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Landkreis: Lockere Schrauben: „Eine hohe kriminelle Energie“

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Lockere Schrauben: „Eine hohe kriminelle Energie“

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    Blick auf das manipulierte Rad eines betroffenen Autobesitzers: An dieser Felge fehlte bereits eine Schraube, als der Fahrer bemerkte, dass mit dem Wagen etwas nicht stimmt.
    Blick auf das manipulierte Rad eines betroffenen Autobesitzers: An dieser Felge fehlte bereits eine Schraube, als der Fahrer bemerkte, dass mit dem Wagen etwas nicht stimmt. Foto: Polizei

    Lockert ein Unbekannter reihenweise die Schrauben beziehungsweise Muttern an den Rädern von Autos und möglicherweise anderen Fahrzeugen – und das nicht nur in Buchdorf, sondern auch im Raum Harburg und Donauwörth? Diese Frage beschäftigt die Polizei mehr denn je. Seit über die Medien mehrere Fälle dieser Art mit Bezug zu

    Die Dienststelle hat – wie berichtet – angesichts der Brisanz eine Ermittlungsgruppe gebildet. Eine heiße Spur habe man noch nicht, schildert Stephan Roßmanith, Pressesprecher der Inspektion. Ungeklärt sei, ob wirklich ein Serientäter über Buchdorf hinaus aktiv ist – oder ob es sich um unterschiedliche Komplexe handelt. Es gebe durchaus Fakten, die bei einem großen Teil der Fälle einen Zusammenhang denkbar machen. „Es ist eine gewisse Handschrift erkennbar“, erläutert der Hauptkommissar. Der Schrauber hinterlasse beispielsweise keine Spuren. Fast ausnahmslos mache er sich jeweils am linken vorderen Rad zu schaffen.

    Was laut Roßmanith klar ist: Der oder die Unbekannten handelten „mit hoher krimineller Energie“. Die Schrauben würden nur gelockert. „Der Täter will, dass es zu einem Unfall kommt“, folgert der Beamte daraus. Dass die Schrauben gelockert sind, könne das Opfer in aller Regel nicht sehen. Mit dem manipulierten Rad könnten noch Dutzende von Kilometern zurückgelegt werden, ehe die Schrauben oder Muttern davonfliegen und sich das Rad während der Fahrt lösen – was in den vergangenen Tagen und Wochen bereits einige Male passierte.

    Täter nimmt in Kauf, „dass Leute zu Tode kommen“

    Letztlich nehme der Täter in Kauf, „dass Leute zu Tode kommen“. Schließlich könne jederzeit ein schlimmes Unglück geschehen, wenn ein Rad abfällt und das Fahrzeug in den Gegenverkehr gerät. Roßmanith: „Man kann von ganz großem Glück reden, dass wir noch keine Verletzten haben.“ Bislang gingen die Manipulationen mit Sachschaden ab, der sich mittlerweile auf einige Tausend Euro summiert.

    In Buchdorf dürfte der Unbekannte quer durch den Ort bislang mindestens ein halbes Dutzend mal zugeschlagen haben. Ein Bürger war sogar zweimal betroffen. Der 42-Jährige, der in der Straße Am Asbach lebt, stellte am 4. Juni erstmals fest, dass an seinem Auto das linke Vorderrad klackerte. Der Mann stoppte. An dem Rad fehlten bereits drei der fünf Schrauben komplett. Zehn Tage später – der 42-Jährige hatte sich inzwischen einen neuen Pkw gekauft – geschah das Gleiche noch einmal. Dieses Mal löste sich auf dem Weg von Donauwörth nach Buchdorf das Rad.

    In dem Juradorf neu hinzugekommen sind zwei weitere Fälle. Ein Daitinger, der seinen Wagen am 11. Juni vor der Kirche in Buchdorf geparkt hatte, vernahm wenig später auf der B2 zwischen Itzing und Monheim verdächtige Geräusche. Das Rad schlingerte bereits auf der Achse. Bereits Ende Mai hatte ein Mann aus Asbach-Bäumenheim sein Auto für längere Zeit unbeaufsichtigt in der Bürgermeister-Rößner-Straße in Buchdorf abgestellt. Ein heftiges Klackern am Wagen veranlasste den 35-Jährigen, eine Werkstatt aufsuchen. Ergebnis: Die Schrauben am linken Vorderrad waren locker.

    Ein möglicher Zusammenhang der Fälle in Buchdorf

    Ein möglicher Zusammenhang, der sich nach neuestem Stand in Buchdorf herauskristallisiert: Alle Fahrzeuge waren auch im Ortskern im Bereich um Kirche, Schule, Kindergarten und Metzgerei geparkt. Vielleicht sei dies einer Person ein Dorn im Auge. Dazu würde auch passen, dass in dieser Woche ein Pkw vor der

    In Harburg erlebte ein 60-Jähriger am 23. Mai eine böse Überraschung. Auf der Wemdinger Straße auf Höhe des Edeka-Markts verlor der Pkw plötzlich das linke Vorderrad. Dieses rollte weg und landete neben der Fahrbahn. Am Donnerstag traf es einen 56-Jährigen aus Mauren, der mit einem Auto samt Wohnwagen in Ebermergen unterwegs war. In der Badgasse sprang das linke Rad von der Achse. Der Fahrer konnte das Gespann unmittelbar danach zum Stillstand bringen. Auch dieses Rad war laut Polizei zuvor gelockert worden.

    Bis Freitagmittag teilten weitere Anrufer bei der Inspektion in Donauwörth mit, dass ihnen Ähnliches widerfahren sei. Eine Frau aus dem Harburger Stadtteil Großsorheim bemerkte in Riedlingen, dass jemand an ihrem Auto geschraubt hatte – und zwar in der Zeit zwischen dem 12. und 14. Juni. Da der Pkw in Großsorheim in einer verschlossenen Garage steht, dürfte die Tat im Stadtgebiet von Donauwörth geschehen sein.

    Auch drei Fälle auf dem Parkplatz von Airbus Helicopters

    Drei weitere Autobesitzer schilderten der Polizei, dass sie schon Anfang Mai ein solches Erlebnis hätten. Die Gemeinsamkeit: Alle drei Betroffenen, die in Donauwörth beziehungsweise Tapfheim wohnhaft sind, sind bei der Firma Airbus Helicopters tätig und hatten ihre Wagen auf dem Parkplatz an der Industriestraße abgestellt. Interessant: Dort gab es in den Jahren 2016/17 bereits eine ganze Reihe von solchen Taten. Die Serie wurde bis heute nicht aufgeklärt.

    Polizei rät Autobesitzern zu „gesunder Vorsicht“

    Angesichts der vielen neuen Fälle rät die Polizei allen Autobesitzern, eine „gesunde Vorsicht“ walten zu lassen. Stephan Roßmanith: „Bei der kleinsten Änderung des Fahrverhaltens sollte bei nächster Gelegenheit angehalten und geschaut werden, ob die Schrauben fest sind.“ Eindeutige Zeichen, dass sich ein Rad lösen könnte, seien klackernde Geräusche und ein vibrierendes Lenkrad.

    Die Polizeiinspektion Donauwörth, die wegen gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr ermittelt, bittet weiter um Hinweise. Telefon: 0906/706670.

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