Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Donau-Ries: Wie Menschen Wald und Flur im Donau-Ries-Kreis schaden

Landkreis Donau-Ries

Wie Menschen Wald und Flur im Donau-Ries-Kreis schaden

    • |
    Wenn man sich bei einem Spaziergang an die Regeln hält, wie dieses Paar im Wald bei Mertingen, dann fühlen sich die Tiere meistens auch nicht gestört.
    Wenn man sich bei einem Spaziergang an die Regeln hält, wie dieses Paar im Wald bei Mertingen, dann fühlen sich die Tiere meistens auch nicht gestört. Foto: Bissinger

    In der Corona-Pandemie haben sich die Gewohnheiten der Menschen verändert. Man arbeitet von zu Hause, man meidet Kontakte und man hat in der Freizeit neue Hobbys gefunden. Immer mehr Menschen sind in der Natur unterwegs – auch in Nordschwaben. „Dass die Menschen unsere Heimat entdecken ist schön“, sagt Forstamtsdirektor Peter Birkholz, „aber mitunter hat das auch problematische Auswüchse.

    Wer sich an die Regeln halte, sei in Flur und Natur willkommen, bekräftigt Birkholz. Die höhere Belastung sei hinnehmbar. Tiere könnten diese Störungen verkraften, aber immer mehr Zeitgenossen seien kreuz und quer im Wald unterwegs: als Motocrosser oder Quadfahrer. Das erhöhte Freizeitbedürfnis führe bei manchen offenbar dazu, Wälder mit Freizeitparks zu verwechseln.

    Einer der Hotspots ist der Wald in Mertingen

    Man habe Schilder aufgestellt, doch diese würden ignoriert. Die Crossfahrer seien sich bewusst, gesetzeswidrig zu handeln, denn wie sonst ließe sich erklären, dass manche ihre Kennzeichen abmontierten. Der Missbrauch des freien Betretungsrechts in Wäldern sei nicht länger duldbar. Das Gleiche gelte für Hundebesitzer. Neu-Besitzer von Hunden seien sich offenbar nicht bewusst, dass sie ihre Vierbeiner erziehen müssten oder eben anleinen.

    Einer der Hotspots ist der Mertinger Wald. „Man sieht den Wald vor lauter Menschen nicht mehr“, sagt ein Waldbesitzer. Es seien momentan oft zwischen 300 und 500 Menschen in dem Waldgebiet unterwegs. Die Besucher würden dabei nicht nur aus dem Landkreis kommen, sondern auch aus Dillingen oder Augsburg„Das ist an den Autokennzeichen auf den Parkplätzen zu erkennen.“

    Wie es mit Bußgeldern im Donau-Ries-Kreis aussieht

    Auch Thomas Fischer, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, beobachtet, dass immer mehr Menschen in den Wäldern unterwegs sind. „Einer der Hauptgründe ist sicher, dass derzeit Alternativen bei der Freizeit- und Urlaubsgestaltung fehlen“, so Fischer. Halten sich Spaziergänger oder Radler nicht an die Regeln im Wald, kann das auch für sie Folgen haben. „Verstöße gegen geltende Vorschriften stellen normalerweise Ordnungswidrigkeiten dar und werden als solche in der Regel mit Geldbußen geahndet.“ Es können also Bußgelder verhängt oder Fahrräder eingezogen werden.

    „Im Landkreis wurde von dieser Möglichkeit bislang kein Gebrauch gemacht“, sagt er. Nicht nur Pflanzen, sondern auch die Tiere spüren den erhöhten Freizeitdruck. Fischer erklärt, dass vor allem brütende und nistende Vögel von Spaziergängern gestört werden. „In vielen Fällen so stark, dass die Tiere ihre Brutplätze verlassen oder die Brut unterbrechen.“ Im schlimmsten Fall überlebe der Nachwuchs nicht und die Population gehe zurück.

    Dieser Stress ist für Vögel belastend

    In sensiblen Bereichen wie den Pfäfflinger Wiesen oder der Mertinger Höll könnte Unachtsamkeit schwere Schäden hinterlassen. „Kiebitze werden zum Beispiel von Hunden oder Radfahrern, die sich ihrem Nest nähern, aufgeschreckt.“ Dieser Stress gehe nicht spurlos an den Vögeln und an deren Gelegen vorbei. „Es besteht dann durchaus die Gefahr, dass die Eier auskühlen oder das Tier das Nest komplett verlässt, so Fischer. Zwölf Naturwächter sind im Landkreis unterwegs und eigens darauf hingewiesen worden, die Brennpunkte noch sensibler als bisher im Auge zu haben.

    Für die Gebietsbetreuer des Bund Naturschutzes hält sich die Belastung im Donauried im Rahmen. Immer wieder würden sie zwar Spaziergänger ansprechen müssen, doch Auswüchse habe es beispielsweise im Landschaftsschutzgebiet in der „Mertinger Höll“ bislang nicht gegeben. Zugenommen, so Vorsitzender Alexander Helber, hätten Fotografen, die sich in dem sensiblen Gebiet auf die Lauer legten, um seltene Tiere wie den Brachvogel vor das Objektiv zu bekommen.

    Besucherbetreuung im Wemdinger Ried

    Johannes Ruf hat sich in den letzten Tagen gleich mehrmals geärgert. Dass Menschen mit Mountainbikes dort unterwegs seien, wo ein sensibler Untergrund besteht, kann der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Wemding Ried einfach nicht verstehen. „Die dünnen Rasennarben werden so beschädigt, dass sie nicht nachwachsen können“, erzählt Ruf. Im Wemdinger Ried habe man eine Besucherbetreuung eingerichtet. Immer Sonntag nachmittags würden Spaziergänger informiert oder manchmal auch Informationsbroschüren verteilt. Das helfe, Menschen mit der Absicht, die Landschaft zu zerstören, abzuhalten. Auf dem Harburger Bock habe er aber erst kürzlich beobachtet, wie Mountainbiker rücksichtslos durch die Landschaft gebrettert seien, während Picknicker sorgsam jeden Rest wieder eingesammelt hätten.

    Lesen Sie auch:

    Wolf im Ries gesichtet: Wie verhalte ich mich, wenn ich einen sehe?

    Wohnen bald Störche auf „Schloss“ in Schrattenhofen?

    Klima neutrale Fotobücher aus Donauwörth für die Welt

    Was Totholz noch lebendig macht

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden