Startseite
Icon Pfeil nach unten
Donauwörth
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Donau-Ries: Seniorenheime: Damit Corona draußen bleibt

Landkreis Donau-Ries

Seniorenheime: Damit Corona draußen bleibt

    • |
    Besondere Zeiten erfordern besondere Lösungen: Im BRK-Seniorenheim in Donauwörth können Bewohner mit ihren Angehörigen per Skype kommunizieren. Denn das Besuchsverbot gilt weiter.
    Besondere Zeiten erfordern besondere Lösungen: Im BRK-Seniorenheim in Donauwörth können Bewohner mit ihren Angehörigen per Skype kommunizieren. Denn das Besuchsverbot gilt weiter. Foto: Benjamin Trollmann

    In den Zeiten der Coronakrise hat wohl jeder seine ganz eigene Krise. Die einen eine Finanzielle, die nächsten eine Familiäre. Doch ein Ort, an dem es in diesen Tagen wirklich mehr als sonst wo um die Gesundheit geht, ist das Seniorenheim. Die Bewohner der Heime in der Region gehören durch ihr Lebensalter per se schon zur Risikogruppe. Zudem sind viele gesundheitlich vorbelastet und deshalb umso mehr durch das Virus gefährdet. Sollte der Erste infiziert sein, ist die Gefahr sehr groß, dass die Infektion wie ein Lauffeuer um sich greift und eine ganze Einrichtung betrifft – so wie aktuell in Harburg.

    Das BRK-Seniorenheim in Donauwörth hat einen Notfallplan

    „Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der erste Bewohner erkrankt“, sagt Timo Böllmann, Leiter des BRK-Seniorenheims in Donauwörth ganz nüchtern. Natürlich hofft er, dass es nicht so kommt. Aber er ist Realist genug. In seinem Haus, in dem 130 Kräfte dafür sorgen, dass der Ablauf stimmt, gibt es jetzt einen Notfallplan, wie im Falle einer auftretenden Infektion zu verfahren sei. Isolierzimmer seien vorbereitet. „Doch wenn es kommt, dann wird es ein Schock“, ist er sich sicher. Die Lage sei einfach besorgniserregend.

    Um dieses Szenario möglichst zu vermeiden, gelten für alle Mitarbeiter höchste Hygieneauflagen. Vom Hausmeister bis zum Küchenpersonal und natürlich auch alle Pfleger und Betreuer – sie alle tragen Mundschutz, um das Gegenüber zu schützen. Wo es geht, wird Abstand eingehalten und laufend desinfiziert. Besuch ist weiterhin verboten – rund um die Uhr sitzt am Eingang eine Person, die dies auch wirklich durchsetzt. „Wir wollen sicherstellen, dass wirklich niemand reinkommt.“

    Eine schwierige Situation, vor allem für demente Menschen

    Unterdessen sorgen diese Regelungen noch für eine zusätzliche seelische Belastung der Bewohner. Statt dem täglichen Besuch des Ehepartners oder der Kinder bleibt nur der direkte Kontakt zum Pflegepersonal oder den anderen Bewohnern. „Vor allem für demente Menschen ist das eine sehr schwere Situation. Sie verstehen nicht, warum die Bezugspersonen nicht mehr kommen und auch die Pfleger jetzt nur mit Masken herumlaufen“, erzählt Böllmann.

    Um sowohl den Heimbewohnern als auch den Verwandten zu Hause eine Möglichkeit für einen direkten Kontakt zu bieten, hat man sich am Mangoldfelsen etwas Besonderes einfallen lassen. Nach Terminabsprache können Senioren via Internetleitung mit Video ihre Angehörigen sehen und sprechen. „Das ist sehr wichtig für die Familie zu Hause. Sie sehen, dass ihr Verwandter wohlauf, gesund und guter Dinge ist. Das ist eine wichtige Botschaft, die viel mehr sagt, als eine kurze Auskunft des Personals“, sagt Böllmann. Für Bewohner, die bettlägerig sind, wird das Ganze auf Wunsch auch per Tablet realisiert.

    Post von Unbekannten an die Heimbewohner

    In den Seniorenheimen des gKU beschränkt sich der Kontakt auf das Telefon. Zudem schreiben viele Verwandte aber auch viele Fremde Briefe und Kinder malen Bilder für die Heimbewohner. „Unsere Mitarbeiter haben dazu im Internet aufgerufen und wir erfahren ein unheimlich positives Echo“, schildert Elisabeth Oestringer, Leiterin des Pflegezentrums Bürgerheim in Nördlingen mit 81 Plätzen und des Donau-Ries-Seniorenheims in Monheim mit 58 Bewohnern. Aktuell gibt es vor allen Häusern eine Box, in der diese besondere Post eingeworfen werden kann. „Das sorgt für willkommene Unterhaltung“, sagt Oestringer, denn die Mitarbeiter in den Heimen sind aktuell noch stärker als sonst zwischenmenschlich gefordert. „Unsere Bewohner leiden genauso wie alle anderen Senioren, die zu Hause sind und nicht raus können oder sollen.“

    Anders als in Donauwörth gab es im Seniorenheim in Monheim bereits einen Corona-Fall. Die Bewohnerin musste in der Uniklinik in Augsburg auf der Intensivstation behandelt werden, ist aber mittlerweile genesen und zurück im Heim. In der Einrichtung selbst gab es glücklicherweise keine weitere Infektion. Aktuell können die Senioren nur in ihren Wohngruppen bleiben und abwechselnd nach draußen in den Garten. Wer erkältet ist, muss in seinem Zimmer bleiben. „Bei einigen Bewohnern ist das Verständnis dafür nicht so gegeben“, berichtet Oestringer, die das durchaus nachvollziehen kann. Doch sie merkt an, dass so ein Vorgehen an sich bei Erkältungswellen oder bei Noroviren üblich ist. „Für uns ist das keine völlig neue Situation, aber sie ist im Gegensatz zu anderen Infektionskrankheiten überhaupt nicht einschätzbar.“

    Lesen Sie auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden