präsidentin Corinna Wiedemann stellte die einzelnen Gruppen in launigen Kommentaren vor und hatte dazu die Schlachtrufe parat. Gar nicht so einfach, kamen die Gäste doch bis aus Baden-Württemberg oder Kempten im Allgäu.
Bürgermeister Albert Lohner nahm die närrische Parade vor dem Rathaus ab – zum letzten Mal. Dabei bekamen er und seine Gattin viel Konfetti ab. Zuvor waren die Prinzenpaare eigens bei einem Empfang begrüßt worden. Auch nach der Narrenparade trieben die Zunftgruppen mit ihren zum Teil furchteinflößenden Holzmasken mit der ein oder anderen Besucherin ihren Schabernack.
36 Maskengruppen und 15 Motivwagen, aber nur ganz wenig Wahlkampf
Umzugsleiter Dieter Brummer strahlte übers ganze Gesicht, weil die Wetterprognose stimmte und sich eigens für den Umzug ein „trockenes Fenster“ geöffnet hatte. 36 Maskengruppen, 15 Motivwagen und zwölf Faschingsgesellschaften zählte Brummer am Start, dazu zwölf Abordnungen von örtlichen Vereinen. Nur eine Leiterwagen-Gruppe nahm sich des Wahlkampfs um die Nachfolge von Bürgermeister Lohner an. Ein Indiz dafür, dass die Narren das Werben der Kandidaten offenbar eher kaltlässt.