Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Mertingen: Die etwas andere Biogasanlage

Mertingen

Die etwas andere Biogasanlage

    • |
    Das ist die Biogasanlage von Paul Schweihofer in Mertingen
    Das ist die Biogasanlage von Paul Schweihofer in Mertingen Foto: Helmut Bissinger

    Energiewende und Klimaschutz? Vor 20 Jahren waren dies keine Schlagwörter. Die „grüne Energie“ lag seinerzeit in weiter ferne. Einzig Paul Schweihofer erwies sich in der Region als Pionier, gelegentlich belächelt angesichts seiner visionären Vorstellungen.

    Im Landkreis einzigartig

    Zug für Zug, Schritt für Schritt hat der Landwirt neue Entwicklungen berücksichtigt. Dass man Rückschläge hinnehmen und Widerstände ertragen musste, sei für ihn immer wieder Ansporn gewesen, betonte er bei der Feier in der Alten Brauerei in Mertingen.

    Heute betreibt Schweihofer mit seiner Familie eine Biogasanlage, die im Landkreis einzigartig ist. Er verwandelt mit 20 Mitarbeitern Mist, Gras, Kartoffelschalen, Joghurt und andere Abfallstoffe in Ökostrom und Wärme. Als er damit begann, Grüngut zu kompostieren, ließ Schweihofer die Idee nicht mehr los, wie er selbst sagte, Strom und

    Mais wird nicht verarbeitet

    Mais wie in den meisten anderen Biogasanlagen kommt bei Schweihofer nicht zum Einsatz. „Im Bio-Abfall steckt jede Menge nützlicher Energie“, erklärte er und kündigte an, einen weiteren Meilenstein ins Rollen zu bringen: flüssigen biologischen Volldünger zu produzieren. Dazu sollen zwei neue Gärbehälter gebaut werden.

    Die Idee, die hinter Schweihofers Erfolgsmodell steckt, klingt einfach: Er bringt Bio-Bfall zum Gären und erzeugt damit Gas. Grünmaterial, Wasser und Bakterien sind die Grundstoffe zur Produktion. Die Technik für einen solchen Vorgang gab es vor 20 Jahren noch nicht. Schweihofer entwickelte speziell für seine Bedürfnisse die Maschinen und die Technologie. Dabei kam ein sogenannter Pulper zum Einsatz. Zunächst wurden nur Grünabfälle verwertet, dann kamen andere Produkte wie abgelaufene Milchprodukte dazu.

    3300 Haushalte mit Strom versorgt

    Rund um die Uhr fließt Ökostrom ins allgemeine Stromnetz. Damit werden von BENC rein rechnerisch rund 3300 Haushalte mit Strom versorgt. Wenn man dies mit dem Jahr 2009 vergleicht, wurden damals täglich 1,7 t Bioabfall angeliefert. Nun ist man bei über 100 Tonnen. Zugleich kann die Firma mit der aktuell erzeugten Abwärme von fünf Millionen Kilowatt rund 250 Haushalte beheizen. Und noch eine Zahl: Jährlich sorgt BENC für eine CO²-Einsparung von 7 700 Tonnen.

    Die Liste der Gratulanten war lang, die Schweihofers innovative Ideen lobten, allen voran Artur Auernhammer, der agrarpolitische Sprecher der CSU im Bundestag. In Zeiten, in denen man sich in Madrid bei der Weltklimakonferenz die Köpfe heiß rede, hätte Paul Schweihofer längst aufgezeigt, wie Klimaschutz funktioniere. Dessen „Lebenswerk“ sei wegweisend, ein Beispiel für die Energiewende.

    Die Firma sei durch die Kompetenz und den Fleiß des Chefs zu einem High-Tech-Unternehmen geworden, auf das Mertingen stolz sein. Die örtliche energetische Wertschöpfung sei hoch, sagte Lohner, und sprach die Kooperation mit Pro Therm an. Das teilweise gemeindeeigene Unternehmen beziehe für seine Nahwärme die Energie von BENC. Mittlerweile würden über 70 Haushalte und zwei Großunternehmen beliefert.

    „Wichtiger Beitrag“

    „Er hat auf Klimaschutz gesetzt als das noch kein Thema war“, blickte Claudius da Costa Gomez zurück. Klimaschutz bedeute nicht Verzicht auf lieb gewonnene Annehmlichkeiten, sondern nur einen Wandel. Die Biogasanlage von Paul Schweihofer sei ein Beispiel, wie man mit Ideen und Mut vieles bewegen könne. Bezirksrat Albert Riedelsheimer, der Umweltbeauftragte des Gremiums, nannte Schweihofer einen Pionier. Er leiste einen „wichtigen Beitrag“ zur Energiewende und zum Klimaschutz.

    Für Landrat Stefan Rößle ist der Unternehmer ein „Abenteurer“, der aus Abfall Strom, Wärme und Dünger liefere. Für den Abfallwirtschaftsverband im Landkreis sei BENC ein geschätzter Partner. Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler (CSU) gratulierte Schweihofer wie auch der Gemeinde Mertingen. „Beide haben nachhaltig profitiert.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden